BADEN-WÜRTTEMBERG : Bis zu 2 Millionen Soforthilfe für Schutzhäuser und Beratungsstellen für Frauen

6. April 2020 // Ulrike Günther

Durch das zum Schutz gegen die Ausbreitung der Corona-Epidemie eingeschränkte öffentliche Leben steigt das Risiko für eine Zunahme an häuslicher Gewalt. Mit einem SoforthilfeFonds mit Fördermitteln von bis zu 2 Millionen Euro will sich Baden-Württemberg gegen den erwarteten Anstieg von Gewalttaten im familiären Umfeld wappnen.

Keine Gewalt gegen Frauen - Bild: Pixabay / Tumisu
Keine Gewalt gegen Frauen - Bild: Pixabay / Tumisu

zwd Berlin/ Stuttgart. Immer mehr Frauen brauchen in der neu eingetretenen Krise eine Beratung oder suchen in einem Schutzhaus Zuflucht. Wachsende Existenzängste, Gefühle, überfordert zu sein, und fehlende Möglichkeiten, mit anderen Menschen zu interagieren, sind laut dem baden-württembergischen Ministerium für Soziales und Integration Faktoren, welche die Gefahr erhöhen, dass es zu häuslicher Gewalt kommt.

„Die Landesregierung wird mit einem Soforthilfe-Fonds die Arbeit des Frauenhilfe- und Unterstützungssystems für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder sicherstellen“, erklärte die Staatssekretärin für Soziales Bärbl Mielich (Bündnis 90/Die Grünen). Im Moment arbeitet das Sozialministerium nach eigenen Angaben mit Hochdruck daran, den Hilfsfonds betreffende Einzelheiten zu konkretisieren. Frauenhäuser, Anlaufpunkte zur Beratung bei häuslicher und sexueller Gewalt sowie Interventionsstellen gehören zu dem Kreis von Institutionen, die Mittel aus dem Fonds beantragen können.

Fördermittel für Ehrenamtliche und Aufwand bei virtueller Betreuung

Aussagen des Sozialministeriums zufolge richten die 42 Frauenschutzhäuser und Fachberatungsstellen des Landes derzeit ihre Arbeitsweise an den Erfordernissen der durch die Corona-Krise veränderten Situation aus. Anstelle direkter Gespräche finden wegen der angeordneten Schutzmaßnahmen verstärkt telefonische oder elektronisch übermittelte Beratungen statt. Die vom Ministerium in Aussicht gestellten zusätzlichen Finanzhilfen über den neu eingerichteten Fonds sollen gewährleisten, dass Frauenhäuser und Beratungsstellen auch bei gestiegener Nachfrage für Frauen in Konfliktlagen erreichbar bleiben.

Das Sozialministerium plant, über die Soforthilfe ehrenamtliche und ehemalige Mitarbeiter*Innen für Beratung und Betreuung von ratsuchenden Frauen und ihren Kindern zeitnah zu mobilisieren. Ebenso sollen die hauptamtlichen Beschäftigten aus dem Soforthilfefonds eine Entschädigung für den - durch die intensiveren telefonischen oder virtuellen Hilfeleistungen entstehenden - höheren Aufwand erhalten. Darüber hinaus können die Fördermittel dazu dienen, in Form von Zuschüssen benötigte technische Ausstattungen, wie PXs und Telefonanlagen, sowie weiteren technische Einrichtungen zu finanzieren.

Land will gemeinsam mit Kommunen Hilfe für Frauen sicherstellen

Da die Schutzhäuser und Fachberatungsstellen für Frauen in Baden-Württemberg gut vernetzt seien, würden sie nach Aussagen von Mielich auch in der schwierigen Zeit zuverlässige und passgenaue Hilfsangebote für von Gewalt bedrohte Frauen gewährleisten. Die Landesregierung übernehme Verantwortung, um für Frauen in der Krise qualifizierte Hilfe und Schutz sicherzustellen. „Wir nehmen die aktuellen Nöte und Bedarfe der Frauen- und Kinderschutzhäuser und der Fachberatungsstellen häusliche und sexuelle Gewalt sehr ernst und haben daher vor einem statistisch messbaren Anstieg der Zahlen reagiert“, hob Mielich hervor.

Falls in Frauenhäusern Corona-Fälle auftreten oder die Kapazitäten durch die erhöhte Nachfrage überlastet sein sollten, seien nach Ansicht der Staatssekretärin „praktikable Lösungen vor Ort“ gefragt. Daher würde die Landesregierung mit den Landesverbänden der Kommunen zusammenarbeiten, um ausreichende Hilfsangebote und Schutzplätze für die gewaltbetroffenen Frauen zur Verfügung stellen und gegebenenfalls auf andere Möglichkeiten der Unterbringung ausweichen zu können, so Mielich.

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