OECD-STUDIE : Fast jede dritte erwerbstätige Migrantin arbeitet in Jobs für Geringqualifizierte

16. Januar 2019 // ticker

Knapp jede dritte erwerbstätige Migrantin arbeitet in einem Job, der nur geringe Qualifikationen erfordert. Dies geht aus der Auswertung der gemeinsam mit der EU-Kommission erstellten Studie „Integration von Zuwanderern: Indikatoren 2018“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor.

zwd Berlin. Zugewanderte Frauen sind demnach häufiger für die ausgeübten Tätigkeiten überqualifiziert und arbeiten noch häufiger in Teilzeit als in Deutschland geborene Frauen. Bei Migrantinnen ist der Beschäftigungsabstand zur im Inland geborenen Bevölkerung größer als bei Migranten. Dafür ist bei im Ausland geborenen Frauen die Erwerbsbeteiligung zwischen 2006 und 2017 schneller gestiegen als bei Männern.

Auch im Bereich Bildung gibt es einen positiven Trend. Zwar liegt der Anteil der Hochqualifizierten (Fachhochschul-/Hochschulstudium, höhere berufliche Bildung) unter den Zuwanderer*innen mit 23 Prozent deutlich unter dem OECD- und EU-Schnitt sowie unter dem Wert für die im Inland geborene Bevölkerung. Bei Neuzuwanderer*innen (Menschen, die weniger als zehn Jahre im Land sind) liegt der Anteil allerdings bei 30 Prozent und damit auch über dem Wert der im Inland geborenen Bevölkerung. Allerdings ist in den meisten anderen OECD-Ländern der Anteil Hochqualifizierter an den Neuzuwanderer*innen noch höher. Gleichzeitig liegt der Anteil Geringqualifizierter (weder Fachhochschulreife noch abgeschlossene Berufsausbildung) unter den Zuwanderer*innen bei 35 Prozent, gegenüber zehn Prozent bei der im Inland geborenen Bevölkerung.

Lesekompetenz verbessert sich überdurchschnittlich

Auch bei den in Deutschland geborenen Kindern von Migrant*innen sind Fortschritte zu verzeichnen. So hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Lesekompetenz der 15-Jährigen deutlich und im OECD-Vergleich überdurchschnittlich verbessert. Gleichzeitig liegt der Anteil der 15- bis 34-jährigen in Deutschland geborenen Migrant*innenkinder, der weder in Ausbildung noch in Beschäftigung ist (NEET-Rate), mit zehn Prozent so niedrig wie in keinem anderen EU-Land.

Unter den jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund (25- bis 34-Jährige) ist der Anteil der Hochqualifizierten in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dennoch lag er 2017 mit 17 Prozent so niedrig wie in keinem anderen OECD-Land mit vergleichbaren Daten und deutlich unter dem Wert für Gleichaltrige mit in Deutschland geborenen Eltern (32 Prozent). Trotz der positiven Entwicklungen bestehe jedoch weiterhin Handlungsbedarf vor allem bei den Geringqualifizierten, Frauen sowie Kindern von niedrigqualifizierten Zuwanderern, betonte OECD-Bildungsexperte Thomas Liebig.

Der Studie zufolge sind knapp 13 Millionen Menschen, die Deutschland leben, im Ausland geboren (Daten für 2017). Das entspricht rund 16 Prozent der Gesamtbevölkerung. Mit diesem Anteil liegt Deutschland im OECD-Vergleich im oberen Mittelfeld. Gut ein Fünftel der Zuwanderer*innen (22 Prozent) lebt weniger als fünf Jahre in Deutschland. Auch dieser Wert liegt über dem OECD-Schnitt.

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