BERLINER ERKLÄRUNG : Bundesforum Familie plädiert für werteorientierte Erziehung

19. April 2009 // zwd Berlin (jz).

Zum Abschluss des Projekts „Kinder brauchen Werte – Bündnisinitiative: Verantwortung Erziehung“ hat die Steuerungsgruppe des Bundesforums Familie am 25. November 2008 ihre „Berliner Erklärung“ zur wertorientierten Erziehung vorgestellt. Darin fordert das Bundesforum Familie, dass die kulturelle und religiöse Vielfalt in Tageseinrichtungen für Kinder gefördert und ausreichend finanzielle und räumliche Ressourcen für ein erfolgreiches Familienleben zur Verfügung gestellt werden müssen.

„Die Berliner Erklärung fordert zum Dialog auf. Wertkonflikte müssen thematisiert und dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden“, so Norbert Hocke, Sprecher des Bundesforums Familie und Leiter des Vorstandsbereichs Jugendhilfe und Sozialarbeit der GEW. Er plädierte dafür, bereits in der Kleinkinderbetreuung genauso professionell vorzugehen wie im späteren Lehrbetrieb. Schließlich werde in den ersten Bildungsjahren auch der Grundstein für die moralische Bildung gelegt, so Hocke am 20. April weiter.

„Für die Gesellschaft ist es von außerordentlicher Bedeutung, dass die bei Kindern von Geburt an vorhandene Wertkompetenz frühzeitig gefördert wird“ so Prof. Dieter Spanhel. Insbesondere im Bundesländervergleich gäbe es jedoch große Unterschiede in der Qualität wertorientierter pädagogischer Arbeit. Auch bei der Vorgabe von klaren moralischen Maßstäben, gäbe es Defizite. „Viele Erzieherinnen und Erzieher haben Probleme Konsequenzen umzusetzen“, erklärte der Pädagoge. Sowohl LehrerInnen, als auch ErzieherInnen bräuchten dringend einen stärkeren pädagogischen Anteil in ihrer Ausbildung. Eine reine Fixierung auf Fachlehrkräfte reiche hier nicht aus. In Europa sei Deutschland das einzige Land, das ErziehrInnen in so geringem Maße ausbilde, so Spanhel.

Werte müssen vorgelebt werden

„Die Qualität des Miteinanders der Erwachsenen gibt vor, wie Kinder Werte verstehen“, so Ekin Deligöz, Kinder- und familienpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.Respekt, Gleichberechtigung und Fairness seien Werte, die unbedingt vorgelebt werden müssten. Besonders wichtig sei es, auf die unterschiedlichen Familienmodelle einzugehen, die inzwischen in der Gesellschaft vorherrschen, so Deligöz, die ebenfalls Vorsitzende der Kinderkommission ist. „Dafür dass Kinder die Schule mit Spaß erleben, dass sie tolerant sind und soziale Kompetenzen entwickeln – dafür müssen wir die Rahmenbedingungen schaffen“, so Deligöz. Ungleichheiten im Bezug auf Zugangsmöglichkeiten und Qualität müssten dringend abgebaut werden. „Wir brauchen unbedingt mehr niedrigschwellige Angebote vor Ort“, ergänzte Diana Golze, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Linken.

Selbstbildungsprozess des Kindes unterstützen

Bildung wird der Erklärung zufolge heute allen voran als aktiver, selbst gesteuerter Prozess verstanden. Hauptaufgabe erziehender Personen sei es, diesen Selbstbildungsprozess des Kindes zu ermöglichen und zu unterstützen. Kindern und deren Familien müsse mit Respekt und Interesse entgegengetreten werden, unabhängig von ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft. Dies erfordere jedoch eine interkulturelle Kompetenz, die MitarbeiterInnen in Aus- und Fortbildungen erwerben müssten. „Wertorientierte Erziehung fängt im Elternhaus an, aber geht in Kitas und Schulen weiter“, erklärte Kerstin Griese Vorsitzende des Familienausschusses und Kirchenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion. Die Betreuungssituation müsse sich nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ deutlich verbessern. Hierzu müsse auch eine angemessene Bezahlung des Personals sichergestellt werden.

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