FLUCHT & ASYL : "Familie bedeutet Schutz"

22. Dezember 2017 // ticker

Fast alle weiblichen Geflüchteten haben auf ihrer Flucht sexualisierte Gewalt oder andere Übergriffe erlebt. Eine Familienzusammenführung könnte ihnen Schutz bieten und bei der Bewältigung von Traumata helfen. Das geht aus einer neuen Studie der internationalen Hilfsorganisation CARE hervor. Sie fordert eine schnelle und transparente Bearbeitung von Familienzusammenführungsanträgen.

zwd Bonn. Mehr als 86 Prozent der Anträge auf Familienzusammenführung werden von Frauen gestellt, die dringend Schutz brauchen. Die Studie „Left behind: How the world is failing women and girls on refugee family reunion” zeigt, dass die Familienzusammenführung verstärkt genutzt werden müsse, um Frauen und Mädchen aus der als Geflüchtete in der Fremde erlebten Unsicherheit zu befreien.

Als eines der reichsten Länder der Welt sieht CARE-Generalsekretär Karl-Otto Zentel Deutschland in der Pflicht, Menschen, die vor Gewalt und Verfolgung fliehen, zu unterstützen und insbesondere die Bedürfnisse von Frauen zu berücksichtigen. „Wir müssen alles für ihren Schutz tun“, forderte er. Dazu gehöre auch die Zusammenführung mit den Familien: „Familien gehören zusammen – für uns als Deutsche wird das an Weihnachten besonders deutlich. Doch Regierungen in Europa, inklusive Deutschland, arbeiten bei geflohenen Menschen mit einem sehr engen Verständnis von Familie. Familienmitglieder in europäischen Ländern, die traumatisierten Frauen Schutz bieten könnten, werden nicht als solche anerkannt. Das muss sich dringend ändern“, so Zentel.

Weitere Defizite, die aufgedeckt wurden, sind die nicht ausreichende Rechtsberatung, die fehlende Unterstützung bei der Bewältigung von Traumata und zu wenig sichere Räume für Frauen in Flüchtlingsunterkünften.

Die Autor*innen des Berichts empfehlen den Regierungen, Schulungen zu sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt für Personen, die mit Geflüchteten arbeiten, durchzuführen sowie eine konsequente Anerkennung von sexualisierter Gewalt als Asylgrund.

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