ANTWORT DER BUNDESREGIERUNG : Bund beteiligt sich an Kosten: Schüleraustausche für sozial schwache Jugendliche

19. August 2020 // Ulrike Günther

In der immer globaler werdenden Welt begegnen sich Menschen verschiedener Sprachen und Kulturen. Über Schüleraustausche können Jugendliche Kenntnisse erwerben, die sie auf ein international geprägtes Leben vorbereiten. Die Bundesregierung weist Austauschprogrammen hohen individuellen wie gesellschaftlichen Nutzen zu. Die Teilnahme sozial benachteiligter Schüler*innen fördert der Bund über das BAföG und Reisekostenpauschalen.

Schüleraustausche fördern kulturelle Kompetenzen und wechselseitiges Verständnis.  - Bild: PxHere
Schüleraustausche fördern kulturelle Kompetenzen und wechselseitiges Verständnis. - Bild: PxHere

zwd Berlin. Laut einer Antwort der Regierung (Drs. 19/21541) auf eine Anfrage der FDP-Fraktion (Drs. 19/21261) erhalten Jugendliche aus sozial schwächeren Familien, die bei einem Schüleraustausch mitmachen, Reisekostenzuschüsse in Höhe von 500 Euro bei Programmen innerhalb Europas und von 1.000 Euro bei Fahrten in außereuropäische Länder. Da die förderberechtigten Schüler*innen von allgemeinbildenden und Berufsfachschulen gleichzeitig seit August 2020 einen Anspruch auf einen BAföG-Satz von bis zu 585 Euro pro Monat haben, werde „ein erheblicher Teil der durch einen Schüleraustausch verursachten Kosten“ finanziert, heißt es in dem Antwortschreiben.

Schüleraustausche sind Ländersache Bund fördert nur einzelne Projekte

Die Regierung betont, dass die Bundesländer aufgrund des föderalen Systems für die internationalen Schüleraustausche zuständig seien. Daher engagiere sich der Bund nur punktuell und zielgerichtet für die Förderung von Austauschprogrammen. Insbesondere unterstütze die Regierung Projekte im beruflichen Bereich und im Rahmen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik, als Teil der Entwicklungspolitik sowie über bilaterale Jugendwerke. Das Bundesbildungsministerium finanziert z.B. das Programm AusbildungWeltweit, vom Auswärtigen Amt getragen ist u.a. die Initiative für Schulpartnerschaften „Schulen: Partner der Zukunft“. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit fördert z.B. das Schulaustauschprogramm ENSA, die Regierung beteiligt sich mit Förderbeiträgen an den Jugendwerken mit Frankreich oder Polen.

Die FDP-Fraktion hatte in ihrer Anfrage die Bedeutung von Schüleraustauschen in einer globalisierten Welt hervorgehoben. Jugendliche könnten sich auf diese Weise wichtige Kenntnisse, wie Fremdsprachen oder interkulturelle Kompetenzen, aneignen, um sich in einer von internationalen Beziehungen geprägten modernen Welt zu bewähren. Die Liberalen stellten mit Blick auf die aus ihrer Sicht geringen Förderbeträge vonseiten des Bundes heraus, dass die Beteiligung von Jugendlichen an Austauschprogrammen erheblich von der Finanzlage der Eltern abhängig sei. 82 Prozent der Austauschschüler*innen seien Gymnasiast*innen, lediglich 18 Prozent besuchten andere Schulformen, wie Gesamt-, Mittel-, Real- oder Privatschulen.

Zahlen von Austauschhüler*innen sind seit Jahren rückläufig

Die Zahl der Schüler*innen, die sich für Austauschprogramme im zeitlichen Umfang von mindestens drei Monaten entscheiden, ist seit sieben Jahren rückläufig. 2019 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) insgesamt knapp 2.000 Schüler*innen über das BAföG mit Mitteln in Höhe von rund 4, 46 Millionen Euro im Ausland gefördert, im Jahr 2013 waren es noch 2.900 Schüler*innen. Dabei schwankt die Anzahl der über das BAföG unterstützten Jugendlichen je nach Bundesland stark, 2019 zwischen über 850 Schüler*innen aus Hamburg und unter zehn Schüler*innen aus dem Saarland und Mecklenburg-Vorpommern. Die Regierung plant nach eigenen Aussagen aber nicht, die Länder stärker bei der Förderung von Austausch-Aktivitäten zu unterstützen.

Von den Destatis zufolge bundesweit rund 11 Millionen schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen beteiligten sich somit nur rund 0,02 Prozent an Austauschprogrammen. Der Anteil an den Schüler*innen der relevanten Jahrgangsstufen lag im Schuljahr 2017/18 nach einer von den Liberalen zitierten Statistik bei ca. 2 Prozent. Demgegenüber erhöhte sich nach Aussagen der Regierung die Quote der Mobilität von Teilnehmer*innen der beruflichen Bildung 2019 im Vergleich zu 2017 von 5,3 auf 7 Prozent. Diese Entwicklung führt die Regierung u.a. auf das 2017 gestartete, vom Bund geförderte Austauschprogramm AusbildungWeltweit zurück, das ähnlich wie das Programm Erasmus+ Auslandsaufenthalte von Berufsschüler*innen fördert.

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