zwd-POLITIKMAGAZIN Nr. 354 : Frauen und Reformation: Erst Pfarrfrau, dann Pfarrerin - wann Bischöfin?

17. November 2017 // zwd-Redaktion

Luthers Postulat vom „Priestertum aller Getauften” hat den Frauen die Tür zu Bildung und Ordination geöffnet. Sie haben am reformatorischen Prozess ihren Anteil. 500 Jahre danach tut sich die Kirche immer noch schwer mit der Gleichstellung in Leitungspositionen.

In dieser Ausgabe:

AKTUELLES


BUNDESTAGSWAHL 2017

Frauenanteil sinkt auf knapp 31 Prozent

zwd Berlin (ig/hr). Der Frauenanteil im Deutschen Bundestag ist nach der Bundestagswahl am 24. September mit 30,7 Prozent auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren gesunken. Nach der letzten Wahl vor vier Jahren hatte er noch 36,5 Prozent betragen. Die Unionsfraktionen verdanken ihren Platz als stärkste Fraktion offensichtlich den Wählerinnen. In der 246- köpfigen Fraktion sind jedoch nur 49 Frauen (19,9 %). Die meisten weiblichen Parlamentarier unter den Bundestagsfraktionen stellt die SPD mit 64 von 153 Abgeordneten (41,8 %).

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Das sagen Frauenverbände zum niedrigen Frauenanteil im Bundestag

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LANDTAGSWAHL NIEDERSACHSEN

Rückschlag für die Gleichstellung

zwd Hannover (hr/ig). Nur 38 Frauen sind im neuen, weiterhin 137-köpfigen niedersächsischen Landtag vertreten. Der Frauenanteil im Landesparlament ist damit auf 27,7 gegenüber den ohnehin schon geringen 29,1 Prozent vor knapp fünf Jahren weiter zurückgegangen.

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Kommentar von zwd-Chefredakteurin Dr. Dagmar Schlapeit-Beck: Die alternativlose GroKo

zwd Hannover (ds). Es verbietet sich, zum gegenwärtigen Zeitpunkt das beliebte Spiel „Wer wird was im Kabinett“ mitzumachen. Der alte und künftige Regierungschef muss aber aus Gründen der Glaubwürdigkeit alles daran setzen, dass sein künftiges Kabinett paritätisch von Frauen und Männern besetzt wird.

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zwd-Interview: Karen Jahns (Vorstandsmitglied der Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauen- und Gleichstellungsbüros Niedersachsen)

„Rechtspopulismus fördert Rückkehr zu überholten Rollenbildern“

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EUROPA | FRAUEN & GLEICHSTELLUNG


EU-STUDIE ZU GENDER EQUALITY

Deutschland nur im Mittelfeld

zwd Brüssel/Berlin (ri). Deutschland liegt bei der Gleichstellung der Geschlechter mit einem Index von 65,5 Punkten im europäischen Mittelfeld. Während sich die skandinavischen Länder Schweden und Dänemark als Gleichstellungsvorbilder beweisen, liegen osteuropäische Länder ausnahmslos im unteren Drittel der Tabelle. Frauenverbände wie der Deutsche Frauenrat bewerten die Platzierung Deutschlands als „beschämend“ und appellierte an die nächste Bundesregierung.

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BILDUNG & WISSENSCHAFT


IQB-BILDUNGSTREND 2016

Das Regieren wird schwieriger

zwd Berlin (hr). Deutschlands Viertklässler*innen haben sich innerhalb der vergangenen fünf Jahre in Mathematik, beim Zuhören und in Rechtschreibung im Schnitt insgesamt verschlechtert. Die Lesekompetenz konnte allerdings auf ähnlichem Niveau wie 2011 gehalten werden.

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DISKUSSION UM G9

Der Westen nimmt Tempo raus

zwd Berlin (bu). Im Saarland möchte eine Bürgerinitiative mithilfe eines Volksbegehrens zurück zum neunjährigen Gymnasium (G9). Bereits im Jahr 2015 entschloss sich Niedersachsen dazu, dem achtjährigen Abitur den Rücken zu kehren, im April dieses Jahres nahm nun auch Bayern das Tempo raus. Auch in anderen Bundesländern bahnen sich Veränderungen in den nächsten Monaten an.

