STUDIE : Juraexamen: Frauen mit Migrationshintergrund doppelt benachteiligt

3. Mai 2018 // ticker

Deutsche Männer haben bessere Chancen als Frauen und Personen mit Migrationshintergrund, die juristischen Staatsprüfungen mit Prädikatsexamen abzuschließen. Der Deutsche Juristinnenbund (djb) fordert nun Diskriminierung in der juristischen Ausbildung systematisch in den Blick zu nehmen.

zwd Düsseldorf. Die juristische Ausbildung hat ein Diskriminierungsproblem. Dies zeigte eine aktuelle Studie für das Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Anhand der Analysen von etwa 18.000 Ergebnissen der ersten und zweiten juristischen Staatsprüfungen in Nordrhein-Westfalen aus den Jahren 2006 bis 2016 wurde untersucht, inwieweit Unterschiede in der Benotung von Männern und Frauen und Personen mit bzw. ohne Indikatoren für einen Migrationshintergrund bestehen. Das Ergebnis: Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund schneiden in der Benotung statistisch signifikant schlechter ab. Frauen mit Migrationshintergrund trifft diese Form der Benachteiligung doppelt hart, wie der djb mitteilte. Dies gelte umso mehr, wenn die Prüfungskommission ausschließlich männlich besetzt sei – was in Nordrhein-Westfalen in den Jahren 2006 bis 2016 in 65 Prozent der mündlichen Prüfungen so war. Wenn Frauen jedoch mitprüften, verschwinde zumindest der Geschlechterunterschied in der mündlichen Prüfung.

Die djb-Präsidentin Maria Wersig erklärt zu den Ergebnissen: „Wir müssen das Problem von Diskriminierung in der juristischen Ausbildung systematisch und strukturell in den Blick nehmen. Es braucht mehr Frauen als Vorbilder und Prüferinnen.“ In kaum einem Fachgebiet hänge der berufliche Weg so sehr von der Abschlussnote ab wie in Jura. Ein Prädikatsexamen sei auch heute noch in vielen juristischen Berufsfeldern Voraussetzung für die Einstellung. „Diese Aussagekraft der Abschlussnote ist zu hinterfragen, wenn die Note von Geschlecht oder Herkunft beeinflusst ist.“, so Wersig weiter.

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