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zwd-Newsletter 08.08.2025 FRAUEN, GESELLSCHAFT, BILDUNG UND KULTUR

In diesem zwd-Newsletter informieren wir über die Themen der aktuellen Ausgabe 407 des

zwd-POLITIKMAGAZINs sowie über Berichte aus dem zwd-Portal.

Das Titelthema:

Wahlrechtsreform, zweiter Teil: Direktmandat nach Stichwahl? Aber nur mit mehr Frauen im Bundestag

Mit der Veröffentlichung eines Gastbeitrages von Prof. Dr. Robert Vehrkamp im zwd-POLITIKMAGAZIN 407 haben wir die Debatte über eine Reform des Bundestagswahlrechts mit Blick auf die Direktwahl neu angestoßen. Vor einigen Tagen hat nun Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) die Fraktionen des Bundestages aufgefordert, entsprechend der Koalitionsvereinbarung von Schwarz-Rot sich des Themas anzunehmen, ohne aber selbst Vorschläge zu unterbreiten. Die von Klöckner kritisierte "Entwertung der Erststimme" aufgrund der von der Ampel-Koalition beschlossenen Zweitstimmendeckung zur Absicherung eines Direktmandats hat das Bundesverfassungsgericht ausdrücklich gebilligt. Es spricht wenig dafür, dass die Erststimme abgeschafft wird, viel aber dafür, dass die Zweitstimmendeckung bleibt, aber die Ditektwahl durch eine Stichwahl gestärkt wird. Einen weiteren Vorschlag hat der Vorstand der Gesellschaft Chancengleichheit zur Diskussion gestellt. Er soll auch dazu beitragen, die Lösung des Problems der bisher unbefriedigenden Repräsentanz von Frauen im Bundestag in den Blick zu nehmen. Mehr dazu unter www.zwd.info (siehe unten).

Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs, zweiter Anlauf

Nach der mit überwältigender Mehrheit beschlossenen Aufforderung des 29. Deutschen Ärztetages an den Bundestag kann sich die schwarz-rote Koalition der Forderung, Schwangerschaftsabbrüche außerhalb des Strafgesetzbuchs zu regeln, nicht mehr entziehen. Ohnedies hat der Koalitionsvertrag mit einer eindeutigen Textpassage den Weg dazu geöffnet. Ein Interview mit der rechtspolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Carmen Wegge, gibt weiteren Aufschluss. In Ausgabe 407 des zwd-POLITIKMAGAZINs sowie in unserem Nachrichtenportal haben wir das Scheitern der Initiative von 328 Abgeordneten nachgezeichnet und Wege zu einem neuen Anlauf aufgezeigt.

Szenarien eines Kulturkampfs in Deutschland - Der Rückzug von Brosius-Gersdorf beschädigt die Koalition - Mehrheitsfähigkeit ist fraglich geworden

Mit der Rückzugserklärung von der Wahl zur Bundesverfassungsrichterin hat die Potsdamer Staatsrechtlerin Prof.in Frauke Brosius-Gernsdorf ein grelles Zwielicht auf den Zustand der schwarz-roten Koalition geworfen. Wie schon bei der Kanzler-Wahl, als der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz im ersten Wahlgang die Mehrheit verfehlte, zeigt sich nun auch bei im Falle von Brosius-Gersdorf, dass auf Mehrheiten in der Koalition geschweige denn auf Verabredungen mit der Unionsspitze kein Verlass ist. Der Fraktionsvorsitzende Jens Spahn, durch die Masken-Affäre selbst in Anspruch genommen, kann eine Geschlossenheit seiner Fraktion nicht (mehr) gewährleisten. Es spricht einiges dafür, dass eine ausreichende Anzahl von Abgeordneten aus der Koalition jetzt den Weg für den angesichts des Masken-Debakels mit Milliardenschaden für die Steuerzahler:innen längst überfälligen parlamentarischen Untersuchungsausschuss frei machen wird. Die Unionsfraktion braucht nun Persönlichkeiten an der Spitze, die - anders als Spahn - für einen verlässlichen Neuanfang in der Zusammenarbeit in der Koalition stehen. Andernfalls scheitert diese "Arbeitskoalition" schneller als sie ins Amt gekommen ist. Ausführlich haben wir darüber im zwd-POLITIKMAGAZIN Ausgabe 407 berichtet. Zugleich verweisen außerdem auf unsere aktuelle Berichterstattung unter www.zwd.info (siehe unten).

