GLEICHSTELLUNGSSTUDIE : Frauen in MINT-Berufen werden nicht genug gefördert

7. Juni 2019 // Julia Trippo

Im internationalen Vergleich gibt Deutschland einen besonders hohen Anteil des Bruttoinlandproduktes für Forschung und Entwicklung aus. Trotzdem ist der Anteil von Frauen, die in Deutschland in der MINT-Forschung arbeiten, laut einer Studie im europäischen Raum am geringsten.

Bild: Pixabay
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zwd Vancouver. Die Studie der kanadischen Nichtregierungsorganisation Equal Measures 2030 hatte untersucht, inwieweit 129 der UN-Mitgliedsstaaten ihre Verpflichtung zur Gleichstellung der Geschlechter umsetzen. Dies war eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, auf die sich alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen im Jahr 2015 geeinigt hatten. Die Analyse der Frauen in der Wissenschaft und in MINT-Berufen, insbesondere wie Mädchen in MINT-Ausbildungen und deren Eintritt in Forschungsberufe von der Regierung unterstützt werden, ist ein den Verfasser*innen der Studie zufolge ein wichtiges Maß dafür, wie die Gleichstellung der Geschlechter in der neuen Wirtschaft mit einbezogen wird. Besonders auch in Hinblick darauf, dass Forschungsstellen oft durch den Staatshaushalt finanziert werden. So gibt es im europäischen Raum fünf Staaten, die besonders viel Geld (2 % des Bruttoinlandproduktes) in Forschung und Entwicklung investieren: Deutschland, Frankreich, Schweden, die Schweiz und Österreich. Dennoch sind Frauen in der Wissenschaft und technologischen Forschungspositionen in diesen Ländern keineswegs häufig vertreten.

Wenngleich die Schweiz einen verhältnismäßig hohen Frauenanteil (30 %) in der Forschung der Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) aufweist, liegt sie insgesamt lediglich auf Platz zehn (von 19). Auf Platz ein bis neun stehen europäische Länder, die alle geringere Anteile ihres Bruttoinlandproduktes in Forschung und Entwicklung investieren. Der Studie zufolge schneiden osteuropäische Länder, insbesondere die Balkan-Staaten, besonders gut ab. So arbeiten in Mazedonien auf Platz eins in den MINT-Fächern 54 Prozent Frauen. Deutschland und Österreich liegen mit 23 Prozent weiblichen Wissenschaftlerinnen auf dem letzten Platz.

Als eine der größten Technologie-basierten Wirtschaften in der europäischen Region hat Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zudem eine geringe Rate von Frauen, die in MINT-Fächern ein Studium abschließen. Auch weist Deutschland eine der steilsten Raten von Frauen auf, die in diesem Bereich von einer Vollzeit- auf eine Teilzeitstelle umsteigen oder komplett aus dem Erwerbsleben ausscheiden.

Ferner besteht Deutschland die höchste geschlechtsspezifische Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in Technikberufen auf dem gesamten europäischen Kontinent. Der Equal Measures 2030-Studie zufolge zeigten Marktforschungen auf, dass Männer in technischen Berufen fast 15.000 Euro mehr im Jahr verdienen als ihre Kolleginnen.


Die gesamte Studie "HARNESSING THE POWER OF DATA FOR GENDER EQUALITY Introducing the 2019 EM2030 SDG Gender Index" der Organisation Equal Measures 2030 finden Sie hier.

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