ALLEINERZIEHENDE : Alleinerziehende Familien weiterhin besonders häufig armutsgefährdet

2. August 2018 // Julia Trippo

An diesem Donnerstag hat das Statistische Bundesamt einen Bericht über Alleinerziehende in Deutschland 2017 präsentiert. Aus den Zahlen geht hervor, dass derzeit 1,5 Millionen Alleinerziehenden-Familien bestehen. Neun von zehn Alleinerziehenden sind Frauen.

Bild: zwd
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zwd Wiesbaden. Der Bericht nennt Zahlen zu der Erwerbstätigkeit und finanziellen Situation von Alleinerziehenden: Insbesondere Frauen gehen erheblich seltener bezahlter Arbeit nach als Männer, wenn ihr Kind jünger als drei Jahre ist. In diesem Fall sind 27 Prozent der alleinerziehenden Mütter erwerbstätig und 69 Prozent der alleinerziehenden Männer. Über die Hälfte der alleinerziehenden Mütter, die keiner bezahlten Arbeit nachgehen, gaben Interesse an einer Erwerbstätigkeit an (55 Prozent). Obwohl die Erwerbstätigkeit von Frauen mit dem fortschreitenden Alter des Kindes zunimmt, gibt es auch hier einen Unterschied zwischen alleinerziehenden erwerbstätigen Männern und Frauen. Denn mehr als doppelt so viele alleinerziehende Väter (88 Prozent) arbeiten in Vollzeit, als alleinerziehende Mütter (42 Prozent). Das Statistische Bundesamt vermutet, dass dies an anderen Unterstützungsstrukturen für alleinerziehende Männer liege, und dass diese stärkere Unterstützung in ihrem privaten Umfeld bekämen.

Die ungleiche Verteilung bei der Erwerbstätigkeit spiegelt sich auch in der finanziellen Situation von Ein-Eltern-Haushalten wider. Demnach haben diese ein Fünftel weniger finanzielle Mittel zu Verfügung, als Haushalte von zwei Erwachsenen mit Kind/ern. Alleinerziehende sind erheblich stärker von Armut bedroht als Familien mit zwei Erwachsenen. 2016 waren insgesamt 33 Prozent armutsgefährdet, 2011 waren es rund vier Prozent mehr.

Die derzeitige Gesetzeslage kann nach Meinung der Grünen Kinderarmut besonders in Alleinerziehenden- und Geringverdienerfamilien nicht vermeiden. Somit wird Empfänger*innen von HartzIV das Kindergeld von ihren Leistungen wieder abgezogen. Eltern mit höherem Einkommen hingegen profitieren nach jetziger Rechtslage nicht nur vom steigenden Kindergeld, sondern von ebenfalls erhöhten Kinderfreibeträgen. Deshalb fordert beispielsweise Erika Biehn, Bundesvorsitzende des Verbands alleinerziehender Mütter und Väter, in einer Pressemittelung eine Kindergrundsicherung, um kein Kind in Armut leben zu lassen, unabhängig vom Einkommen der Eltern und Familienform.

Auch regional gab es Unterschiede in den Familien. Dem Bericht zufolge ist der Anteil von Alleinerziehenden-Familien in Ostdeutschland, einschließlich Berlin, und in größeren Städten signifikant höher. In Ostdeutschland ist die Anzahl von Alleinerziehenden-Familien von 18 Prozent auf 25 Prozent gestiegen. Aber auch in Westdeutschland ist die Zahl der Alleinerziehenden im 20-Jahres-Vergleich gestiegen, von 13 Prozent auf 17 Prozent.

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