NACHRICHTENÜBERBLICK : EU-Staaten sollen bis 2015 Maßnahmen gegen den Gender Pay Gap ergreifen

10. April 2014 // zwd Berlin (kl).

  • FRAUEN IN FÜHRUNGSPOSITIONEN: Lediglich 16 Prozent der Entscheidungspositionen innerhalb der EU sind weiblich besetzt | Deutschland weit hinter dem Spitzenreiter Norwegen
  • BERLINER DEMOGRAFIE FORUM: Junge Erwachsene wünschen eine Abkehr von der 40-Stundenwoche
  • INTEGRATIONSPOLITIK: Zahl der erteilten Visa wegen Ehegattennachzug ist leicht gestiegen

  • EUROPÄISCHE UNION: LOHNUNGLEICHHEIT

    EU-Kommission fordert EU-Staaten auf, bis 2015 Maßnahmen zur Eindämmung des Gender Pay Gap zu ergreifen

    zwd Brüssel/Straßburg (kl). Die Europäische Kommission hat die EU-Mitgliedstaaten aufgefordert, die Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern transparenter zu gestalten. Sie empfahl den EU-Ländern, für Angestellte und MitarbeiterInnen ein Auskunftsrecht über die Entgelte einzuführen - einschließlich variabler Vergütungsmöglichkeiten wie Boni oder Sachleistungen. Ebenso sollen ArbeitgeberInnen von großen und mittleren EU-Unternehmen regelmäßig über die durchschnittliche Vergütung von Frauen und Männern berichten. Bis Ende 2015 müssen die Mitgliedstaaten die EU-Kommission unterrichten, welche Maßnahmen sie zur Umsetzung der EU-Empfehlungen ergriffen haben.

    Ziel müsse sein, die Stagnation des geschlechtsspezifischen Lohngefälles innerhalb der EU endlich zu beenden. Aktuell verdienen Frauen innerhalb der EU 16,4 Prozent weniger als ihre Kollegen. Damit fiel der Equal Pay Day der EU dieses Jahr auf den 28. Februar.

    EU-Staaten brauchen bessere Kontrollen zur Bekämpfung des geschlechtsbedingten Lohngefälles

    Zu den Empfehlungen der EU-Kommission gehört auch die Einbeziehung der Entgeltgleichheit in Tarifverhandlungen. Um auf bessere und aktuellere Statistiken über das Lohngefälle zurückgreifen zu können, regt die EU-Kommission mehr statistische Erhebungen an. Ferner soll der Begriff der ‚gleichwertigen Arbeit’ EU-weit konkretisiert und Systeme zur geschlechtsneutralen Arbeitsbewertung und beruflichen Einstufung implementiert werden. In diesem Sinne ist es nach Ansicht der EU-Kommission wichtig, die Rolle nationaler Gleichstellungseinrichtungen bei der Bekämpfung des Gender Pay Gap zu stärken. Zudem müsse die Entgeltdiskriminierung von Frauen durch eine Intensivierung der Kontrollen und Durchsetzung des Grundsatzes des gleichen Entgelts sowie verbesserte Sensibilisierungsmaßnahmen verringert werden.

    EUROPÄISCHE UNION: FRAUEN IN FÜHRUNGSPOSITIONEN

    Lediglich 16 Prozent der Entscheidungspositionen innerhalb der EU sind weiblich besetzt | Deutschland weit hinter dem Spitzenreiter Norwegen

    Frauen sind in den höchsten Entscheidungsgremien der größten börsennotierten Unternehmen der Europäischen Union weiterhin deutlich unterrepräsentiert. Nach den Ergebnissen des Genderdatenportals des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI-Genderdatenportal) vom 9. April waren im Jahr 2012 EU-weit gerade einmal 16 Prozent aller Mitglieder der jeweils höchsten Entscheidungsgremien (‚boards of directors’) der Börsenunternehmen weiblich. Mit einem Frauenanteil von circa 18 Prozent in den Aufsichtsräten - die höchsten Unternehmensgremien in Deutschland – liegt die Bundesrepublik zwar leicht über dem EU-Durchschnitt, aber deutlich hinter den Spitzenreitern. Als einziges Land erreichte der Nicht-EU-Staat Norwegen mit einem Frauenanteil von 44 Prozent beinahe eine Geschlechterparität. Nach Einschätzung der WSI-Expertin Christina Klenner kann dieses Ergebnis auf die gesetzliche Frauenquote für börsennotierte Unternehmen zurückgeführt werden.

    Den höchsten Frauenanteil in Unternehmensführungen innerhalb der EU wiesen nordeuropäische Länder auf: Finnland (29 %), Lettland (28 %) und Schweden (26 %). Die Männerdominanz wiederum fiel nach den Angaben des WSI-Genderportals unter den Vorsitzenden der höchsten Entscheidungsgremien besonders hoch aus: In 15 von damals 27 EU-Mitgliedsstaaten gab es 2012 keine einzige Frau unter den ‚presidents’ (entweder ‚chairperson of the board’ oder ‚chairperson of the supervisory board’). In Deutschland lag der Frauenanteil mit lediglich drei Prozent unter den ‚presidents’ der größten börsennotierten EU-Unternehmen extrem niedrig.

    BERLINER DEMOGRAFIE FORUM

    Junge Erwachsene wünschen eine Abkehr von der 40-Stundenwoche

    Immer mehr junge Menschen wollen Karriere, Familie und Pflegeverantwortung partnerschaftlicher aufteilen. Dies erklärte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) am 10. April auf dem Berliner Demografie Forum mit Verweis auf die Ergebnisse einer Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach (‚Demografischer Wandel – Zukunftserwartungen junger Erwachsener ’) aus dem Herbst 2013. Um die Arbeitswelt familienfreundlicher zu gestalten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern kündigte Schwesig an, das ElterngeldPlus, die weitere Flexibilisierung der Elternzeit und das Rückkehrrecht aus der Teilzeit- in Vollzeitarbeit noch in diesem Jahr anzugehen.

    Nach den Befunden des Allensbachinstituts wiesen 20 bis 34-Jährige Ende des vergangenen Jahres zwar eine ausgeprägte Berufsorientierung auf, ihre Wunsch-Arbeitszeiten lagen jedoch deutlich unterhalb dem tatsächlichen Durchschnitt: bei Männern 35 Wochenstunden, bei Frauen 31 Wochenstunden. Gleichzeitig stiegen der Kinderwunsch und die Bereitschaft, Verantwortung für die Pflege von Familienangehörigen zu übernehmen. Insbesondere Väter gaben an, mehr Zeit mit ihren Familien verbringen zu wollen. Dabei sahen die Befragten allerdings steigende Belastungen auf sie zukommen: 88 Prozent erwarten eine längere Lebensarbeitszeit, 83 Prozent gehen davon aus und privat mehr für das Alter vorsorgen zu müssen. Nur 23 Prozent erwarten bessere Berufsaussichten für junge Leute und 19 Prozent einen Rückgang der Arbeitslosigkeit.

    INTEGRATIONSPOLITIK

    Zahl der erteilten Visa wegen Ehegattennachzug ist leicht gestiegen

    Die Zahl der Visa wegen Ehegattennachzug haben sich im vergangenen Jahr leicht erhöht: Mit 32.777 Visa zum Nachzug von Ehegatten nach Deutschland vergab die Bundesregierung im Jahr 2013 insgesamt 931 beziehungsweise 2,92 Prozent mehr Einreiseerlaubnisse als im Jahr 2012. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung (Drs. 18/937) auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion (Drs. 18/762) hervorgeht.

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