Reform zur Arbeit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Errichtung der Hohenzollern-Kunstbesitz-Stiftung | Darauf kann Weimer aufbauen

Kurz vor Toresschluss hat die rot-grün-geführte ehemalige Ampel-Regierung unter Federführung der damals noch amtierenden Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) - noch als Minderheitsregierung, aber mit Zustimmung von CDU/CSU und FDP - die Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz durchgesetzt. Auch die Befriedung des Konflikts um das Hohenzollern-Erbe ist dann einvernehmlich geregelt worden. Der Bericht von zwd-Herausgeberin Hilda Lührig-Nockemann zeigt: Der Erfolg hat bekanntlich viele Mütter und Väter. Der neue Kulturstaatsminister Wolfgang Weimar (CDU) darf die Erfolgsstory jetzt fortschreiben.

Wir wünschen Ihnen eine anregungsreiche Lektüre

Holger H. Lührig | Hilda Lührig-Nockemann
Herausgeber:innen zwd-POLITIKMAGAZIN


zwd-NACHRICHTENÜBERBLICK (06.08.2025)
WAHLRECHTSREFORM JA, ABER NUR MIT MEHR FRAUEN IM PARLAMENT

  • BUNDESTAGSPRÄSIDENTIN JULIA KLÖCKNER: Alter, neuer Wunsch nach Reform im Unionsinteresse | Ein Ausweg: Zweitstimmendeckung bleibt, aber verbunden mit Stichwahlen! Und: Wahlrechtsreform nur mit Regelung der besseren Repräsentanz von Frauen im Bundestag (08.08.2025)

BUNDESVERFASSUNGSRICHTERINNEN IN SPE

  • Der Rückzug von Brosius-Gersdorf erschüttert die Koalition in ihren Grundfesten (08.08.2025)
  • Woidke fällt SPD-Führung in den Rücken und rudert dann zurück (06.08.2025)
  • Zweidrittelmehrheit mit 316 Stimmen (05.08.2025) wäre möglich
  • Das Problem der Union und des Kanzlers hat einen Namen: Jens Spahn (3.08.2025)
GENDER*STERNCHEN
  • Nach Karin Prien (CDU) nun auch Verbot von CDU-Kulturstaatsminister Wolfgang Weimer (03.08.2025)

GEWALT GEGEN FRAUEN

  • Petitionen an den Bundestag: Sexualdelikte höher bestrafen, Femizide anerkennen (01.08.2025)

BILDUNG UND POLITIK

  • SCHULBAROMETER 2025 / LEHRKRÄFTEBEFRAGUNG |Mängel bei Demokratiebildung, Probleme mit Schüler:innen-Verhalten und hohe Lehrkräfte-Belastung rufen nach mehr Investitionen im Schulwesen (31.07.2025)

zwd-Nachrichten

8. August 2025 (na/ig). Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hat die Fraktionen des Bundestages aufgefordert, eine erneute Änderung des Bundestagswahlrechts in Angriff zu nehmen. Sie sieht ein Legitimitätsproblem, wenn mit der Erststimme direkt gewählte Wahlkreisbewerber:innen aufgrund der Zweistimmendeckung kein Abgeordnetenmandat erhalten haben. Die von Klöckner angestoßene Legitimitätsdebatte wirft auch ein Schlaglicht auf die unterdurchschnittliche Repräsentanz von Frauen im Bundestag. Keine Wahlrechtsreform ohne mehr Frauen im Bundestag, fordert die Gesellschaft Chancengleichheit. Der Vorstand der Gesellschaft hat dazu den Vorschlag zur Diskussion gestellt, eine Stichwahl einzuführen. mehr...

