DBB-BÜRGERBEFRAGUNG 2019 : Angriffe auf Pädagog*innen: VBE und Philologenverband fordern mehr Respekt für Lehrkräfte

20. August 2019 // Hannes Reinhardt

Angesichts der Ergebnisse der aktuellen Bürgerbefragung des Deutschen Beamtenbundes (dbb) haben der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und der Deutsche Philologenverband (DPhV) mehr Respekt für Lehrkräfte gefordert. Dort hatten 36 Prozent der Befragten angegeben, körperliche Angriffe auf Pädagog*innen beobachtet zu haben.

zwd Berlin. „Jede fünfte Person zwischen 18 und 29 hat einen Übergriff auf eine Lehrkraft gesehen. Damit sehen wir unsere eigenen Befragungen unter Lehrkräften (2016) und Schulleitungen (2018) zum Thema Gewalt bestätigt. Damals konnten wir zeigen, dass jede fünfte Lehrkraft schon einmal Opfer psychischer und sechs Prozent der Lehrkräfte Opfer physischer Gewalt geworden sind“, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Dass das Ansehen von Lehrkräften sinke, verdankten sie den ungenügenden Gelingensbedingungen an den Schulen. „Tagtäglich dürfen sie die Suppe auslöffeln, welche ihnen die Politik einbrockt. Nur noch gut zwei Drittel der Bevölkerung haben ein (sehr) hohes Ansehen von ihnen. Das ist der schlechteste Wert seit 2010 und ein Verlust von fünf Prozentpunkten im Vorjahresvergleich“, kritisierte Beckmann.

Er bekräftigte die Forderung des VBE, dass Lehrkräfte besser gesetzlich geschützt bzw. Übergriffe auf sie härter bestraft werden müssten. Der damalige Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hatte 2017 einen Gesetzesentwurf zur Strafverschärfung bei Angriffen gegen Vollstreckungsbeamte eingebracht – und sich damit gegen einen deutlich weitergehenden Gesetzesentwurf, eingebracht von der damaligen NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) durchgesetzt. Letzterer sah vor, den besonders geschützten Personenkreis auf alle Amtsträger*innen auszuweiten. Hierfür hatte sich der VBE-Bundesverband mit allen seinen Landesverbänden eingesetzt und mit Verweis auf die Studienergebnisse an die Ministerpräsident*innen sowie an die Justizminister*innen der Länder geschrieben und um Unterstützung für den Gesetzesentwurf gebeten. Auch der Rechts- und der Innenausschuss des Bundesrates hatten seinerzeit in ihrer Beschlussempfehlung (BR-Drs. 126/1/17) klar formuliert, dass im weiteren Gesetzgebungsverfahren Regelungen in den Gesetzesentwurf aufzunehmen seien, wonach der geschützte Personenkreis auf alle Amtsträger*innen ausgeweitet werden sollte.

Auch die DPhV-Bundesvorsitzende Prof.´in Susanne Lin-Klitzing mahnte angesichts der Befragungsergebnisse mehr gesellschaftliche Wertschätzung für Lehrkräfte von Eltern, Politik und Medien sowie mehr gelebten, persönlich weitschätzenden Kontakt zwischen Lehrkräften und ihren Schüler*innen, aber auch unter den Schüler*innen selbst an. „Ein alltäglicher Kulturwandel ist notwendig“, betonte sie. „Mehr konkrete wertschätzende Worte zwischen Lehrkräften, Eltern und Schülern – denn diese setzen immer wieder einen neuen Anfang für den respektvollen Umgang miteinander und sind wirkungsvoller für das schulische Miteinander als übereinander zu klagen!“ Angesichts von schnellen und oberflächlichen Likes und Dislikes in den sozialen Netzwerken, die den Selbstwert von Schüler*innen beeinflussten, brauche unsere Gesellschaft „mehr denn je“ die Schule als einen geschützten Entwicklungsraum und den Unterricht als einen Ort der Ruhe, der Gründlichkeit, der Vertiefung und der geschützten und wertschätzenden persönlichen Interaktion zwischen Schüler*innen sowie zwischen Lehrkräften und ihren Schüler*innen. Da sich Lehrkräfte mit hoher Motivation und persönlichem Einsatz ihrem Dienst für die Erziehung und Bildung ihrer Schüler*innen widmeten, sollte ihnen gegenüber eine positive Haltung in ihrem alltäglichen Geschäft häufiger konkret zum Ausdruck gebracht werden.

Artikel als E-Mail versenden