zwd-POLITIKMAGAZIN Nr. 372 : Frauen als Akteurinnen des Widerstandes gegen das NS-Regime

22. August 2019 // Redaktion

Lange hat das Gedenken an Frauen, die sich dem nationalsozialistischen Terror aktiv widersetzt haben, auf sich warten lassen. Jetzt haben die Regierungsfraktionen das zum Thema gemacht. Alle Fraktionen (außer der AfD) unterstützten einen entsprechenden Koalitionsantrag „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus würdigen“.


TITELTHEMA: FRAUEN ALS AKTEURINNEN DES WIDERSTANDES GEGEN DAS NS-REGIME


KOALITION LEITET PARADIGMENWECHSEL EIN

Bundestag würdigt den Mut und die Leistungen von Frauen im Widerstand gegen das NS-Regime
zwd Berlin (no). Erstmals standen Frauen im Widerstand gegen das NS-Regime auf der Agenda des Bundestages: 75 Jahre nach dem Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 und 21 Jahre nach Aufhebung der Urteile des NS-Volksgerichtshofes und der Standgerichte durch das „Ge­setz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechts­pflege“. Die Würdigung von Frauen, die sich dem nationalsozialistischen Terror widersetzt haben, ließ auch deshalb so lange auf sich warten, weil zum Frauenbild im Nachkriegsdeutschland die Attribute widerständig, politisch und eigenständig denkend nicht passten. Mit der Verabschiedung des Koalitionsantrages „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus würdigen“ hat der Bundestag den weiblichen Widerstand in der NS-Zeit ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.
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KOMMENTAR


zwd-HERAUSGEBER HOLGER H. LÜHRIG

„Siegen” dank Frustwählern in Ostdeutschland?
zwd Berlin/Potsdam (ig). Die Wahlentscheidung am 1. September in Brandenburg und Sachsen wird dank medialer Mithilfe unter Nutzung täglich neuer Demoskopie-Wasserstandsmeldungen auf die vermeintlich alles entscheidende Frage herbeigeredet, ob die selbsternannte Alternative gegen die Regierungsparteien, die CDU und SPD in Sachsen und die SPD und die Linke in Brandenburg, „siegen“ wird. Dabei kann beim besten Willen aufgrund keiner einzigen Meinungsumfrage ein solcher „Sieg“ wirklich ausgemacht werden. Einiges spricht vielmehr dafür, dass eine Vierfünftel-Mehrheit der Wähler*innen den Rechtspopulisten eine Absage erteilen wird.
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FRAUEN & GLEICHSTELLUNG


BRANDENBURG VOR DER WAHL

Das Paritätsgesetz ist erst der Anfang
zwd Potsdam (jt/ig). In der abgelaufenen Legislaturperiode hat der Brandenburgische Landtag mit dem ersten Paritätsgesetz der Bundesrepublik frauenpolitisch Geschichte geschrieben. Aber auch darüber hinaus ist Brandenburg in diesem Bereich gut aufgestellt, wie die Umsetzung des Landesgleichstellungsgesetzes zeigt.
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Wahlprogramme: Was planen die Parteien in der Gleichstellungspolitik?
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FRAUEN & GESUNDHEIT


UMSETZUNG DES STRAFRECHTSPARAGRAFEN 219a

Liste von Ärzt*innen sorgt für neuen Zündstoff
zwd Berlin (ug/ig). Eine im Juli von der Bundesärztekammer (BÄK) online gestellte Liste von Ärzt*innen, Kliniken und anderen Einrichtungen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, hat eine erneute Debatte über die Sinnhaftigkeit des erst in diesem Frühjahr modifizierten Strafrechtsparagrafen 219a ausgelöst. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist alarmiert.
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ANTWORT

Frauengesundheitsbericht kommt 2020
zwd Berlin (hr). Der im März 2017 angekündigte Frauengesundheitsbericht wird voraussichtlich im ersten Quartal 2020 vorliegen. Das schreibt die Bunderegierung in ihrer Antwort (Drs. 19/12222) auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion (Drs. 19/11847).
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BILDUNG & WISSENSCHAFT


STREIT UM STANDORT FÜR BATTERIEFORSCHUNG

Opposition will Klarheit über Karliczeks Einfluss auf Entscheidungsprozess
zwd Berlin (hr). Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) steht wegen der Vergabe einer Förderung für Batteriezellenforschung in Höhe von einer halben Milliarde Euro nach Münster weiter unter Druck. Nachdem auch eine Sondersitzung des Forschungsausschusses kaum Auf­klärung brachte, fordern die Oppositionsfraktionen nun Einsicht in die Dokumente des Entscheidungspro­zesses.
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BRANDENBURG VOR DER WAHL

