NACH #METOO-DEBATTE : Film-und Fernsehbranche gründet Beratungsstelle gegen sexuelle Belästigung

4. Juni 2018 // ticker

Die Film- und Fernsehbranche zieht Konsequenzen aus #Metoo: Sender, Verbände und Gewerkschaften haben in der vergangenen Woche eine Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt gegründet.

zwd Berlin. Vor dem Hintergrund der #Metoo-Debatte haben 15 Branchenverbände und öffentlich-rechtliche Sender einen Verein gegründet, der die Arbeit der Vertrauensstelle gestalten und finanzieren wird, teilten die Verantwortlichen vergangenen Freitag mit. Und auch der Bund ist bei Gewaltprävention und Aufarbeitung in der Kulturszene mit an Bord. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte: "Es war und ist mir ein wichtiges politisches und menschliches Anliegen, angesichts sexueller Belästigungen, Demütigungen und Gewalt in der Filmbranche, aber auch in anderen Kultursparten eine Anlaufstelle mit zu initiieren, an die Betroffene sich vertrauensvoll wenden können. Dafür habe ich neben der politischen vor allem auch finanzielle Unterstützung zugesichert", so Grütters.

Grütters will die Stelle zunächst mit 100.000 Euro unterstützen. Die ARD gibt 40.000 Euro, das ZDF 15.000 Euro. Dieselbe Summe steuern der Verband Privater Medien und der Deutsche Bühnenverein bei. Die Vertrauensstelle richtet sich an Betroffene sexueller Belästigung und Gewalt und ist zunächst auf den Film-, Fernseh-, Theater- und Orchesterbereich beschränkt. Sie soll ein niedrigschwelliges anonymes Beratungsangebot bereitstellen und zügig ihre Arbeit aufnehmen. Den Initiator*innen zufolge kann ihre Arbeit ebenfalls auf die restliche Medienbranche, die Musikbereich und andere Kulturzweige ausgeweitet werden. Die Stelle soll künftig Beschwerden entgegennehmen und prüfen, vor allem aber Betroffene unterstützen. Zudem soll die Prävention sexueller Belästigung und Gewalt im Mittelpunkt stehen.

Hintergrund ist die sogenannte #MeToo-Debatte, die eine breite Diskussion über Abhängigkeiten und Machtmissbrauch bis hin zu sexuellen Übergriffen in der Kultur- und Medienbranche angestoßen hat. Die Initiator*innen machten deutlich, dass insbesondere dort Handlungsbedarf entstehe, wo oft nur kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse beständen, wo viele Selbständige arbeiteten und wo starke Abhängigkeitsverhältnisse z.B. durch die zentrale Bedeutung von Weiterempfehlungen existierten.

Barbara Rohm von Pro Quote Film und Heide Schwochow, Vorstand Deutsche Filmakademie, erklärten für die beteiligten Branchenverbände und -institutionen:

„Dass die #Metoo-Debatte zur Zusammenarbeit so vieler BranchenvertreterInnen geführt hat, ist ein wichtiges Signal für alle Betroffenen. Jetzt gilt es die Idee eines Kulturwandels hin zu einem belästigungs- und gewaltfreien Arbeiten in die Tat umzusetzen. Diese Aufgabe wird nur mit viel Engagement und einem langen Atem umzusetzen sein. Die großen Erwartungen, die an die überbetriebliche und neutrale Beschwerdestelle gerichtet werden, dürfen nicht enttäuscht werden. In mehreren Veranstaltungen der Deutschen Filmakademie ist immer wieder zum Ausdruck gekommen, dass sich die Branche sowohl eine juristische Einordnung von Fällen sexueller Belästigung und Gewalt wünscht, als auch eine psychologische Erstbetreuung. Das ist das Wunderbare an der Vertrauensstelle: Sie wird Problemlösungen und aktive Unterstützung für Betroffene anbieten und - nicht zuletzt - Machtmissbrauch immer wieder thematisieren, um ein angstfreies Arbeitsklima zu ermöglichen."


Gründungsmitglieder des Vereins sind:

Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten

der Bundesrepublik Deutschland (ARD)

Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V.

Bundesverband Casting e.V. (BVC)

Bundesverband Regie e.V. (BVR)

Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS),

Bundesvereinigung Maskenbild e.V.

Deutsche Akademie für Fernsehen e.V.

Deutsche Filmakademie e.V.

Deutscher Bühnenverein/ Bundesverband der Theater und Orchester

InteressenVerband Synchronschauspieler e.V. (IVS)

Pro Quote Film e.V.

Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater e.V. (VdA)

Verband der Nachwuchsagenturen e.V. (VDNA)

Verband Deutscher Filmproduzenten

Verband Privater Medien e.V. (VAUNET)

Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)

Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF).

Artikel als E-Mail versenden