6. August 2025 (ig). Die Spitze der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hatte die Durchführung der Wahl von drei Richter:innen für das Bundesverfassungsgericht mit der Begründung abgesagt, sie könne für die Staatsrechtlerin Prof.in Dr.in Frauke Brosius-Gersdorf nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit gewährleisten. Doch die Möglichkeiten, eine solche Mehrheit herbeizuführen, waren noch lange nicht ausgereizt, schreibt Holger H. Lührig in einem Beitrag des zwd-POLITIKMAGAZINs. Denn nach der geltenden gesetzlichen Regelung kommt eine 2/3 Mehrheit zustande, wenn diese sich mindestens auf die Mehrheit der Mitglieder des Bundestages - also 316 von 630 Abgeordneten - stützen kann. Mit der Nichtteilnahme von Abgeordneten an der Abstimmung sinkt das Quorum für die 2/3 Mehrheit. mehr...

3. August 2025 (ig). Die schwarz-rote Koalition hätte auf der Grundlage des sich entwickelten Vertrauensverhältnis zwischen dem CDU-Vorsitzenden und Bundeskanzler Friedrich Merz und seinem Vizekanzler und SPD-Co-Vorsitzenden Lars Klingbeil sowie den daraus resultierenden Verabredungen eine gute Voraussetzung für ein geräuschloses Regieren gehabt, resümiert zwd-Herausgeber Holger H. Lührig in seinem Kommentar zu den ersten 70 Tagen der CDU/CSU/SPD-Koalition. Doch einer hat es vermasselt: Ob aus Führungsschwäche oder aus Absicht dank einer Gelegenheit, so werden die Historiker später das Agieren des Unions-Fraktionschefs Jens Spahn bewerten. mehr...

2. August 2025 (red). Das aktuelle zwd--POLITIKMAGAZIN, Ausgabe 407, steht im Zeichen des von der Unionsführung zu verantwortenden Debakels um die Wahl von neuen Bundesverfassungsrichter:innen. CDU und CSU haben sich durch rechte Nachrichtenplattformen und Kulturkämpfende aus dem AfD-Spektrum treiben lassen und ihre Zustimmung zu der vom Richterwahlausschuss dem Bundestag vorgelegten Beschlussvorlage zurückgezogen. Mit gravierenden Konsequenzen für das öffentliches Ansehen der Christen-Union und im Hinblick auf deren Verlässlichkeit als Koalitionspartnerin, aber auch, wieweit sie einer Hetz- und Netzkampagne nachgibt. mehr...

1. August 2025 (EDR). Von China und Russland wussten wir schon länger, dass die Freiheit von Wissenschaft und Forschung offen wie subtil unterdrückt wird und Hochschulen wie Forschungseinrichtungen mit Konsequenz auf den Staat und seine Ideologie ausgerichtet werden. Dass sich solche Angriffe auf die Wissenschaft – die Inhalte, die Personen, die Institutionen – jetzt auch ganz ungeniert im Amerika des Donald Trump ereignen, kann angesichts der großen Tradition von Geistesfreiheit in den USA und der globalen Bedeutung der dortigen Wissenschafts- und Forschungskapazitäten nur beunruhigen. Vor diesem Hintergrund plädierte zwd-Kolumnist und Bildungs- sowie Forschungsexperte Dr. Ernst Dieter Rossmann für mehr Solidarität mit Forschenden, aber auch für mehr Zirkulation zwischen Wissenschaft, Staat und Gesellschaft. mehr...

29. Juli 2025 (red/ig). Für die rechtspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Carmen Wegge ist der Beschluss des Bundesärzt:innen-Tages zur Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen ein wichtiges Signal. Sie will nach dem Scheitern der fraktionsübergreifenden, von 328 Bundestagsabgeordneten mitgetragenen Initiative kurz vor dem Ende der letzten Legislaturperiode des Bundestages das Thema erneut auf die parlamentarische Agenda setzen, antwortete die Politikerin auf Fragen des zwd-POLITIKMAGAZINs (veröffentlicht in Ausgabe 407). mehr...

26. Juli 2025 (ig). 40 Jahrgänge des "zwd" sollen digitalisiert und zugleich im Rahmen einer Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Für dieses Redaktionsprojekt suchen wir im Bereich Frauen- und Gleichstellungspolitik sowie Bildungs- und Kulturpolitik (Print und Digitalausgaben) neue Mitarbeiter:innen ab 1. September 2025 oder später. Natürlich gehört auch die Mitarbeit an unseren aktuellen Ausgaben zu den Aufgaben der neuen Kolleg:innen. mehr...

