VERLAGSJUBILÄUM : 30 Jahre zweiwochendienst-Verlag:
Aus dem Nachrichtendienst wurde das zwd-POLITIKMAGAZIN

17. Dezember 2015 // ticker

Ein Beitrag von Holger H. Lührig und Hilda Lührig-Nockemann

zwd Berlin. Am 5. November 2015, unbemerkt von der Öffentlichkeit und auch, weil wir davon kein Aufhebens gemacht hatten, ist die Zweiwochendienst Verlags-GmbH 30 Jahre alt geworden. Im Jahre 1985 hatte Holger H. Lührig die zweiwochendienst Verlags-GmbH aus der Taufe gehoben. Anlass für eine Rückschau zu einem bemerkenswerten Jubiläum in der Zeitschriftenbranche.

Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass es die spätere SPD-Schatzmeisterin und ASF-Bundesvorsitzende Inge Wettig-Danielmeier als damalige bildungspolitische Sprecherin der SPD-Vorstandes und SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Glotz waren, die nach dem Niedergang der parteieigenen Zeitschrift „Bildung und Politik“ zu der Neugründung drängten. Bereits am 2. Oktober war – angelehnt an das Strickmuster des „Politisch-parlamentarischen Pressedienstes (ppp)“ – die erste Ausgabe des zweiwochendienstes für BILDUNG – WISSENSCHAFT – KULTURPOLITIK herausgekommen. Aus dem jede zweite Woche erscheinenden „zwd“ wurde später ein politisches Nachrichtenorgan, das sich als dem Mitte-Links-Spektrum verpflichtetes und gewerkschaftsnahes Blatt verstand. Die anfänglichen Bindungen zum SPD-Unternehmensbereich wurden drei Jahre nach Gründung des Verlages gelöst, nachdem der zugesgte Kapitalanteil von 50 Prozent an der zwd-Verlags-GmbH entgegen aller Versprechungen in Wirklichkeit nie geflossen war.

"Die Gleichheit" kam nicht wieder

Nach Einschätzung vieler Beteiligter war das auch gut so: Denn die SPD-Unternehmenspolitik war damals nicht so, dass sie unserem nicht stromlinienförmig auf Parteilinie agierenden publizistischen Organ trauen mochte. Als „SPD“-eigene Zeitschrift hätte es das Blatt, so sind manche der damaligen MitstreiterInnen überzeugt, in dieser Form schon längst nicht mehr gegeben. Nicht von ungefähr hat es Versuche gegeben, der Expansion des zwd-Magazins entgegen zu steuern. Nachdem der zwd-Verlag mit beachtlichem Erfolg das zwd-Magazin „FRAUEN UND POLITIK“ auf den Weg gebracht hatte, kam die 1987 ins Amt gekommene Bundesgeschäftsführerin der SPD Anke Fuchs auf die Idee, die Zeitschrift „Gleichheit“ (eine sozialdemokratische Frauenzeitschrift der Jahre 1892 bis 1923, die anfangs von Clara Zetkin, später von Marie Juchacz geleitet wurde) wieder zu beleben. „Die Gleichheit kommt wieder“, verkündete die SPD-Politikerin 1988 im sozialdemokratischen „Vorwärts“. Nachdem wir die Ankündigung zunächst mit gemischten Gefühlen betrachtet hatten – schließlich hatte sich der „zwd“ mit „FRAUEN UND POLITIK“ zu einem anerkannten frauenpolitischen Organ gemausert –, konnten wir bald erkennen, dass es sich bei diesem Vorhaben um keine ernstzunehmende Konkurrenz handelte. Das Projekt schien eher geboren aus dem Erschrecken einiger sozialdemokratischer Spitzenfunktionäre, dass mit dem „zwd“ ein Blatt entstanden war, das gerade den BefürworterInnen einer engagierten Frauen- und Gleichstellungspoltik sowie den VerfechterInnen der Frauenquote innerhalb und außerhalb der Partei ein Forum bot.

Seitdem sind viele Jahre ins Land gegangen. Die Quote ist erreicht, und wenn auch von Linken und Grünen (pflichtgemäß) an der jetzigen Regelung Kritik geübt wird: Mehr war angesichts der realen gesellschaftlichen Machtverhältnisse in den letzten 25 Jahren wohl nicht erreichbar. Was die Grünen und Linken – darüber hinausgehend – mit der Doppelspitze an ihrer Parteispitze kreierten, hat sich zwar in der „alten Tante“ SPD noch nicht durchgesetzt, aber immerhin hat es das Thema schon auf den diesjährigen SPD-Bundesparteitag geschafft.

Nicht wenige frauenpolitische Forderungen sind seit 30 Jahren unerledigt geblieben

Das zwd-POLITIKMAGAZIN in der Nachfolge des „zwd FRAUEN UND POLITIK (FuP)“ hat seinen Anteil gehabt an der erfolgreichen Durchsetzung des Quotengesetzes. Andere frauenpolitische Themen sind bislang unerledigt geblieben und werden es wohl auch in dieser Legislaturperiode des Bundestages bleiben, wie zum Beispiel die Forderung nach einem Bundesgesetz zur Frauenhausfinanzierung (eine Titelgeschichte des ersten FuP-Heftes 1986). Aber vieles hat die beherzt agierende Manuela Schwesig als Frauen- und Familienministerin mit ihren MitstreiterInnen, den Parlamentarischen Staatssekretärinnen Elke Ferner und Caren Marks sowie ihrem Staatssekretär Ralph Kleindiek erfolgreich auf den Weg gebracht. Und das lässt uns, die zwd-MacherInnen, auch ein wenig stolz zurücklehnen in der Rückschau auf die 30 Jahre, auf die wir am 1. September 2016 mit dem frauenpolitischen Magazin zurückblicken werden – wohl wissend, dass jede Zeit ihre eigenen Antworten sucht und braucht. Und vielleicht auch einen anderen „zwd“.

Artikel als E-Mail versenden