CORONA-KITA-HILFEN BMFSFJ : Bund unterstützt im neuen Kita-Jahr regulären Betrieb in der Tagesbetreuung

11. August 2020 // Ulrike Günther

Das neue Kita-Jahr hat begonnen, und viele Kindergärten und Einrichtungen der Tagespflege kehren zum Regelbetrieb zurück. Der Bund unterstützt die Kitas mit Fördermitteln. Gleichzeitig startet eine „Corona-Kita-Studie“ zur Rolle von Kindern beim Erkrankungsgeschehen. Erziehungsgewerkschaft GEW und Bildungsverband VBE befürworten die Untersuchung. Ein „Corona-Kita-Rat“ soll den Austausch aller Beteiligten über die Wiederaufnahme des Kita-Betriebes ermöglichen.

Im neuen Kita-Jahr soll die Kinderbetreuung wieder regulär ablaufen. - Bild: flickr / EnergieAgentur NRW
Im neuen Kita-Jahr soll die Kinderbetreuung wieder regulär ablaufen. - Bild: flickr / EnergieAgentur NRW

zwd Berlin. Heute (11. August) startet das zur Kita-Studie gehörige bundesweite Kita-Register, in welches Kita-Leiter*innen und -Personal alle wichtigen Informationen zu Infektionen und Erkrankungen sowie vorhandenen Betreuungskapazitäten eintragen können. Mit der vom Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) finanzierten Corona-Kita-Studie sollen Forscher*innen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und des Robert-Koch-Instituts (RKI) die Wiederaufnahme des Regelbetriebes wissenschaftlich begleiten und die Rolle von Kindern beim Verbreiten der Krankheit untersuchen.

Es sei „die erste Studie, die das bundesweite Infektionsgeschehen in der Kindertagesbetreuung in den Blick nimmt“, betonte der Direktor des DJI Prof. Thomas Rauschenbach. Bisher haben die Wissenschaftler*innen erste Studienergebnisse zusammengefasst, nun hoffen sie laut Rauschenbach, dass sich möglichst viele Kitas beteiligen, damit sie sich „einen guten Überblick über die bundesweite Situation in der Kindertagesbetreuung“ verschaffen können.

GEW und VBE erwarten konkretes Handeln der Politik

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) unterstützen die von DJI und RKI durchgeführte Studie. „Wenn wir Beschäftigte und Kinder besser schützen wollen, brauchen wir dringend bessere und passgenaue Daten“, erklärte die Vorsitzende der GEW Marlies Tepe. Die Ergebnisse der Untersuchung könnten nach Auffassung von Tepe dazu beitragen, sich künftig im Krisenfall besser auf die Situation einstellen und Risiken wie Belastungen gering halten zu können. Die GEW-Vorsitzende appellierte an die Kindergärten, sich zahlreich an der Studie zu beteiligen, damit man sich die Probleme besser sichtbar machen ließen. Tepe erwartet von der Politik, dass sie auf die Ergebnisse der Studie reagieren werde.

Ähnlich, wenn auch kritischer, äußerte sich der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann. Er forderte, dass die Politik die wissenschaftlichen Erkenntnisse in konkrete Handlungen und unterstützende Maßnahmen übertragen werde. Dabei setze der VBE voraus, dass die Politik „einen jederzeit transparenten, kontinuierlichen und lösungsorientierten Austausch mit allen Beteiligten“ pflegen sowie entschieden handeln werde. Für den an vielen Orten der Bundesrepublik mit dem neuen Kita-Jahr wieder einsetzenden regulären Betrieb der Einrichtungen zur Kindertagesbetreuung hat das BMFSFJ fünf Leitlinien zu Hygiene- und Schutzmaßnahmen herausgegeben. Demnach soll das Einhalten grundlegender Hygieneregeln, wie viel frische Luftzufuhr und häufiges Händewaschen, die oberste Stelle einnehmen.

Familienministerin Giffey will Regelbetrieb in Kitas sicherstellen

Die Erwachsenen – Erzieher*innen und Eltern - haben laut BMFSFJ die Verantwortung für den Gesundheitsschutz zu tragen und selbst die geltenden Hygienevorgaben und das Abstandsgebot einzuhalten. Sie müssen gemäß den Leitlinien auch dafür sorgen, dass nur ein enger Personenkreis Zugang zu den Kitas erhält. Um Infektionen rasch erkennen zu können, muss es Erzieher*innen möglich sein, sich überall kostenlos testen zu lassen. Wenn Erkrankungen auftreten, sollten die beteiligten Personen ihre Kontakte verringern und Ansteckungsketten nachverfolgen. Die Kinder sollten in festen Gruppen verbleiben und Fachkräfte so wenig wie machbar wechseln. Darüber hinaus sollten unmissverständliche Vorgaben gelten, wie z.B. keine kranken oder von Fieber befallenen Kinder in die Kitas zu lassen.

„Unser Ziel muss es sein, den Regelbetrieb in Kitas und Kindertagespflege sicherzustellen“, hob Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) zum Beginn des neuen Kita-Jahres am 10. August hervor. Neuerliche flächendeckende Schließungen von Kitas seien nach Ansicht von Giffey unbedingt zu vermeiden. Zwar hätten die Familien in den zurückliegenden Wochen vieles geleistet, was sonst unter den Aufgabenbereich der Kindergärten und Schulen falle. Eine Perspektive für die kommenden Wochen und Monate dürfe das laut der Familienministerin aber nicht darstellen.

Kita-Rat soll Austausch und Beratung aller Beteiligten ermöglichen

Mit Blick auf die Empfehlungen des BMFSFJ mahnte der VBE-Vorsitzende Beckmann an, diese grundsätzlich „richtig(en) und nachvollziehbar(en)“ Ratschläge müssten sich an den real vorfindlichen Bedingungen des Kita-Alltags orientieren. Die wirklichen Verhältnisse in den Kitas zeigten dem Verbandspräsidenten zufolge, dass „die Umsetzung jederzeit getrennter Kleingruppen, keine Mehrfachnutzung von Räumen etc., auf Grund der mangelhaften Gegebenheiten nicht von allen Kitas zu leisten sein wird“. Von der Politik verlangte Beckmann, sich diesen Tatsachen ehrlich zu stellen und die Einrichtungen beim Bewältigen der sich bietenden Schwierigkeiten konstruktiv zu unterstützen.

Zu den von Giffey genannten flankierenden Maßnahmen, mit welchen der Bund die Einrichtungen zur Kinderbetreuung in der Krise unterstützt, gehören neben der schon erwähnten Kita-Studie finanzielle Hilfen und ein neu eingerichteter Kita-Rat. Mit Mitteln in Höhe von 1 Milliarde Euro, die der Bund über das 5. Investitionsprogramm „Kinderbetreuungsfinanzierung“ in den Jahren 2020 und 2021 zur Verfügung stellt. fördert die Regierung Umbau, Ausbau oder die Erweiterung sanitärer Anlagen in Kitas. In einem ab August einmal monatlich tagenden Kita-Rat sollen die Mitglieder der Familienministerkonferenz gemeinsam mit Vertreter*innen von Gemeinden, Gewerkschaften, Kindertagespflege, Trägerverbänden und der Bundeselternvereinigung außerdem den Regelbetrieb in den Betreuungseinrichtungen begleiten und sich über das Vorgehen beraten.

Artikel als E-Mail versenden