FUSION VON BARMER UND GMÜNDER ERSATZKASSE : Birgit Fischer lenkt Geschicke der neuen Krankenversicherung Barmer GEK

5. Januar 2010 // zwd Berlin (tag).

„Passgenaue Versorgung“ für 8,5 Millionen Versicherte als Ziel/Geschlechtsdifferenzierte Erkenntnisse gefragt/Kritik an schwarz-gelber Agenda

Birgit Fischer, ehemalige sozialdemokratische Frauen- und Gesundheitsministerin in NRW, ist die neue Vorstandsvorsitzende der Krankenversicherung Barmer GEK. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss aus den gesetzlichen Krankenversicherungen Barmer und Gmünder Ersatzkasse (GEK). Für ihre insgesamt 8,5 Millionen Versicherten kündigte Spitzenfrau Fischer am 6. Januar in Berlin eine „passgenaue Versorgung“ an, in die auch geschlechts- und altersdifferenzierte Erkenntnisse einfließen sollen.

Einfluss von Medikation und Geschlecht besser erforschen
„Passgenaue Versorgung heißt, dass wir versuchen, anhand der uns vorliegenden PatientInnen-Daten Versorgungsdefizite ausfindig zu machen und aufgrund dieser Erkenntnisse neue Programme zu entwickeln“, erklärte Fischer. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Versorgungsforschung zu, für welche die Barmer GEK eine eigene Abteilung gegründet hat. Dort soll die bisherige Grundlagen- und Evaluationsforschung der Barmer mit den Datenauswertungen der GEK koordiniert werden. Ein Augenmerk wird sich auch auf die unterschiedlichen Wirkungsweisen von Arzneimitteln bei Frauen und Männern, aber auch bei Kindern und Älteren richten. Denn es existieren belastbare Erkenntnisse darüber, dass weibliche und männliche Körper unterschiedlich auf Medikamente reagieren.

Für ihre Arbeit will die Abteilung „Versorgungsforschung“ ihre Kooperation mit Forschungseinrichtungen wie dem Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen (ZeS) ausbauen. Der Co-Abteilungsleiter der Abteilung für Gesundheitsökonomie, Gesundheitspolitik und Versorgungsforschung am ZeS, Prof. Gerd Glaeske, untersucht beispielsweise die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Arzneimittelwirkungen.

Barmer GEK übt Kritik an schwarz-gelber Agenda
Neben Forschung und Innovation gehören Prävention und Vorsorge sowie Qualität und Wirtschaftlichkeit zu den Schwerpunkten der Barmer GEK auf dem Feld des Vertrags- und Versorgungsmanagements. Scharfe Kritik übte die am 5. Januar gewählte dreiköpfige Führungsspitze – bestehend aus Fischer sowie Vizechef Rolf-Ulrich Schlenker und dem Verwaltungsratsvorsitzenden Holger Langkutsch – an den Reformvorhaben der schwarz-gelben Koalition. Pläne zum Einfrieren des Arbeitgebenden-Anteils und zur Ausweitung von Festzuschussregeln sind aus Sicht von Langkutsch „sozial unausgewogen“. Den Vorschlag für eine einkommensunabhängige Prämie, die so genannte Kopfpauschale, hält Fischer für „unfinanzierbar und ungerecht“. Denn sie koste mindestens 20 Milliarden Euro zusätzlich und mache 60 Prozent der Beitragszahlenden zu Sozialausgleichs-EmpfängerInnen.

Artikel als E-Mail versenden