Arbeitskreis Frauengesundheit : Frauensache Pflege - pflegen und gepflegt werden

20. Oktober 2019 // zwd-Redaktion (aufgrund von AKF-Material)

​Der Arbeitskreis Frauengesundheit hat seine 26. Jahrestagung unter das Thema „Frauensache Pflege – pflegen und gepflegt werden: Was ist da, was fehlt?“ gestellt. Die Tagung findet vom 2. bis 3. November 2019 im Evangelischen Johannesstift, Schönwalder Allee 26, 13587 Berlin-Spandau statt. Der Jahrestagung vorgeschaltet ist am 1. November 2019 das „Satellitensymposium Endometriose“.

Der Arbeitskreis Frauengesundheit hat seine 26. Jahrestagung unter das Thema „Frauensache Pflege – pflegen und gepflegt werden: Was ist da, was fehlt?“ gestellt. Die Tagung findet vom 2. bis 3. November 2019 im Evangelischen Johannesstift, Schönwalder Allee 26, 13587 Berlin-Spandau statt.

Die 26. Jahrestagung

Background zur 26. Jahrestagung:

Pflege ist ein Thema im persönlichen Leben, im gesellschaftlichen Diskurs und seit Jahren eine Dauerbaustelle in der Politik. Noch nie wurde hierzulande so viel öffentlich über Pflege diskutiert wie derzeit. Im Zentrum stehen der Mangel an qualifiziertem Personal und die Kommerzialisierung der stationären sowie ambulanten Pflege, Qualitätsmängel in der pflegerischen Versorgung, Abrechnungsbetrug und erschöpfte pflegende Angehörige. Seit etwa vier Jahrzehnten sind gesellschaftliche Entwicklungen zu verzeichnen, die die Sorgearbeit – von der Kindererziehung bis zur Pflege behinderter, chronisch kranker und alter Menschen – betreffen. Frauen gehen in der Regel einer Erwerbstätigkeit nach und können daher die Sorgearbeit nicht mehr wie einst in vollem Umfang übernehmen. Nicht selten sind Frauen heute mit ihrem Einkommen aus Erwerbstätigkeit auch Familienernährerin. Die Vereinbarkeit von Pflege naher Angehöriger und Berufstätigkeit bleibt eine schwierige Gratwanderung. Hinzu kommen die Singularisierung der Lebensformen, die zunehmende Lebenserwartung und häufiger werdende chronische Erkrankungen einhergehend mit Phasen der Pflegebedürftigkeit. Der AKF lädt ein, die „Frauensache“ Pflege in all ihren Anwendungsbezügen umfassend auszuleuchten, Fragen nach Gerechtigkeit und Daseinsfürsorge, Respekt und Missbrauchspotenzial zu stellen, das Verhältnis von reproduktiver und produktiver Arbeit zu reflektieren und dabei Lösungsvorschläge wie Pflegerobotik, assistierende elektronische Assistenzsysteme und Pflegemigration zu hinterfragen. Mit feministischem Blick werden die Bedingungen, unter denen gepflegt und Pflege empfangen wird, in den unterschiedlichsten Strukturen unter die Lupe genommen. Dazu gehört, auch Gute-Praxis-Beispiele aufzuzeigen und politische Forderungen zu diskutieren, um Pflege für alle, die sie benötigen und die sie leisten, in hoher Qualität zu ermöglichen.

Hier geht es zum Programmflyer.

„Satellitensymposium Endometriose“

Der Jahrestagung vorgeschaltet ist am 1. November 2019 das „Satellitensymposium Endometriose“.

Zum Hintergrund:

Einige der wichtigsten Gesundheitsprobleme von jungen Frauen haben mit Endometriose zu tun: Schmerzen bei der Monatsblutung, unkontrollierte Blutungen, chronische Unterbauchbeschwerden, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, bis hin zu Blasenstörungen und unerfülltem Kinderwunsch. Der Verlauf der Erkrankung ist variabel und nicht vorhersehbar. Heilung ist nicht möglich. Die Beschwerden werden oft fehlinterpretiert, schwere Formen zu spät erkannt. Die Folgen für die Frauen sind einerseits zu viel Diagnostik, falsche Behandlung und unnötige Operationen, auf der anderen Seite langes Leid bis die Diagnose endlich gestellt wird.

Viele Frauen nehmen hochdosierte Schmerzmittel oder Hormonpräparate, haben Erschöpfungssyndrome, Partnerschaftsprobleme, depressive Verstimmungen oder erhalten unnötig Antibiotika oder andere Medikamente von zweifelhaftem Nutzen. Bei schwerer Ausprägung der Endometriose leiden die Frauen an den Folgen von Verwachsungen mit Funktionsstörungen von Darm, Blase oder Eierstöcken.

Bisher sind frühe Diagnostik und Therapiemaßnahmen erschwert, weil Betroffene selbst ihre Beschwerden fehlinterpretieren. Auch die Ärzteschaft tut vielfach Schmerzsyndrome und sogar chronischen und zunehmenden Schmerzmittelkonsum von Frauen als „normal“ ab. Klagende Frauen werden als „zimperlich“ abgewertet.

In der Wissenschaft fehlt ein einheitliches Konzept zu den Ursachen dieser nur bei der Menschenfrau anzutreffenden Störung. Uneinigkeit und große Unsicherheiten kennzeichnen auch die vielfältigen Therapieempfehlungen. Neue Einblicke in epigenetische Steuerungsprozesse und mögliche Zusammenhänge mit Verhaltensfaktoren wie Ernährung und Hormonbehandlungen werfen neue Forschungsfragen auf.

Eine höhere und qualifizierte Aufmerksamkeit für die Endometriose bei Haus- und FrauenärztInnen wie auch bei PsychotherapeutInnen ist erforderlich. Andererseits müssen unnötige diagnostische Eingriffe und Behandlungen reduziert werden.

Daher haben sich betroffene Frauen in Selbsthilfe organisiert und fordern bessere Aufklärung, Ausbildung und Vernetzung der an der Versorgung beteiligten ÄrztInnen und Institutionen sowie eine gezielte Forschungsförderung. Zudem wollen Patientinnen heute an Entscheidungen, die ihre Gesundheit betreffen, beteiligt werden. Dazu braucht es verständliche, wissenschaftsbasierte Gesundheitsinformationen und Entscheidungshilfen.

Der AKF setzt sich für wissenschaftsbasierte Informationen und die frauenzentrierte Weiterentwicklung von medizinischen Leitlinien ein. Notwendig ist die Bereitstellung von evidenzbasierten Entscheidungshilfen zur Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfindung und eine frauenorientierte Forschung. Das gilt auch für die Endometriose.

Das Symposium möchte den betroffenen Frauen eine Stimme geben. Gemeinsam mit wichtigen Akteuren der Selbsthilfe, der ärztlichen Versorgung, Beratungseinrichtungen und Forschung will der AKF neue Wege zur besseren Vernetzung suchen.

Der AKF

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