
Landtagswahl Thüringen
Koalitionsfrage Bildungspolitik
zwd Erfurt - Thüringen wählt. Dabei entscheiden die BürgerInnen am 13. Juni nicht nur über die Zusammensetzung des neuen Landtags, sondern auch, je nach Wahlausgang, über ihre künftige Schulstruktur. Das kleine Land in der Mitte der Republik könnte sich an die Spitze einer Reformbewegung stellen, die die frühe Selektion aufbrechen und längeres gemeinsames Lernen durchsetzen will. Das wollen nicht nur SPD, Grüne und PDS, sondern zunehmend auch die FDP. Einzig die Union mag sich nicht vom gegliederten Schulsystem ab der Klasse 5 trennen – so auch in Thüringen. Bildungspolitisch ist die CDU mit ihrem Ministerpräsidenten Dieter Althaus daher nur eingeschränkt koalitionsfähig. Nach den letzten Umfragen könnte die CDU aber die absolute Mehrheit verlieren, der Einzug von FDP und Grünen in den Landtag ist ebenso offen, wie der Kampf zwischen SPD und PDS um den zweiten Platz. Gemeinsam könnten sie möglicherweise die Union ablösen, aber SPD-Spitzenkandidat Christoph Matschie mag nicht mit den SozialistInnen koalieren. Unwahrscheinlich dürfte eine schwarz-grüne Regierung sein, denn insbesondere die Grünen haben ihren Wahlkampf auf bildungspolitischen Reformen aufgebaut, von denen nicht viel übrig bliebe. Das Problem hätte auch die SPD als Juniorpartner in einer großen Koalition. Es wird spannend am 13. Juni in Erfurt.
Kultusministerkonferenz
Lehramt: Gestufte Studienstruktur kommt
zwd Berlin - Neben den gemeinsam mit den JugendministerInnen der Länder getroffenen Vereinbarungen zur frühkindlichen Bildung und dem Übergang von der KiTa zur Schule hat die KMK am 4. Juni weitere Beschlüsse gefasst: So fiel der offizielle Startschuss für das Qualitätssicherungs-Institut im Bildungswesen, und die Rechtschreibreform soll im kommenden Jahr in einer erneut überarbeiteten Variante in Kraft treten. Schulpolitisch bedeutsamer noch ist aber die Entscheidung, bei der internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung IGLU 2006 uneingeschränkt teilzunehmen, so dass auch ein Bundesländervergleich möglich ist. Das Lehramtsstudium soll künftig gestuft strukturiert werden.
Blickpunkt
Zu kurz gesprungen
zwd (ja) - Die KultusministerInnen der Länder haben beschlossen, dass Bildung auch in den frühkindlichen Bereich gehört. Dafür hat sich die KMK mit den JugendministerInnen auf einen „gemeinsamen Rahmen für die frühe Bildung in Kindertageseinrichtungen“ geeinigt. Daraus ergibt sich zwar noch keine gesetzliche Verpflichtung, aber eine höhere Verbindlichkeit ist in diesem Politikfeld vor dem Hintergrund der föderalen Machtverteilung eben nicht erreichbar. Daher ist der Beschluss zu begrüßen: Er bringt zum einen den frühkindlichen Bildungsaspekt aus den Sphären wohlmeinender Ankündigungen und Forderungen auf den Boden des politisch Fassbaren. Zum anderen schafft die Vereinbarung eine gemeinsame Basis, auf der die Länder ihre eigenen Bildungspläne aufbauen können – auch wenn sich bundesweite Standards für die Bildung der Kleinsten daraus noch lange nicht ableiten lassen. Entscheidender noch ist aber die Frage, ob die Einrichtungen finanziell und personell auch nur annähernd den künftigen Anforderungen gewachsen sind. Die KMK springt zu kurz, wenn sie erwartet, dass durch ein wenig Fortbildung für die ErzieherInnen langfristig ein Bildungsauftrag in Kindertagsstätten umsetzbar ist. Deren Ausbildung gehört laut ExpertInnen-meinung an die Hochschulen, mit allen Konsequenzen auch für die spätere Entlohnung. Und noch etwas: Soll frühe Förderung auch den Übergang zur Schule ebnen, muss zumindest das Vorschuljahr gebührenfrei werden. Sonst werden neue soziale Schieflagen bei den Bildungschancen produziert – und das dort wo es am schlimmsten ist: bei den Kleinsten.
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