DIGITALER WANDEL SCHULE : GEW: Mehr Fördermittel sollen Digitalisierung voranbringen

3. Juni 2020 // Ulrike Günther

Mit der Digitalisierung an Schulen geht es schleppend voran. Zwar ist der DigitalPakt schon vor einem Jahr gestartet, trotzdem fehlt es häufig an technischer Ausstattung sowie an digitalen Geräten für Lehrkräfte. Das geht aus der neuen Mitgliederstudie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW) hervor. Die GEW fordert daher, die Mittel aus dem DigitalPakt aufzustocken sowie den Bedarf an mobilen Dienstgeräten und Weiterbildungen für Lehrer*innen zu decken.

An vielen Schulen fehlt es an technischer Ausstattung. - Bild: PxHere
An vielen Schulen fehlt es an technischer Ausstattung. - Bild: PxHere

zwd Berlin. Nach Ansicht der GEW sollte der Bund gemeinsam mit Ländern und Gemeinden dafür sorgen, dass deutlich mehr Geldmittel in die Digitalisierung an den Schulen fließen. Die digitale Umwandlung von Lernen und Unterricht dürfe „keine Privatsache sein“, betonte das Mitglied des GEW-Vorstands Ilka Hoffmann. Für die meisten Lehrkräfte sei es auch vor der Corona-Krise schon normal gewesen, digitale Geräte und Formen der Kommunikation in Schulen zu verwenden. Die Mehrheit von ihnen müsse dafür jedoch die eigenen Geräte mitbringen.

Obwohl laut der repräsentativen Studie 93 Prozent der Lehrkräfte digitale Medien im Unterricht einsetzen, benutzen 90 Prozent der Lehrer*innen für dienstliche Aufgaben Privatgeräte, 60 Prozent verwenden diese auch für schulische Präsentationen. 55 Prozent der Lehrkräfte gebrauchen Computer, Smartboards oder Tablets mehrmals wöchentlich in ihren Schulstunden, rund 20 Prozent mehrfach im Monat. Im Rahmen ihrer Tätigkeit setzen 93 Prozent der Lehrkräfte E-Mails zur Kommunikation ein, über 60 Prozent nutzen Lehr- und Lernplattformen, 47 Prozent Messenger-Dienste, wie WhatsApp.

Schulen brauchen mehr Finanzmittel für digitale Geräte

Eine „öffentliche Finanzierung von Endgeräten“ sei dringend erforderlich, erklärte Ansgar Klinger, ebenfalls Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der GEW. Die für das Bewältigen der Corona-Krise vom Bund zusätzlich bereitgestellten 500 Millionen Euro könnten nur der Anfang sein. Infrastruktur für die Bildung verfügbar zu machen, sei „eine wichtige öffentliche Aufgabe“, hob Klinger hervor. Bisher dürften Schulen aber höchstens 20 Prozent der über den DigitalPakt Schule erhaltenen Mittel zum Kauf von digitalen Geräten verwenden.Man müsse aber für den Unterricht auch die Lehrer*innen damit ausstatten.

Nach Auffassung von Klinger seien daher die Fördermittel aus dem für 5 Jahre angesetzten DigitalPakt zu verstetigen und von derzeit insgesamt rund 5 auf etwa 20 Milliarden zu erhöhen. Im Bereich der in vielseitiger Form erhältlichen Apps und digitalen Hilfsprogramme ist aus seiner Sicht eine öffentliche Kontrolle nötig sowie transparente, zusammengefasste Informationen. Bildung im digitalen Zeitalter dürfe „nicht zu einem privaten, profitorientierten Patchwork werden“, mahnte das GEW-Vorstandsmitglied. Im Rahmen der von der Erziehungsgewerkschaft in Auftrag gegebenen Studie befragte das Berliner Meinungsforschungsinstitut Mauss Research eine Stichprobe von knapp 18.000 erwerbstätigen GEW-Mitgliedern von Anfang Februar bis Anfang März dieses Jahres per E-Mail. Bei einer Rücklaufquote von 18,8 Prozent beteiligten sich fast 3.380 Lehrer*innen aus dem gesamten Bundesgebiet an der Umfrage.

Lehrer*innen brauchen mehr Weiterbildungen zur Digitalisierung

Ausreichende technische Ausstattung zu Präsentationszwecken und Computerarbeitsplätze für die Lehrer*innen sind nach Auskunft von 65 Prozent bzw. 73 Prozent der Befragten an Schulen nur teilweise vorhanden. Lediglich 9 Prozent der Lehrkräfte gaben an, dass eine angemessene Anzahl Computer, Laptops o.ä. zu ihrem Gebrauch bereitgestellt werde, bloß 23 Prozent der Studienteilnehmer*innen erklärten, dass sich an ihrer Schule jemand um die Wartung der Geräte kümmere. Weitere Mängel deckt die Studie bei Informationen und Medienkonzepten zur Digitalisierung, beim Datenschutz und auf dem Gebiet der Weiterbildungen auf. Über das Umsetzen des DigitalPakts sehen sich 46 Prozent der Befragten gemäß der Studie von ihren Schulen nicht genug informiert. Nach Einschätzung von mehr als einem Drittel der Lehrkräfte gibt es an Schulen nicht genug Zeit, um die medienpädagogischen Konzepte zu erarbeiten, welche die Grundlage für das Beantragen der Mittel aus dem DigitalPakt bilden.

Während nach Aussagen von fast 50 Prozent der Lehrkräfte Fragen des Datenschutzes an ihren Schulen hinreichend geregelt sind, bewerteten über die Hälfte der Befragten (54 Prozent) die Informationen und sogar 65 Prozent die unterstützenden Angebote vonseiten ihrer Arbeitgeber*innen zum Datenschutz als nicht oder eher nicht genug. Den Ergebnissen der Studie zufolge ist der Bedarf an Weiterbildungen von Lehrkräften zur Digitalisierung relativ hoch: 58 Prozent der Befragten haben zwar innerhalb der vorausgegangenen zwei Jahre an Fortbildungen teilgenommen, aber weniger als ein Fünftel (18 Prozent) schätzten die Angebote von Weiterbildungen zu digitalen Themen als ausreichend ein.

Artikel als E-Mail versenden