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UNESCO-WELTBILDUNGSBERICHT 2017/2018

Von Chancengerechtigkeit noch weit entfernt

zwd Paris/Bonn/Berlin (hr). In nur 66 Prozent der Länder weltweit ist Geschlechtergerechtigkeit in der Grundschulbildung erreicht. Noch geringer sind die Erfolge in der Sekundarschulbildung: Geschlechtergerechtigkeit wurde im Bereich der unteren Sekundarschulbildung in lediglich 45 Prozent der Länder und in der oberen Sekundarschulbildung in 25 Prozent der Länder weltweit durchgesetzt.

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AUS DEN LÄNDERN

Nachrichtenüberblick Bildung & Wissenschaft

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KULTUR & GESELLSCHAFT


FRAUEN IN KULTUR UND MEDIEN

Ohne staatliche Regelungen geschieht zu wenig

zwd Berlin (hr). Deutschland kann in Sachen Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien bereits konkrete Erfolge vorweisen. Auch der Blick in sechs weitere europäische Länder macht Mut. Doch ohne staatliches Eingreifen bewegt sich meist wenig.

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AUSSTELLUNG

„Frau Abgeordnete, Sie haben das Wort!”

zwd München (hr). In Bayern sind Frauen in politischen Ämtern immer noch sehr viel seltener vertreten als im Rest der Bundesrepublik. Der bayerische Landtag zeigt jetzt eine Ausstellung, die die Arbeit der Frauen dort in den Fokus rückt:

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MUSEUM

Roms „Casa di Goethe” feiert 20. Jubiläum

zwd Rom (bu). Deutschlands einziges Museum im Ausland, die "Casa di Goethe" in Rom, hat Ende Oktober ihr 20. Jubiläum gefeiert. Das Museum befindet sich in einem Haus an der Via del Corso, in dem Johann Wolfgang von Goethe 1786/87 mit dem Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein lebte. Es widmet sich dem literarischen Schaffen Goethes und seiner prägenden Reise nach Italien.

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AUS DEN LÄNDERN

Nachrichtenüberblick Kultur & Gesellschaft

Seite 25


BUCHVORSTELLUNGEN

Neuerscheinungen im Herbst 2017

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KLAUS WETTIG

Bücher, die mir politisch wichtig sind

zwd Berlin (ig). Viele Jahre hat der Göttinger SPD-Politiker Klaus Wettig als Mitglied des Europäischen Parlaments die Geschicke der Staatengemeinschaft unseres Kontinents mitgestaltet. Es verwundert nicht, dass er sich dabei Meriten erworben hat. Das zwd-POLITIKMAGAZIN hat Wettig eingeladen, einige Bücher, die ihm wichtig sind, vorzustellen. Naheliegend ist, dass er die Biografie von Peter von Oertzen an den Anfang seiner Buchvorstellungen gestellt hat, den er als einen der Menschen nennt, der ihn am meisten beeinflusst hat.

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FRAUEN & GLEICHSTELLUNG


KURZNACHRICHTEN

Aus den Ländern: Frauen und Gleichstellung

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FRAUEN & KIRCHE


DIE FRAUEN IN DER REFORMATION UND IN DER KIRCHE HEUTE

Trotz Luthers Postulat vom „Priestertum aller Getauften” tat sich die Kirche schwer, Frauen auf die Kanzel und in die Kirchenleitung zu berufen

zwd Berlin (no). „Ich habe euch kein Frauengeschwätz geschrieben.“ Mit diesen Worten schloss Argula von Grumbach den Brief, mit dem sie 1523 die Gelehrten der Universität Ingolstadt zu einem öffentlichen theologischen Disput über den bedrängten Lutheranhänger Arsacius Seehofer einlud. Dieser selbstbewusste Briefschluss der Adligen spiegelt die Situation der Frauen im beginnenden 16. Jahrhundert: Auf der einen Seite die gesellschaftliche – auch Martin Luthers – Wertung von Frauenbeiträgen als „Frauengeschwätz“, auf der anderen Seite der mutige Gleichheitsanspruch einer Laientheologin einer Professorenschar gegenüber. Am reformatorischen Prozess haben einige Frauen mitgewirkt. Dennoch wurde ihnen in der Lutherdekade kein Themenjahr gewidmet.

