SCHLESWIG-HOLSTEIN : Berufliche Bildung ins Wirtschaftsministerium: GEW kritisiert Pläne von Jamaika

26. Juni 2017 // Hannes Reinhardt

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Schleswig-Holstein hat die Pläne der zukünftigen Landesregierung, den Bereich der Beruflichen Bildung vom Bildungs- ins Wirtschaftsministerium zu verschieben, scharf kritisiert.

Bild: Pixabay
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zwd Kiel (ticker). Die Landesvorsitzende Astrid Henke bezeichnete diese bundesweit einzigartige Zuordnung als „krasse Fehlentscheidung zu Lasten von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften, aber auch der Qualität in der Beruflichen Bildung insgesamt.“ Für 33 Berufsbildende Schulen und Regionale Berufsbildungszentren, 93.700 Schüler*innen an Berufsschulen, Berufsfachschulen, Fachoberschulen, Berufsoberschulen, Beruflichen Gymnasien und Fachschulen soll nach den Plänen von CDU, FDP und Grünen in Zukunft der/die Wirtschaftsminister*in die Verantwortung tragen. Reibungsverluste zwischen Wirtschafts- und Bildungsministerium seien vorprogrammiert, mahnte Henke. „Wir brauchen keinen Verschiebebahnhof, sondern eine Stärkung der Beruflichen Bildung, zum Beispiel durch mehr gute Ausbildungsplätze in der Fläche und bessere Arbeitsbedingungen an den Schulen.“

„Bildung darf nicht unter die Fuchtel der Wirtschaft geraten“

Die GEW-Landesvorsitzende wies darauf hin, dass es in den Beruflichen Schulen nicht nur um den Berufsschulunterricht für Auszubildende gehe, sondern auch um viele allgemeinbildende Schulabschlüsse. Die Aufsicht über diese Schulabschlüsse sei im Wirtschaftsministerium völlig fehl am Platze, betonte sie. Für Henke ist klar, dass die Pläne der Jamaika-Koalition die Übergänge zwischen allgemeinbilden und berufsbildenden Schulen erschweren werden: „Vor allem bei der Berufs- und Studienorientierung sowie der individuellen Betreuung der Schulabgängerinnen und Schulabgänger kommt es auf eine intensive Zusammenarbeit zwischen den allgemeinbildenden und den berufsbildenden Schulen an. Hier ist Politik aus einer Hand erforderlich. Stattdessen steuert Jamaika auf eine lange ministerielle Hängepartie zu.“ Der Übergang von der Schule in den Beruf könne nur durch eine engere Zusammenarbeit von Arbeitsagenturen, Jobcenter und Jugendhilfe mit den allgemeinbildenden und den berufsbildenden Schulen verbessert werden, erklärte Henke. Die Einrichtung von Jugendberufsagenturen sei hier ein gutes Instrument. „Das Auseinanderreißen der Verantwortung für die verschiedenen Schularten widerspricht diesem Konzept der ,rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit‘“. Die Jamaika-Koalitionär*innen ignorierten damit gute Erfahrungen anderer Länder, insbesondere aus Hamburg.

Henke äußerte außerdem die Befürchtung, dass durch den Transfer der Beruflichen Bildung ins Wirtschaftsministerium der Einfluss der Wirtschaft auf Bildungsinhalte wachse. Schließlich verstehe sich das Ressort in erster Linie als Sachwalter wirtschaftlicher Interessen. „Berufliche Bildung ist aber ein öffentliches Gut, das nicht unter die Fuchtel der Wirtschaft geraten darf“, unterstrich die Kieler Gewerkschafterin.

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