NIEDERSACHSEN : Frauentag als Feiertag: Vorstoß von Landtagspräsidentin Andretta stößt auf verhaltene Zustimmung

15. Februar 2018 // ticker

Der Vorstoß der Präsidentin des Niedersächsischen Landtages, Gabriele Andretta (SPD), anstelle des Reformationstages den Weltfrauentag (8. März) zum neuen Feiertag zu erheben, hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.

Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta (SPD). - Bild: Landtag Niedersachsen
Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta (SPD). - Bild: Landtag Niedersachsen

zwd Hannover. „Das ist ein wichtiges Signal und ein wichtiges Datum“, sagte die Vorsitzende des niedersächsischen Landesfrauenrates, Marion Övermöhle-Mühlbach. Man unterstütze diese Aktion „voll und ganz, schließlich sollte die Hälfte der Bevölkerung auch mal ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung erfahren.“ Ob die Frauen den von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) favorisierten Reformationstag als zehnten Feiertag in Niedersachsen kippen können, scheint jedoch aus zwei Gründen fraglich. Zum einen sind sie mit unter 30 Prozent im neuen Landtag schlecht vertreten, zum anderen gibt es über diese Frage selbst unter den frauenpolitischen Sprecherinnen verschiedene Ansichten.

Wernstedt (SPD): „Bleibe beim Reformationstag“

So will sich die frauenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Mareike Wulff, beispielsweise noch nicht festlegen und sprach von einer „schwierigen Gemengelage“. Jeder Vorschlag habe es eigentlich verdient, einen Feiertag zu bekommen. Wulff setzt jetzt vor allem auf ein geordnetes Verfahren der Meinungsbildung. „Ich empfehle, jetzt erst einmal die geplante Anhörung abzuwarten und dann zu entscheiden.“ Als Protestantin habe sie auch starke Sympathien für den Reformationstag. Diese sind bei Thela Wernstedt, der frauenpolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion, ebenfalls besonders ausgeprägt, weshalb sie den Reformationstag nicht einfach dem Weltfrauentag („zweifellos auch ein wichtiges Datum“) preisgeben will. „Die Reformation steht doch auch für gesellschaftliche Um- und Aufbrüche bis hin zur Aufklärung. Deshalb bleibe ich beim Reformationstag.“ Die frauenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Sylvia Bruns, unterstrich, dass die Liberalen ja eigentlich gar keinen neuen Feiertag wollten, den Reformationstag schon gar nicht. „Aber im Augenblick komme ich mir vor wie in einer Lotterie, wo jeder einen neuen Vorschlag in die Lostrommel wirft.“ Bruns wünsche sich jetzt einen vernünftigen gesellschaftlichen Disput über die Frage.

Grünen-Fraktion noch nicht festgelegt

Unterstützerin des Andretta-Vorstoßes in der Feiertagsdiskussion ist hingegen Imke Byl (Grüne). Gerade in diesem Jahr feiere man doch 100 Jahre Frauenwahlrecht, das in Deutschland 1918 eingeführt wurde, erklärte sie. Und ohnehin sei es gut, einen weltlichen Feiertag zu nehmen und keinen kirchlichen. „Unsere Fraktion ist allerdings noch nicht festgelegt“, so Byl einschränkend.

Andretta selbst kündigte an, bei diesem Thema nicht nachlassen zu wollen. Sie plant für den 8. März einen frauenpolitischen Empfang, der während ihrer Amtsperiode künftig in jedem Jahr an diesem Datum veranstaltet werden soll. Dazu sollen vor allem weibliche Politikerinnen eingeladen werden. Mit dem Stichwort „Starke Frauen“ betitelt sie überdies auch eine Reihe von Veranstaltungen in diesem Jahr.

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