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DEBATTE

„Wie muss die Zukunftsgestaltung aussehen, damit Theologinnen nicht nur auf der Kanzel sichtbar sind, sondern auch in den ersten Reihen der kirchlichen Gremien?“

zwd Berlin (no). Der Sprung aus dem Pfarramt in die mittlere Leitungsebene gelingt einigen, wenigen Frauen. Nur ein Fünftel der Leitungsämter auf Kreisebene war dem Gleichstellungsatlas der EKD zufolge 2013 mit Theologinnen besetzt. Dabei schwankte der Frauenanteil in den einzelnen Landeskirchen zwischen 42 Prozent in Braunschweig und 6 Prozent in Sachsen. Gerade einmal zwei der 20 Gliedkirchen der EKD werden von weiblichen Geistlichen geleitet: Bischöfin Ilse Junkermann (Ev. Kirche in Mitteldeutschland) und Präses Annette Kurschus (Ev. Kirche von Westfalen). Was muss sich ändern, wenn Martin Luthers These „darum sind [...] alle weiber pfeffin“ in die Gegenwart transferiert wird und Theologinnen nicht nur auf der Kanzel sichtbar sind, sondern gleichberechtigt auch in den ersten Reihen der kirchlichen Gremien? Das war die Debatten-Frage unserer Ausgabe 348.

Mit Beiträgen von

  • Dr. Manuel Goldmann
  • Petra Schulze
  • Kerstin Griese
  • Ellen Radtke
  • Beate Ludwig
  • Ulrich Pohl

ab Seite 36


FRAUEN & GESUNDHEIT


ABGELEHNTE KURANTRÄGE

„Für Mütter eine belastende Hürde“

zwd Berlin (ri). Fragwürdige Praktiken der Krankenkassen im Zusammenhang mit Mutter/Vater-Kind-Kuren, die zahlreichen Ablehnungsbescheide und anschließend bewilligten Widerspruchsanträge haben die Gesundheitspolitik auf den Plan gerufen. Das Müttergenesungswerk (MGW) hat mehr Aufmerksamkeit der Politik auf die Krankenkassen angemahnt.

ab Seite 39


DER zwd IM INTERNET


Nachrichten von www.zwd.info - BILDUNG & WISSENSCHAFT / KULTUR & GESELLSCHAFT: Seite 30

Nachrichten von www.zwd.info - FRAUEN & GLEICHSTELLUNG / FRAUEN & GESUNDHEIT: Seite 41


NAMEN SIND NACHRICHTEN


  • "Futurium"
  • Parlament der Bäume
  • Gleichberechtigung im Job

Seite 43


NAMEN SIND NACHRICHTEN


  • Daad Mousa
  • Ina Scharrenbach
  • Lea Wegner

Seite 43


DIE LETZTE SEITE


AUSSTELLUNGEN

Das weibliche Gesicht der Reformation

zwd Berlin (no). Die Darstellung der Geschichte der Reformation weist viele leere Seiten auf. Diese müssten gefüllt sein mit Berichten einerseits über Frauenpersönlichkeiten des 16. Jahrhunderts, die das reformatorische Wirken geprägt haben, andererseits über den Einfluss der lutherischen Lehre sowohl auf die Lebenswelten der Protagonistinnen als auch der nicht in Erscheinung getretenen Frauen. Wiederentdeckt wurde die weibliche Seite der Reformation erst in den letzten Jahren. In die Öffentlichkeit getragen wurde sie in der Lutherdekade nicht durch ein ihnen gewidmetes Themenjahr, sondern durch ihnen gewidmete Ausstellungen. Alle wurden von landeskirchlich organisierten „Frauenarbeiten“ konzipiert. Zwei Ausnahmen: Das Frauenmuseum in Bonn und Schloss Rochnitz in Sachsen. Diese beiden wurden von Kulturstaatsministerin Prof.´in Monika Grütters (CDU) gefördert.

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