VORSORGE : Frauenärzt*innen warnen vor Schwangerschaftsdiabetes

29. Juni 2017 // Yvonne Hissel

Im Falle einer Schwangerschaft müsse eine intensivere Vorsorge im Hinblick auf Schwangerschaftsdiabetes betrieben werden, empfehlen Frauenärzt*innen. Steigende Betroffenenzahlen würden Anlass zu mehr Vorsicht geben.

zwd Köln (ticker). Im Jahr 2015 waren 4,9 Prozent aller Schwangeren (35.400 Fälle) an Diabetes erkrankt – Gestationsdiabetes mellitus (GDM) ist damit eine der häufigsten Komplikationen in der Schwangerschaft. Die Ärztliche Genossenschaft GenoGyn fordert nun eine bessere Vorsorge bei Schwangeren, da GDM lebensbedrohliche Risiken für Mutter und Kind berge. Für problematisch hält GenoGyn dabei auch das zurzeit verwendete Screeningverfahren, das Sicherheitslücken herstelle. „Statt des von den medizinischen Fachgesellschaften empfohlenen ‚75-Gramm-Diagnosetests‘ sehen die Richtlinien dafür aber nur den sogenannten ‚50 g Suchtest‘ vor, bei dem mindestens jeder fünfte Fall unerkannt bleibt“, kritisierte Dr. med. Bernhard Stölzle, Vorsitzender des Aufsichtrates bei GenoGyn.

Besonders angesichts der Häufigkeit von GDM, der akuten Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, aber auch der Langzeitfolgen sei dieses Verfahren unzureichend, betonte der Gesundheitsexperte. Der aussagekräftigere 75-Gramm-Diagnosetests dagegen könne Fehldiagnosen gleich von Beginn an verringern und Patientinnen doppelte Tests ersparen. Diese nämlich würden sich durch den häufiger verwendeten und von der Kasse abgedeckten „50 g Suchtest“ oft ergeben, so Stölze.

Übergewicht und ungesunde Ernährung vermeiden

Darüber hinaus empfiehlt er, die Hauptursachen von Schwangerschaftsdiabetes konsequent zu bekämpfen. Ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung und die Vermeidung von Übergewicht seien die wichtigsten Maßnahmen, um GDM entgegenzuwirken. „Es genügt nicht, nur darauf hinzuweisen, dass zum Beispiel Adipositas das Risiko von Fehlbildungen des Babys verdoppelt und die Entwicklung des Gestationsdiabetes begünstigt“, mahnte der Mediziner.

Ist eine Schwangere von Diabetes betroffen, besteht ein höheres Risiko für Harnwegsinfektionen, schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck und lebensbedrohliche Eklampsie. Außerdem erhöht sich die Kaiserschnittwahrscheinlichkeit sowie Geburtskomplikationen, da die Kinder durch das Überangebot an Zucker oft übermäßig groß werden. Auch Langzeitfolgen sind wahrscheinlich. „Durch fetale Programmierung leiden Kinder von Müttern mit unzureichend behandeltem GDM schon in jungen Jahren häufiger an Übergewicht, Diabetes, metabolischem Syndrom und Bluthochdruck“, erklärte Stölze. Jede zweite Frau, die an Schwangerschaftsdiabetes leide, entwickele außerdem innerhalb der nächsten zehn Jahre nach der Schwangerschaft einen bleibenden Typ-2-Diabetes.

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