STUDIE DJI : Kita-Fachkräfte: Lösungen für erwartete Mangellage gefordert

7. Dezember 2020 // Ulrike Günther

Für die Betreuung in Kitas ist mehr Personal erforderlich, besonders in Westdeutschland. Aus einer Studie des Deutschen Jugendinstituts geht hervor, dass dort bis 2025 bis zu 72.500 Fachkräfte fehlen. Die Autor*innen fordern wirksame Lösungsansätze, um dem Mangel Abhilfe zu verschaffen. Der Überschuss an geschultem Personal in ostdeutschen Ländern ließe sich für eine Qualitätsoffensive nutzbar machen.

Der Mangel an Kita-Plätzen und Fachkräften wird noch steigen. - Bild: pxHere
Der Mangel an Kita-Plätzen und Fachkräften wird noch steigen. - Bild: pxHere

zwd Berlin/ München. In der heute (07. Dezember) veröffentlichten, gemeinsam vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) und der TU Dortmund erstellten Studie veranschlagt die Forschungsgruppe je nach Szenario für die westlichen Bundesländer einen ungedeckten Bedarf an Kita-Personal zwischen rund 20.400 und 72.500 Betreuer*innen. Das wären ca. 4 bis 15 Prozent der 2019 an Kitas vorhandenen Fachkräfte. Die beachtliche Spannbreite der geschätzten Zahlen beruht auf der Kombination verschiedener möglicher Annahmen über die Entwicklung des Bedarfs an Personal und neu in den Beruf eintretender Erzieher*innen.

Bei nur mäßig steigender Nachfrage nach Fachkräften und einer größeren Anzahl von Neuzugängen würden dort bis 2023 ca. 20.400 Fachkräfte fehlen. Umgekehrt würde bei stärker zunehmender Nachfrage und weniger neu eingestellten Betreuer*innen bis 2025 eine Personallücke von bis zu rund 72.500 Erzieher*innen entstehen. Darüber hinaus würden nach Angaben der Autor*innen bis zum Jahr 2030 zwischen 13.000 und 17.000 Personen zusätzlich in der Kindertagespflege gebraucht.

DJI: Schnelle Lösungsansätze für mehr Personal sind gefragt

„Da in den westdeutschen Ländern der Personalbedarf kurzfristig sehr hoch ist, sind vor allem schnell wirkende Lösungsansätze gefragt, um weiteres Personal zu gewinnen“, erklärte der Direktor des DJI Prof. Thomas Rauschenbach. Wenn man außerdem die Qualität an den Kindertageseinrichtungen verbessern wolle, wie den Betreuungsschlüssel, würde sich der Mangel an Erzieher*innen noch weiter erhöhen. Der Bedarf an Fachkräften richtet sich laut der Studie u.a. nach der ungedeckten Nachfrage nach Kita-Plätzen, die wiederum maßgeblich von der demographischen Entwicklung und dem von Eltern angemeldeten, doch nicht erfüllten Bedarf an Kita-Betreuung beeinflusst ist.

Um alle Kinder bis zum Schuleintritt demgemäß in Kitas zu betreuen, müssten in Westdeutschland zwischen 462.000 und 630.000 weitere Plätze geschaffen werden. In den ostdeutschen Ländern sieht die Lage hingegen anders aus: Bei stabilen Ausbildungszahlen und gleichbleibendem Personalschlüssel würde sich dort bis zum Jahr 2030 ein Überschuss an ca. 30.000 bis 50.000 Erzieher*innen ergeben.

Künftiger Fachkräfte-Überschuss in Ostdeutschland als Chance

Die Autor*innengruppe erkennt in dieser voraussichtlichen Entwicklung in den östlichen Ländern eine Chance: Auf diese Weise könne „eine Qualitätsoffensive gestartet werden“, um die vielfach kritisierten Personalschlüssel in den ostdeutschen Kitas zu verbessern. Allein für den Zweck, das Betreuungsverhältnis auf den Standard in Westdeutschland anzuheben, würden der Studie zufolge rund 50.000 geschulte Fachkräfte benötigt. Weiterhin wäre es möglich, Berufseinsteiger*innen aus dem Osten durch Anreize zu ermutigen, an Orten mit einem Mangel an Kita-Personal, z.B. in Westdeutschland, zu arbeiten.

Nach den Schätzungen der Forscher*innen könnten bis zu 20.000 in Ostdeutschland ausgebildete Erzieher*innen in Regionen im Westen der Republik eine Anstellung finden. Die Autor*innen raten jedoch davon ab, wegen des erwarteten Fachkräftezuwachses die Ausbildungskapazitäten zu senken. Das zusätzlich verfügbare Personal könnte ihrer Auffassung nach in anderen Arbeitsgebieten zum Einsatz kommen, z.B. in der Ganztagsbetreuung von Grundschüler*innen. Der Ausbau des Angebotes an Kita-Plätzen und des Potenzials an Betreuer*innen würde entsprechend den Vorausberechnungen der Forscher*innen bis 2030 pro Jahr zusätzliche Betriebskosten von bis zu 9 Milliarden Euro und Investitionskosten von fast 3 Milliarden Euro verursachen. Durch die Einführung des Rechtsanspruches auf ganztägige Betreuung von Grundschulkindern würde den Bedarf an Plätzen und Fachkräften ebenso wie die Kosten der Finanzierung voraussichtlich weiter steigen.

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