MANAGERINNEN-BAROMETER 2018 : Die Quote wirkt, doch ohne Druck passiert wenig

11. Januar 2018 // Rita Schuhmacher

Die Quote greift: Die Kontrollgremien der gut 100 Unternehmen in Deutschland, die seit 2016 an die Geschlechterquote von 30 Prozent gebunden sind, haben den geforderten Frauenanteil bis Ende des Jahres 2017 erreicht. Das geht aus dem aktuellen Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Die Stagnation in den Vorständen hingegen zeige: Ohne Druck und drohende Sanktionen passiert nichts.

zwd Berlin. Zwei Jahre nach Einführung der Geschlechterquote für Aufsichtsräte ergebe sich ein relativ klares Bild: Die Quote greife, auch in anderen europäischen Ländern, konstatierte Elke Holst, Forschungsdirektorin für Gender Studies am DIW Berlin, die gemeinsam mit Katharina Wrohlich Daten zu mehr als 500 Unternehmen in Deutschland erhoben und ausgewertet hat. Sie räumte dennoch ein: In den Vorständen, für die es in Deutschland bislang keine Quotenregelung gibt, herrsche Stillstand. Im Durchschnitt der umsatzstärksten 200 Unternehmen verblieb der Frauenanteil bei etwas mehr als acht Prozent. Lediglich bei den 30 größten börsennotierten Unternehmen (DAX-30) und bei den Unternehmen mit Bundesbeteiligung erhöhte er sich jeweils um rund zwei Prozentpunkte auf 13 beziehungsweise fast 18 Prozent.

Aufholbedarf besonders im Finanzsektor

Der Finanzsektor blieb bereits in den vergangenen Jahren hinter den Top-200-Unternehmen zurück, obwohl hier mehr als die Hälfte der Beschäftigten Frauen sind. Ende 2017 ermittelte der DIW für die 100 größten Banken einen Anteil von neun Prozent weiblichen Vorstandsmitgleider und 23 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten. Bei den Versicherungen waren die Frauenanteile sogar leicht rückläufig und betrugen neun beziehungsweise 22 Prozent.

EU-Länder ohne Quote stagnieren

Ein Blick auf die anderen europäischen Länder macht deutlich, dass politische Rahmenbedingungen den Frauenanteil in den Führungsgremien der größten Unternehmen eines Landes positiv beeinflussen können. Die Untersuchungen des DIW haben ergeben, dass Länder mit Quotenregelung im Durchschnitt deutlich höhere Frauenanteile als Länder ohne Quotenregelung haben. Insbesondere seit 2011, dem Jahr, in dem Belgien, Frankreich, Italien und die Niederlande eine verbindliche Quote festgelegt haben, ist der Frauenanteil in den höchsten Entscheidungsgremien stark gestiegen.

Die Länder ohne Quote stagnieren in dieser Hinsicht hingegen. Belgien, Frankreich, Italien und die Niederlande haben alle im selben Jahr (2011) eine gesetzliche Geschlechterquote eingeführt. Während sie sich bis 2006 den Frauenanteil in den höchsten Entscheidungsgremien der größten börsennotierten Unternehmen betreffend noch unter dem EU-Durchschnitt befanden, liegen die vier Länder seit 2014 deutlich über dem Durchschnitt der 28 EU-Länder.

Traditionelle Rollenbilder verhindern den Aufstieg

Dass der Frauenanteil in Führungspositionen nur so langsam zunimmt, liege auch traditionellen Rollenbildern. Erwartet werden lange Arbeitszeiten und regionale berufliche Flexibilität. Das Bild von Führung orientiere sich noch immer an den tradierten männlichen Lebenswirklichkeiten, so Holst. Familiäre Verpflichtungen gälten hier eher als „Störung“ und Teilzeitarbeit als Hinderungsgrund für den Aufstieg.

Holst und Wrohlich empfehlen daher, die Frauenquote durch weitere Maßnahmen zu ergänzen. Damit der Frauenanteil in Führungspositionen schneller zunehme, müssten Frauen auf allen Hierarchieebenen ausreichend vertreten sein. Ambitionierte Unternehmensziele und deren zeitnahe Umsetzung seien hierfür erforderlich. Das funktioniere nur mit einer Modernisierung der Unternehmenskultur und -organisation. Mehr Zeitsouveränität und Flexibilität, um Familie und Karriere besser zu vereinbaren, seien der Schlüssel. Die Digitalisierung biete dafür gute Voraussetzungen, so die Autorinnen.

„Die Zahlen des DiW bestätigen die Ergebnisse des WoB-Index von FidAR, dass die Quote in den Aufsichtsräten zwar greift, die Definition von Zielgrößen ohne Sanktionen aber weiterhin kaum Veränderungen bewirkt", sagte Monika Schulz-Strelow, Präsidentin der Initiative "Frauen in die Aufsichtsräte e.V." (FidAR), gegenüber dem zwd. Das gelte vor allem für die Vorstands- und Managementebene. Die Erhebung zur Branche der Banken und Versicherungen sei zudem sehr hilfreich, vor allem da die Banken in hohem öffentlichen Interesse stünden. "Hier ist der Anteil der Frauen unter den Beschäftigten besonders hoch, dennoch finden sich nur sehr wenige Frauen in Führungspositionen. Das hat natürlich Signalwirkung für andere Wirtschaftszweige, die in ihren Anstrengungen auch nicht zwingend zulegen werden“", so Schulz-Strelow.

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