WoB-INDEX NIEDERSACHSEN 2023 : Gleichstellung: Unternehmen treten auf der Stelle

29. September 2023 // ticker/ig

Die niedersächsischen Unternehmen treten bei der gleichberechtigten Teilhabe nahezu auf der Stelle. Wie aus dem zweiten Women-on-Board-Index Niedersachsen der Initiative "Frauen in die Aufsichtsräte" (FidAR) hervorgeht, hat sich im Vergleich zum Vorjahr bei den 103 größten öffentlichen und privatwirtschaftlichen Unternehmen Niedersachsens der Frauenanteil in Führungsgremien im Durchschnitt nur wenig verbessert. Die Studienergebnisse wurden am 28. August in Hannover vorgestellt.

Die vom niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung in Aufrag gegebene Studie stellt fest, dass der durchschnittliche Frauenanteil in den Aufsichtsgremien nur geringfügig auf 27,5 Prozent (2022: 26,7 %) angestiegen ist. Etwas besser sieht es laut Studie in den Top-Managementorganen der Unternehmen aus, aber mit dem Anstieg auf 20,3 Prozent sind Frauen weiter stark unterrepräsentiert (2022: 18,6 %).

Für den Niedersächsischen Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung Dr. Andreas Philippi ist Niedersachsen zwar auf einem guten Weg, aber doch noch "weit von gleichberechtigter Teilhabe in Führung und Aufsicht unserer Unternehmen entfernt“. Langfristiges Ziel müsse die paritätische Besetzung von Aufsichtsräten, Vorständen und Geschäftsführungen sein, betionte der Minister, der sich von den Beteiligungen des Landes und der Kommunen wie auch in der Privatwirtschaft mehr Fortschritte wünscht.

Nach dem Women-on-Board-Index Niedersachsen hat der Frauenanteil der 44 untersuchten Landesbeteiligungen in den Aufsichtsgremien bei 26,8 Prozent stagniert (2022: 26,9 %); in den Top-Managementorganen isrt er auf 25,6 Prozent zurückgegangen (2022: 27 %). Hingegen stiegen die Anteile bei den 25 untersuchten kommunalen Beteiligungen in den Aufsichtsgremien leicht auf 27,7 Prozent (2022: 27,1 %) und in den Top-Managementorganen deutlich auf 27,3 Prozent (2022: 23,4 %); die 34 untersuchten Unternehmen der Privatwirtschaft verzeichnen deutliche Zuwächse in den Aufsichtsräten auf 28,2 Prozent (2022: 25,9 %) und in den Top-Managementorganen auf 15,4 Prozent (2022: 12,4 %).

An der Spitze des Rankings nach dem Frauenanteil im Aufsichtsgremium und Top-Management stehen weiterhin die Landesbeteiligung TourismusMarketing Niedersachsen (TMN), gefolgt von ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe, einer kommunalen Beteiligung der Stadt Hannover, und dem Institut für pharmazeutische und angewandte Analytik (InphA), einer Beteiligung des Landes Niedersachsen gemeinsam mit Bremen, Hamburg, Hessen, Saarland und Schleswig-Holstein. Auf den vierten Platz geklettert ist das Niedersächsische Staatstheater Hannover, gefolgt von der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg, die ihren Frauenanteil kräftig gesteigert hat. Das höchstgerankte Unternehmen der Privatwirtschaft ist auf Platz 14 CEWE mit einem Frauenanteil im Aufsichtsrat von 66,7 und im Top-Managementorgan von 28,6 Prozent. Auf den Plätzen 19 und 20 folgen das im DAX notierte Versicherungsunternehmen Hannover Rück und der Helmstedter Energieversorger Avacon. Sieben Unternehmen mit frauenfreier Führungsetage bilden das Schlusslicht des Rankings.

FidAR-Präsidentin Prof. Dr. Anja Seng (Bild links) hob hervior, dass mit dem WoB-Index Niedersachsen im vergangenen Jahr erstmals eine Benchmark für die gleichberechtigte Teilhabe auf Länderebene geschaffen worden sei. Jetzt sei erkenbar, wie schwer sich viele Unternehmen tun, trotz der gesetzlichen Vorgaben mehr Frauen in Aufsichtsräte und Vorstände zu holen.

"Wo die Quotenregelungen und die Zielgrößenpflicht nicht greifen, fehlt offenbar der Druck, konkrete Verbesserungen beim Frauenanteil zu erreichen“, erklärte FidAR-Gründungspräsidentin Monika Schulz-Strelow, die die Studie federführend betreut hat (Bild rechts).

Die Studie wurde von FidAR unter wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Dr. Michèle Morner,Leiterin des Wissenschaftlichen Instituts für Unternehmensführung und Corporate Governance in Deimern, erstellt; die wichtigsten Ergebnisse unter https://niedersachsen.wob-index.de.

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