SCHULGIPFEL CORONA-KRISE : GEW kritisiert schleppende Fortschritte bei Digitalisierung

14. Oktober 2020 // Ulrike Günther

Schulen brauchen nach Ansicht der Politik bessere Digitalausstattung, gerade in der Corona-Krise. Doch zwei Monate nach dem ersten Schulgipfel hat sich noch wenig getan, kritisiert die GEW. Laptops für Lehrkräfte und günstige Internet-Tarife für Schüler*Innen seien noch nicht angekommen. Auch die Linken bemängeln die fehlenden Fortschritte. Sie fordern zusätzlich Schul-Computer für alle Kinder und eine Task Force.

Bisher haben Schulen vielfach die verbesserte Digitalausstattung noch nicht erhalten.  - Bild: PxHere
Bisher haben Schulen vielfach die verbesserte Digitalausstattung noch nicht erhalten. - Bild: PxHere

zwd Berlin/ Frankfurt. Die Erziehungsgewerkschaft GEW moniert, dass die auf den Schulgipfeln von den Politiker*innen angekündigten Fortschritte auf sich warten lassen. Nach Angaben der Vorsitzenden der GEW Marlis Tepe müssen im Unterricht „bis heute (…) an die 90 Prozent der Lehrkräfte ihre Privatgeräte nutzen“. Darüber hinaus liegen der Gewerkschaft keine Hinweise darauf vor, dass die Schüler*Innen die auf dem Treffen im August in Aussicht gestellten günstigen Internet-Pauschaltarife für 10 Euro schon erhalten haben

GEW: Schnelles Internet und Weiterbildungen fehlen weiterhin

Auch das schnelle Internet, das Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gemeinsam mit SPD-Parteichefin Saskia Esken und den Bildungsminister*innen des Bundes und einiger Länder wie die Dienst-Laptops schon beim ersten Schulgipfel vereinbart hatten, kommt nur stellenweise in den Bildungseinrichtungen an: Nach Aussagen von GEW-Chefin Tepe haben Schulen vorzugsweise in den Städten Breitband-Anschlüsse, während es auf dem Land daran weiterhin fehlt.

Ebenso seien die geplanten Weiterbildungen für Lehrkräfte noch nicht bereitgestellt, die nach den Erklärungen der Politiker*innen von Bund und Ländern nach dem zweiten Schulgipfel im September über den Aufbau von digitalen Kompetenzzentren entwickelt werden sollten.

Linke: Digitale Geräte in der Krise besonders wichtig

Die Linken stimmen mit der Kritik vonseiten der GEW überein und betonen, wie unerlässlich ein Aufschwung bei der Digitalisierung sei, um Schulen durch den Winter zu bringen. Gerade während der Corona-Epidemie wären „Schulen auf der digitalen Höhe der Zeit“ nach Ansicht der Vorsitzenden der Linkspartei Katja Kipping wichtig, „um auch bei Quarantänefällen den Unterricht auf gutem Niveau weiterführen zu können“. Kipping zeigte sich aufgebracht angesichts der Tatsache, dass die bundesdeutsche Bildungspolitik es offenbar nicht schafft, die „bescheidenen Ziele der Schulgipfel“ rechtzeitig umzusetzen.

Task Force soll digitale Lehrmittel erarbeiten

Die Linken-Chefin fordert aber über die Dienst-Laptops für Lehrer*innen hinaus weitere Schritte zur Digitalisierung. Schul-Computer seien nach geltender Rechtsprechung unentbehrliche Lernmittel, daher müsste für alle Kinder der Zugang zu schuleigenen Laptops gewährleistet sein. Um der Benachteiligung von Schüler*innen aus sozial schwachen Familien entgegenzuwirken, schlägt sie außerdem vor, die Geräte mit mobilem Internet auszustatten.

Zudem sieht Kipping eine bundesweit agierende Task-Force als erforderlich an, die als Gruppe von Fachleuten und engagierten Lehrkräften digitale Lehrmaterialien erarbeitet bzw. zur Verfügung stellt und gleichzeitig für einheitliche Lernportale eintritt. Die Ergebnisse der Fachgruppe seien Kipping zufolge an ähnliche Task-Forces auf Länder-Ebene zu vermitteln. Wie die GEW drängt auch die Linken-Vorsitzende darauf, an den Schulen Systemadministrator*innen einzusetzen, welche den Gebrauch der Technik im Unterricht unterstützen könnten.

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