HAUSHALT BMFSFJ : Empörung über 400.000 Euro-Zuwendung an reaktionären Männerrechtsverein

18. Januar 2021 // ticker (ig)

Mit einem Offenen Brief an die Vorsitzenden der Regierungsfraktionen CDU/CSU und SPD hat die Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros (BAG) gegen das Vorhaben der Koalition protestiert, den Männerrechtsverein „Forum soziale Inklusion“ mit 400.000 € aus Mitteln des Bundesfrauen- und -familienministeriums zu fördern. Der Verein zählte zu jenen Organisationen, die seit Jahren mit antifeministischen Argumentationen gegen die Gleichstellung Front mache. Im Ministerium wird die Bereitstellung der Fördermittel kritisch gesehen.

Die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten betrachten es als „empörend", dass die die CDU/CSU-Bundestagsfraktion den Antrag des Vereins „Forum soziale Inklusion“ im Laufe der parlamentarischen Haushaltsberatungen für 2021 buchstäblich durch die Hintertür lanciert und die SPD-Fraktion ihn durchgewunken habe. Damit würden 400.000 Euro „gegen die Gleichstellung" bereitgestellt. Nach Angaben der BAG setzt sich das Forum keineswegs für gleichberechtigte Teilhabe ein. Es zähle vielmehr zur sogenannten Männerrechtsbewegung, die Männer als Opfer betrachtet und gegen Feminismus mobilmacht. Der Verein nutze typische antifeministische Argumentationen: „Die Benachteiligung von Frauen wird negiert und die Bekämpfung von Diskriminierung als unberechtigte Bevorzugung von Frauen dargestellt. Mitglieder des Vereins sind außerdem durch rechtspopulistische Aussagen und Kontakte zur AFD aufgefallen."

Sie seien „fassungslos", dass der Verein nun für seine zweifelhafte Arbeit in einem Umfang gefördert werden solle, „von dem andere Männer- und Frauenorganisationen nur träumen könnten", heißt es in dem Offenen Brief, in dem die Fraktionschefs aufgefordert werden, die Beweggründe für das Fördervorhaben zu erklären.

Auf der Webseite des Vereins wird gegen die Benachteiligung von Männern polemisiert. Dort heiß es unter anderem: „Die aktuelle erfahrbare Bundespolitik setzt den Fokus nahezu ausschließlich auf Frauen und Mütter und ihre Interessen. Die Belange von Jungen, Männern und Vätern werden durch die Bundespolitik nicht gesehen; sie werden vielfach vorsätzlich unsichtbar gemacht". Anlässlich der Bereitstellung von 120 Millionen Euro für den Ausbau von Frauenhäusern polemisierte der Vereinsvorsitzende Gerd Riedmeier mit den Worten: „Die von Frau Giffey zu verantwortende einseitige Kampagne forciert in schädlicher Weise die bereits bestehende Polarisierung zwischen den Geschlechtern. Gewalt von Frauen gegen Männer (und Kinder) werde bagatellisiert, im umgekehrten Falle stark emotionalisiert. Für Männer als Opfer gebe es aus ihrem Haus weder Empathie noch Hilfen."

Nach zwd-Informationen sieht auch das von Franziska Giffey geleitete Bundesministerium die Arbeit des Vereins nicht von ungefähr außerordentlich kritisch. Man sei in die Entscheidungsvorbereitung des Haushaltsauschusses zuvor nicht eingebunden worden.


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