KOLONIALES ERBE : Baden-Württemberg gibt Kulturgüter an Namibia zurück

14. November 2018 // ticker

Der baden-württembergische Ministerrat hat am Dienstag der Rückgabe der Bibel und Peitsche des Nama-Anführers Hendrik Witbooi an Namibia zugestimmt, die im Jahr 1902 als Schenkung in das von Land und Stadt Stuttgart getragene Linden-Museum gekommen sind.

Bild: mwk.baden-wuerttemberg.de
Bild: mwk.baden-wuerttemberg.de

zwd Stuttgart. Die Rückgabe ist Teil einer Gesamtstrategie des Landes zum Umgang mit seinem kolonialen Erbe. „Baden-Württemberg stellt sich seiner historischen Verantwortung. Die Rückgabe der ‚Witbooi Bibel‘ und der Peitsche Hendrik Witboois an Namibia ist ein bedeutendes Signal und wichtiger Schritt im Prozess der Versöhnung“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Im Rahmen des laufenden Nachtragshaushalts solle die erforderliche haushaltsrechtliche Ermächtigung eingefügt werden. „Damit wird die Grundlage geschaffen, dass wir die beiden Gegenstände zurückgeben können“, sagte Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne). Die Rückgabe von Bibel und Peitsche an Namibia ist in Baden-Württemberg die erste Restitution kolonialer Kulturgüter aus einem Museum.

Hendrik Witbooi war während der deutschen Kolonialzeit „Kaptein“ und einer der wichtigsten Anführer der Nama-Gruppen. Er ist heute ein Nationalheld Namibias, dem durch zahlreiche Denkmäler gedacht wird. Das afrikanische Land hatte daher um die Rückgabe gebeten „Für Namibia ist die Bibel von höchster symbolischer und historischer Bedeutung“, betonte Bauer. Mit dem Botschafter Namibias und der namibischen Regierung sei vereinbart, dass sie die Bibel persönlich Ende Februar nach Namibia zurückbringe. Vom 10. Dezember 2018 bis zur Rückgabe werden die beiden Objekte nochmals im Linden-Museum zu sehen sein.

Die Rückgabe von Bibel und Peitsche an Namibia sei für die Landesregierung jedoch nur der Auftakt: „Wir wollen wissenschaftliche und kulturelle Kooperationen ausbauen und gemeinsam die deutsch-namibische Kolonialgeschichte aufarbeiten“, so die Ministerin. Dabei gehe es auch darum, auf deutscher Seite die Deutungshoheit aufzugeben. Ihr Haus stehe bereits in Verbindung mit den namibischen Partner*innen.

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