FRAUEN & WIRTSCHAFT : Frauen in Spitzenpositionen | Öffentliche Unternehmen sind kein Vorbild

15. Januar 2014 // zwd Berlin (nk).

Das Managerinnen-Barometer 2014

Nur wenig Anlass zur Freude bieten die Resultate des Managerinnen-Barometers 2014, die das Deutsche Institut zur Wirtschaftsforschung (DIW) am 15. Januar in Berlin vorstellte. Seit 2006 untersucht das DIW Berlin jährlich, in welchem Umfang Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten der größten deutschen Unternehmen vertreten sind. Die Studie zeigt, dass dort die Frauenanteile zwar in der Tendenz zunehmen, allerdings in nur sehr geringem Ausmaß. Vor allem in den Vorständen seien die Ergebnisse ernüchternd, sagte die DIW-Forschungsdirektorin für Gender Studies, Elke Holst. Hier ließ sich kaum eine Besserung der ungerechten Geschlechterverhältnisse ausmachen. In Teilbereichen war sogar ein Rückgang weiblicher Vorstandsmitglieder zu verzeichnen. Für besonders beklagenswert hielt Elke Holst aber die Tatsache, dass die öffentlichen Unternehmen hier keine Ausnahme bilden.

Bleierne Zeit für Geschlechtergerechtigkeit in der Unternehmensführung

Obwohl sich in den meisten Unternehmen ein leichter Zuwachs von Frauen in den Unternehmensspitzen zeigt, könne dies nicht als positives Ergebnis bewertet werden. Schließlich sei der Frauenanteil dort insgesamt auf einem niedrigen bis sehr niedrigen Niveau, erklärte die Ökonomin Holst. Bereits wenige Personen können dann eine in der Statistik sichtbare Veränderung bewirken. Die Vorstände sind laut Studie nach wie vor „fest in Männerhand“. Im Jahre 2013 waren 40 der 906 Vorstandsposten der 200 größten deutschen Unternehmen von Frauen besetzt, das war genau eine Frau mehr als im Vorjahr. Bei den DAX-30-Unternehmen hat sich der Anteil von Vorständen mit Frauen um zehn Prozentpunkte verringert, der Frauenanteil war mit 6,3 Prozent um 1,5 Prozentpunkte gesunken.
In den Aufsichtsräten sieht es zwar etwas besser aus als bei den Vorständen: Bei den Top-200-Unternehmen gab es immerhin 15,1 Prozent, bei den DAX-30-Unternehmen sogar 21,9 Prozent Frauen in den Aufsichts- und Verwaltungsgremien. Aber auch hier blieb nach Ansicht von Holst die Entwicklung hinter den Erwartungen zurück. Der deutlich höhere Frauenanteil sei hauptsächlich den Arbeitenehmervertretungen zu verdanken. Darüber hinaus blieb der Aufsichtsratsvorsitz weiterhin von Männern dominiert: Nur 2,5 Prozent der Aufsichtsratsvorsitzenden waren 2013 weiblich.

„Öffentliche Hand sollte Vorbildfunktion übernehmen“

Um Veränderungen dieser misslichen Lage herbeizuführen, sollte „die öffentliche Hand eine Vorbildfunktion übernehmen“, sagte die Forschungsdirektorin Holst. Im europäischen Vergleich nehme Deutschland lediglich den neunten Platz ein und das auch nur, gab Holst zu Bedenken, weil in Deutschland die Arbeitnehmervertreterinnen in die Statistik eingehen. Die Situation in den Spitzenpositionen der Unternehmen mit Bundesbeteiligung ist hinsichtlich der Geschlechterverteilung alles andere als vorbildlich: Der Frauenanteil in den Vorständen lag dort 2013 bei knapp dreizehn Prozent, eine Steigerung von gut einem Prozentpunkt. Bei den Aufsichtsräten der Unternehmen mit Bundesbeteiligung gab es sogar einen Rückgang des Frauenanteils um knapp zwei Prozentpunkte, obgleich die öffentlichen Unternehmen wesentlich kleiner sind als die privaten. Denn in kleinen Unternehmen gebe es generell bessere Frauenquoten in der Unternehmensführung.
Anstatt die Vorreiterrolle ernstzunehmen, habe die Regierung die öffentlichen Unternehmen in den Koalitionsverträgen ausgelassen, beklagte Holst. Dass die Quotenvereinbarung im Koalitionsvertrag nicht weit genug greift, kritisierte auch die Bundestagsabegeordnete Cornelia Möhring (Linke) scharf: „Die Bundesregierung will gerade mal eine 30-Prozent-Quote in dem kleinen Sektor der 200 mitbestimmungspflichtigen ‚und‘ börsennotierten Aufsichtsräten.“ Damit gelte diese Regelung nicht für alle der 2000 deutschen Aufsichtsräte und „erst recht nicht für die Vorstände, wo die strategischen Entscheidungen getroffen werden.“ Auch die Bundestagsabordnete der Grünen, Ulle Schauws verurteilte, dass die Vorstände in den Koalitionsverträgen keine Erwähnung finden.

Holst: Frauenquote allein reicht nicht aus

Als Ökonomin, so räumte Elke Holst auf Nachfrage ein, stehe sie persönlich Quotenregelungen eher skeptisch gegenüber. Angesichts dieser Zahlen und Entwicklungen könne sie allerdings die Forderung nach einer Frauenquote sehr gut verstehen. Zumal erst die Diskussion um diese Quote das Gerechtigkeitsproblem in die Öffentlichkeit getragen habe. Eine Frauenquote allein reiche jedoch nicht aus. Es bedürfe beispielsweise auch besonderer Personalentwicklungsmethoden, da sich aufgrund der verschiedenen Stereotype männliche Normen nicht auf Frauen übertragen ließen. Holst verwies damit auf den Fünf-Punkte-Plan des DIW, der diese Maßnahme ergänzt. Darin wird Folgendes empfohlen: 1. Die Erhöhung des Frauenanteils soll als Unternehmensziel definiert werden, 2. es soll ein absehbarer Zeitplan zur Erreichung dieses Ziels erstellt werden, 3. Transparenz bei Einstellungen und Beförderungen soll hergestellt werden, 4. traditionelle Lebenswirklichkeiten von Männern und Frauen und die abgeleiteten Normen sollen in Frage gestellt werden und schießlich 5. sollen die Unternehmen sich für Frauen in Führungspositionen öffnen und Geschlechterklischees abbauen.

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