INSM-BILDUNGSMONITOR 2018 : Bildungsqualität geht erstmals nahezu bundesweit zurück

15. August 2018 // Hannes Reinhardt

Bei der Qualität der deutschen Bildungslandschaft hat es im Vergleich zum Vorjahr erstmals nahezu bundesweit Rückschritte gegeben. Das geht aus dem aktuellen Bildungsmonitor im Auftrag der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) hervor, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Bild: zwd
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zwd Köln/Berlin. Vor allem in den Handlungsfeldern Schulqualität, Integration und Verminderung von Bildungsarmut verschlechterten sich die Ergebnisse deutlich. So schneiden in Deutsch und Mathematik Viertklässler*innen aktuell schlechter ab als in den Vorjahren. Die Schulabbrecher*innenquote ist wieder größer geworden und sei vor allem auf die Flüchtlingsmigration zurückzuführen. Unter ausländischen Jugendlichen stieg der Anteil von Abgänger*innen ohne Abschluss von 11,8 Prozent im Jahr 2015 auf 14,2 Prozent im Jahr 2016. „Die Herausforderungen der Integration erfordern neue und verstärkte Anstrengungen im Bildungsbereich, andernfalls droht ein Rückgang der Teilhabechancen“, so das INSM.

Bereich Digitalisierung erstmals untersucht

Die leistungsfähigsten Bildungssysteme haben den Ergebnissen des Instituts zufolge Sachsen, Thüringen und Bayern, gefolgt von Baden-Württemberg, Hamburg und dem Saarland. Gegenüber dem Vorjahr konnten sich nur Schleswig-Holstein und Berlin im Ranking des INSM-Bildungsmonitors verbessern. Berlin ist erstmals seit zehn Jahren nicht mehr Schlusslicht, sondern belegt den 13. Platz. In Berlin konnte der Anteil der Schulabbrecher*innen insgesamt und auch unter den Ausländer*innen entgegen dem Bundestrend gesenkt werden. „Die Berliner Abbrecherquote ist aber weiter zu hoch“, konstatierte die INSM. Positiv sei hervorzuheben, dass der Fremdsprachenunterricht an Berufsschulen deutlich gestärkt wurde.

Im erstmals vertieft untersuchten Bereich Digitalisierung zeigt sich im internationalen Vergleich, dass Deutschland bei der Computernutzung an Schulen, bei den IT-Kompetenzen der Schüler*innen und bei der Forschung Nachholbedarf hat. Innerhalb Deutschlands zeigt sich ein qualitativ differenziertes Bild mit Stärken in Bayern und Baden-Württemberg und Schwächen in Schleswig-Holstein und den neuen Ländern (mit Ausnahme Thüringens). Das INSM schätzt den Mehrbedarf an Bildungsinvestitionen auf 12 Milliarden Euro jährlich. Diese Mittel sollten nach Einschätzung des Instituts „zielgerichtet zur Gestaltung der Digitalisierung und zur Sicherung von Teilhabechancen eingesetzt werden.“

Mehrbedarf von 12 Milliarden Euro jährlich geschätzt

„Der erstmals im Bildungsmonitor beobachtete Rückschritt bereitet Sorge“, erklärte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. „Wir brauchen einen neuen Bildungsaufbruch und dabei mehr Qualität für bessere Teilhabechancen. Für die Digitalisierung brauchen wir eine bessere Ausstattung der Schulen, mehr Lehrerfortbildung, mehr Austausch über innovative digitale Lehr- und Lernkonzepte und vor allem eine regelmäßige Überprüfung digitaler Kompetenzen der Schüler und ihrer Lehrer.“ Studienleiter Prof. Axel Plünnecke mahnte, die Pläne der Bundesregierung im Koalitionsvertrag und die Aktivitäten der Länder zeigten zwar in die richtige Richtung, reichten aber nicht aus: „Es sollten keine Energien in Strukturdebatten verloren gehen. Die Kräfte sollten auf die Sicherung des Lehrkräftebedarfs, die differenzierte Zuweisung von Ressourcen über einen Sozialindex und die qualitativ hochwertige Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen konzentriert werden.“

In die Studie „Bildungsmonitor 2018“ wurden 93 Indikatoren einbezogen. Dazu gehören Indikatoren zur Beschreibung der Infrastruktur, beispielsweise die Verfügbarkeit von Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten sowie die Betreuungsrelationen an Schulen. Die zugrunde liegenden Daten beziehen sich zumeist auf das Jahr 2016 oder 2017.

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