BADEN-WÜRTTEMBERG : GEW fordert bessere Bedingungen an Grundschulen

12. November 2019 // ticker

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzt sich seit Montag mit der landesweiten Kampagne „Grundschulen – weg vom Abstellgleis!“ gemeinsam mit Grundschulleitungen u.a. für bessere Lern- und Arbeitsbedingungen an den knapp 2.500 Grundschulen in Baden-Württemberg ein.

Doro Moritz, Vorsitzende der GEW Baden-Württemberg. - Bild: gew-bw.de
Doro Moritz, Vorsitzende der GEW Baden-Württemberg. - Bild: gew-bw.de

zwd Stuttgart. Die Bildungsgewerkschaft fordert, dass die Grundschulen die gleichen zusätzlichen Poolstunden wie die weiterführenden Schulen erhalten und die Studienzeit wie in den anderen Lehramtsstudiengängen von acht auf zehn Semester erhöht wird. Die Grundschulen in Baden-Württemberg liegen in der Lehrer*in/Schüler*in-Relation auf dem letzten Platz der 16 Bundesländer. In allen weiterführenden Schularten einschließlich der Gymnasien wurden in den vergangenen Jahren die Poolstunden für Stütz- und Fördermaßnahmen deutlich ausgebaut. Die baden-württembergische Grundschule hat keine einzige.

Offener Brief an Kultusministerin Eisenmann

Auch die Bezahlung soll auf die der Lehrkräfte ab Klasse 5 angehoben werden. Zuvor hatten die Grundschulrektor*innen in einem Offenen Brief an Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) ihre Erwartungen klar formuliert. „Ständig neue Aufgaben, unzureichende Unterrichtsversorgung, schlechtere Bezahlung, zu hohe Deputate und kein Plan dafür, wie sich das verbessern kann, das haben die Grundschulen satt. Ich appelliere an die Kultusministerin, an das Land und die Kommunen, sich endlich gute Bildung in der Grundschule zu leisten“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz (Foto).

Zum Schuljahresbeginn blieben etwa 400 Stellen in den Grundschulen unbesetzt. „Wer Bildung besser machen will, muss mehr investieren und entsprechend ausbilden. Wir erwarten von der Landesregierung, dass sie über ihre Amtszeit hinaus denkt und jetzt dafür sorgt, dass wir in Zukunft über gute Bildung in unseren Schulen und nicht über Lehrermangel sprechen können“, betonte Moritz. Bis 2030/31 besteht nach der Lehrer*innenbedarfsprognose des Bildungswissenschaftlers Prof. Klaus Klemm aus dem Jahr 2017 für die Grundschulen ein Einstellungsbedarf von 19.275 Lehrkräften. Tatsächlich werden laut GEW mit den Studienplatzkapazitäten aus 2017 nur 10.500 an den Schulen ankommen. Die Differenz beträgt also rund 9.000 Lehrkräfte.

Zusätzlich geschaffene Studienplätze reichen nicht aus

Das Land hat inzwischen 600 zusätzliche Studienplätze pro Studienjahr (2017/18 bis 2019/20 jeweils 200) geschaffen. Das bedeutet etwa 5.000 zusätzliche Lehrkräfte, 4.000 fehlen weiterhin. Notwendig wären aus Sicht der Bildungsgewerkschaft mindestens 570 weitere Studienplätze in den nächsten zehn Jahren. Für die Realisierung kleinerer Klassen, der Inklusion, Förderangebote oder gutem Ganztag würden noch mehr Studienplätze benötigt.

In dieser Woche erhalten die 2.500 Schulleitungen der Grundschulen in Baden-Württemberg den Offenen Brief an das Kultusministerium. Die Rektorinnen und Rektoren werden dazu aufgerufen, die Initiative zu unterstützen. Im Februar 2020 sollen die Unterschriften Kultusministerin Eisenmann übergeben werden. Am 17. Februar 2020 findet eine landesweite GEW-Tagung zur Situation der Grundschulen in Stuttgart statt.

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