10 JAHRE DRESDENER BILDUNGSGIPFEL : Bilanz: Deutschem Bildungssystem mangelt es weiterhin an Chancengleichheit

22. Oktober 2018 // Hannes Reinhardt

Das deutsche Bildungssystem lässt noch immer zu viele Menschen zurück. Das ergab eine Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Dresdener Bildungsgipfels von Bund und Ländern.

Bild: DGB / Simone M. Neumann
Bild: DGB / Simone M. Neumann

zwd Berlin. Demnach hängen die Bildungschancen von Kindern immer noch stark von ihrer sozialen Herkunft ab. Kinder aus „sozial starken“ Familien bekommen fast vier Mal häufiger eine Empfehlung fürs Gymnasium als Kinder aus (Fach-)Arbeiterfamilien mit vergleichbaren Schulleistungen.

Ähnlich sieht es beim Studium aus: Fast 80 Prozent aller Kinder aus Akademiker*innenfamilien beginnen ein Studium, bei Kindern mit mindestens einem Elternteil mit Berufsabschluss und Abitur (aber ohne akademischen Abschluss) sind es schon nur noch 48 Prozent und bei Kindern mit mindestens einem Elternteil mit Berufsabschluss (aber ohne Abitur) nur 24 Prozent.

Auch in der Weiterbildung zeigt sich: Gerade die Beschäftigten-Gruppen, für die berufliche Weiterbildung besonders wichtig wäre, haben die geringsten Weiterbildungsquoten: Während nur 41 Prozent der un- und angelernten Arbeitnehmer*innen an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen, sind es bei Fachkräften bereits 59 Prozent und in der Führungsebene von Unternehmen sogar 75 Prozent. Ähnlich sieht es aus beim Zusammenhang von Weiterbildung und Erwerbsstatus aus: Während nur 27 Prozent aller Arbeitslosen Weiterbildungsmaßnahmen erhalten, sind es bei den Erwerbstätigen im Schnitt 56 Prozent.

Linke kritisiert Ergebnisse

Ein weiteres Ergebnis der Studie: In Kitas und Grundschulen wird bis zum Jahr 2025 eine große Personallücke klaffen – wenn nicht deutlich mehr Erzieher*innen und Grundschullehrer*innen ausgebildet werden als bisher. Würden die Ausbildungszahlen gleich bleiben, fehlen im Jahr 2025 insgesamt 66.000 Erzieher*innen und 32.000 Grundschullehrer*innen.

Vor dem Hintergrund der Erkenntnisse könne man es nicht hinnehmen, dass der Bund den Ländern immer wieder den Schwarzen Peter aufdrücke und sich aus der Verantwortung nehmen möchte, kritisierte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Margit Stumpp. „Die Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, aus der sich der Bund mit Verweis auf das Kooperationsverbot heraushält. Das unsägliche Kooperationsverbot muss endlich weg. Nur so können Bund, Länder und Kommunen gemeinsam dafür sorgen, Schulen so gut und attraktiv zu machen, damit unserer Kinder auf die Welt von morgen vorbereitet sind.“ Stumpp forderte, dass das Zuständigkeitsgerangel auf dem Rücken von Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern durch mehr politischen Dialog ersetzt werden müsse.

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