LAND BERLIN : Drohendes Aus für Online-Frauenhilfsprojekt

4. September 2019 // Julia Trippo

Wenn sich die finanzielle Situation der Hilfsorganisation Papatya nicht bald verbessert, wird deren Online-Projekt SIBEL wohl zum Ende diesen Jahres geschlossen werden müssen. Die vom Bundesfrauenministeriums bereitgestellten Fördermittel laufen aus, das Land Berlin zeigt sich bislang nur partiell bereit, die dadurch zusätzlich anfallenden Kosten zu übernehmen.

Foto: Adobe Stock/deagreez
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zwd Berlin. Beratung und Hilfe für Mädchen und junge Frauen, LGBTI*Q und Paare, die Probleme mit ihren Familien haben, kosten Geld. Die finanziellen Mittel, die für das Projekt „Sheroes - gemeinsam mit Betroffenen gegen Gewalt im Namen der Ehre" vom BMFSFJ im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“ bereitgestellt und anteilig auch das Online Angebot SIBEL finanziell absichert, laufen aufgrund der endenden Förderperiode aus. Für die nächste Förderperiode kommendes Jahr hat das BMFSFJ mehr als 800 Bewerbungen erhalten und befindet sich nach eigenen Angaben derzeit im Auswahlverfahren und der Vorbereitung der zweiten Programmlaufzeit.

Wie geht es weiter?

Nicht nur die Förderung des BMFSFJs endet, auch von den Bundesländern scheint die Unterstützung überschaubar. Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, die als Länder die Finanzierung des Projekts bisher gefördert haben, zogen ihre Beteiligung zurück, um eigene Projekte zu starten. Lediglich Brandenburg und Berlin beteiligen sich derzeit finanziell. In Senatskreisen wird darauf hingewiesen, dass solche sozialen Projekte grundsätzlich aufgrund der föderalen Struktur Ländersache seien.

Vertreterinnen von Papatya fordern eine Finanzierung von zwei Stellen aus dem Berliner Haushalt. In Berlin werde das Projekt häufig genutzt. Wie eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung gegenüber dem zwd erklärte, wurde die Förderung für den Haushalt 2020 um rund 4000 Euro, auf insgesamt 29.077 Euro erhöht, was der Finanzierung einer halben Stelle entspricht. Die bisherig angekündigte Erhöhung reicht jedoch nach Angaben von Papatya nicht aus, die Beratungsstelle zu retten. Sie hoffen auf zusätzliche 86.000 Euro des Berliner Abgeordnetenhauses, um ihre Arbeit fortsetzen zu können. Dass es sich bei den Forderungen von Papatya nicht um den Ausbau von Stellen, sondern um die Ausfinanzierung des deutschlandweit agierenden Online-Beratungsangebotes allein durch das Land Berlin handele, sei das Problem, so die Senatssprecherin. Das Land Berlin würde also die komplette Finanzierung eines Projektes übernehmen müssen, das bundesweit arbeite. Dennoch unterstützte Frauensenatorin Kalayci die Arbeit von SIBEL ausdrücklich und würde sie auch im Rahmen der Haushaltsberatungen unterstützen. Für die Arbeit der Hilfsorganisation werden die Bereinigungsgespräche in Berlin also schicksalshaft für ihre zukünftige Arbeit sein.

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