24. Juli 2025 (ug ). Höhere Strafen für Sexualdelikte und Anerkennen von Femiziden als Tatbestand im Strafgesetzbuch fordern Petitionen im Bundestag. Sexueller Missbrauch und Vergewaltigung dürften nicht verharmlost werden, mahnen die Bittsteller:innen im einen Fall. Ein differenziertes Strafrecht bei Femiziden sei erforderlich, um Prävention und Strafverfolgung zu verbessern, argumentieren die anderen. Der Deutsche Frauenrat (DF) setzte sich auf seiner Mitgliederversammlung für die „Nur Ja heißt Ja“-Regel und eine Gewaltschutz-Strategie für alle bedrohten Frauen ein. mehr...

Lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe unter anderem:

zwd-POLITIKMAGAZIN, Ausgabe 407

KOMMENTAR: Holger H. Lührig | 70 Tage Schwarz-Rot – zu früh für eine Bilanz, aber schon ein veritables Personalproblem (Seite 4)

ZWISCHENRUF: Dr. Ernst Dieter Rossmann: Trumpismus contra Wissenschaft und Forschung – und was jetzt dagegen gefragt ist (5)

GASTBEITRAG: Prof. Dr. Robert Vehrkamp: Mehr Wahlkreis wagen | Plädoyer für die Einführung einer integrierten Stichwahl im Wahlkreis (6)

zwd-TITEL "BUNDESVERFASSUNGSRICHTERIN IN SPE FRAUKE BROSIUS-GERSDORF: WIE DIE UNIONS IHREN INTERNEN STREIT LÖSEN KANN | Eine 2/3 Mehrheit braucht nicht zwingend 420 Stimmen, sondern mindestens 316 Stimmen

GESELLSCHAFT & FRAUENGESUNDHEIT: Klares Votum des 29. Bundesärztetages rückt Reform des § 218 erneut auf die Agenda des Bundestages (12)

Rechtmäßig statt rechtswidrig: Im letzten Bundestag fehlten zur Reform des § 218 fehlten am Ende 39 von Lindner verweigerte FDP-Stimmen (14)

FRAGEN AN CARMEN WEGGE (MdB/SPD): Wie weiter mit der Neuordnung des Schwangerschaftsabbruchs?(15)

Ein kleines Who's who, welche Abgeordneten, die wie schon im letzten Bundestag an der künftigen Debatte erneut beteiligt sein können - beispielsweise erklärte Reformgegnerinnen wie Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) und Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) (16)

DIE SACHVERSTÄNDIGENANHÖRUNG: Ein Diskurs, zunächst ohne Wirkung, aber mit Folgen (17)


FEMINISTISCH BELEUCHTET: Dr. Barbara Stiegler: Lohngleichheit |
Nicht eine neue Kommission, sondern die zügige Einleitung des Gesetzgebungsverfahrens sollte angesagt sein (19)


KULTUR UND POLITIK

REFORM DER STIFTUNG PREUßISCHER KULTURBESITZ: Nach 70 Jahren Aufbruch in die Moderne (20)

Prof.in Marion Ackermann: Erstmals Frau an der Spitze der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (24)

HOHENZOLLERN-ERBE: Am Ende des 100jährigen Streits sind alle Beteiligten zufrieden (25)

HILDA LÜHRIG-NOCKEMANN: Das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte in Marburg (mit Interviews) (26)

GESELLSCHAFT CHANCENGLEICHHEIT: Erklärung zur geplatzten Richter:innen-Wahl –
Bundestag muss Hetzjagd gegen angesehene StaatsrechtlerinProf.in Dr.in Frauke Brosius-Gersdorf beenden (10)

GESELLSCHAFT CHANCENGLEICHHEIT: Einladung zur Mitarbeit an der Bundestagung 2026: "Wie schaffen wir eine sozial gerechte Zukunft im Lebensverlauf in den nächsten 15 Jahren?" Im Folkus: Demokratieentwicklung, Rechts- und Steuerpolitik (32)