CHE-AUSWERTUNG : Drei Viertel aller Universitäten werden von Männern geleitet

8. Februar 2019 // Hannes Reinhardt

Drei Viertel aller deutschen Universitäten werden von einem männlichen Rektor oder Präsidenten geleitet. Das ergab eine aktuelle Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE).

zwd Gütersloh. In der Vergangenheit war die Quote noch höher, da jede vierte Universitätspräsidentin oder -rektorin erst 2018 neu ins Amt gekommen ist.

Die Analyse der Lebensläufe von Universitätspräsident*innen und -rektor*innen zeigt zudem ein starkes regionales Gefälle: Jede dritte Führungskraft stammt aus Nordrhein-Westfalen, keine einzige aus einem ostdeutschen Bundesland. „Es ist nur eine Momentaufnahme – aber 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist eine Universitätslandschaft ohne Top-Führungskräfte mit ostdeutschen Wurzeln schon bemerkenswert“, sagte CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele. Er wünsche sich eine größere Heterogenität auf allen Ebenen: „Bei den studentischen Bildungsbiografien ist die Vielfalt auf dem Campus angekommen, warum nicht auch mehr Vielfalt in den Führungspositionen?“ Deutlich differenzierter sind die Ausbildungswege der Führungskräfte. „Unter den heutigen Hochschulleitungen finden sich neben Juristen auch Sportwissenschaftler und ehemalige Lehramtsstudenten“, erläuterte Studienleiterin Isabel Roessler.

Linke: „Wettbewerb zwischen Hochschulen und Bundesländern trägt faule Früchte“

Die Zeiten, bei denen man nach Führungsjobs an der Hochschule wieder ins zweite Glied zurücktreten musste, scheinen allerdings vorbei zu sein. Roessler: „Jede zweite Hochschulleitung hat bereits zuvor Erfahrungen als Vizepräsident*in im Präsidium gesammelt.“ Sechs Personen haben bereits zuvor eine andere Universität geleitet. Die Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb der Hochschullandschaft bewertete die Projektmanagerin daher positiv.

Nicole Gohlke, hochschulpolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion, ging angesichts der Zahlen mit den deutschen Universitäten hart ins Gericht: „Ein Frauenanteil von nur 25 Prozent in Führungspositionen an den Hochschulen und keine einzige Führungskraft mit ostdeutschen Wurzeln sind ein Armutszeugnis.“ Der vom Bund forcierte Wettbewerb zwischen Hochschulen und Bundesländern trage „faule Früchte“: „Das politisch in Kauf genommene ökonomische Auseinanderdriften der Bundesländer sowie in der Wissenschaft hat auch zur Folge, dass Top-Führungskräfte in die Regionen abwandern, in denen die Hochschulen besser ausgestattet sind.“ Angesichts der Tatsache, dass über die Hälfte aller Studienabschlüsse von Frauen erbracht und im Bereich der Promotionen seit Jahrzehnten fächerübergreifend ein Drittel bis 40 Prozent der Promotionen von Frauen vorgelegt würden, müssten diese Zahlen endlich auch in den Hochschulleitungen erreicht und verbindliche Zielvorgaben für eine geschlechterparitätische Besetzung verankert werden, forderte Gohlke.

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