Fünf gute Jahre für die Bildungslandschaft zwischen Oder und Elbe
zwd Potsdam (hr). Leistungsorientierung und Chancengleichheit sind kein Wider­spruch: Dies wollte die rot-rote Landesregierung laut Koalitionsvertrag in den vergangenen fünf Jahren zeigen. In der Tat konnten SPD und Linke vor allem bei Kitas und Hochschulen vieles bewegen. Wir haben uns die aus­laufende Legislatur­periode genauer angesehen.
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Wahlprogramme: Was planen die Parteien in der Bildungspolitik?
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EXZELLENZSTRATEGIE

Förderung der Spitzenforschung oder einer zweigeteilten Hochschullandschaft?
zwd Berlin (hr). Die Entscheidung ist gefallen: Am 19. Juli hat die zuständige Expert*innenkommission zehn deutsche Hochschulen und einen Verbund für den Titel „Exzellenzuniversitäten“ ausgewählt. Sie erhalten ab dem 1. November 2019 jährlich insgesamt 148 Millionen Euro. Es meh­ren sich jedoch Stimmen, die eine Anpassung der Förderungskriterien fordern.
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KULTUR & GESELLSCHAFT


VERDRÄNGTE GESCHICHTE

Das Verhältnis zum kolonialen Erbe neu bestimmen
zwd Berlin (ug). In zahlreichen deutschen Museen und Sammlungen lagern wertvolle Kunstschätze und Kulturgüter aus den früheren Kolonien, deren Herkunft oftmals ungeklärt ist. Im Interesse der Ursprungsländer muss daher die Erforschung der Provenienz auf der Prioritätenliste einen hohen Stellenwert haben. Der Museumsbund, der Kulturausschuss des Bundes und die Kulturministerkonferenz der Länder haben dieses Thema auf ihre Agenda geschrieben.
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zwd-GESPRÄCH: DR. CARSTEN BROSDA (SPD)

„Anlaufstelle zu Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten einrichten“
zwd Berlin/Hamburg (ug). Ein zentrales Thema auf der neu gegründeten Kultur-Ministerkonferenz (Kultur-MK) im März galt dem Umgang mit dem kolonialen Erbe in Museen und Sammlungen. Im Interview mit dem zwd-POLITIKMAGAZIN äußert sich der Vorsitzende der Konferenz, Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda (SPD), zu der geplanten Vorgehensweise bei der Aufarbeitung von Kulturobjekten, der Restitution von Sammlungsgut sowie zu Konzepten für die Zusammenarbeit mit Herkunftsgesellschaften.
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DEBATTE ÜBER KINDERRECHTE

Kommunen, Grüne und Linke drängen auf Gesetzesänderung
zwd Berlin (ug). Kinderrechte gehören ins Grundgesetz (GG). Das fordern jetzt auch Städte und Gemeinden. 20 (Ober-)Bürgermeister*innen aus ganz Deutschland haben im Juli Bund und Länder aufgerufen, die Rechte von Kindern in der Verfassung zu verankern. Dies plant auch die Regierungskoalition laut ihrem Vertrag (siehe Kasten rechts). Die GG-Änderung ist überfällig: Deutschland wurde von der UN deswegen bereits drei Mal gemahnt. Im Juni hatte sich der Bundestag erstmals in dieser Legislaturperiode mit entsprechenden Anträgen der Grünen und der Linksfraktion befasst.
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DIE LETZTE SEITE


BUNDESPRÄSIDENT FRANK-WALTER STEINMEIER

„Wer Mitmenschen verunglimpft oder bedroht, wer das Gift des Hasses in die Sprache und in die Gesellschaft trägt, der steht auch heute auf der falschen Seite der Geschichte“
zwd Berlin (ig). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zu einer Gesprächsreihe in seinen Amtssitz eingeladen, die unter dem Titel „Geteilte Geschichte(n)“ zwischen dem 13. August und dem 9. November 2019 Schloss Bellevue dreißig Jahre nach der friedlichen Revolution zu einem Ort für persönliche Geschichten aus Ost- und Westdeutschland macht. Dabei möchte der Bundespräsident der Frage nachgehen, welchen Stellenwert die Zäsur der Jahre 1989 und 1990 in der gemeinsamen Erinnerung einnimmt. Bei der Auftaktveranstaltung hat der Bundespräsident eine bemerkenswerte Rede gehalten, aus der wir hier auszugsweise dokumentieren.
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