WSI-STUDIE : Große Kluft zwischen Rentenansprüchen von Frauen und Männern

14. Dezember 2017 // ticker

Frauen haben nur halb so viel Rentenanspruch wie Männer. Das geht aus einem neuen Bericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Er zeigt aber auch: Seit 1992 hat der Abstand zu den Alterseinkommen der Männer um 16 Prozent abgenommen.

zwd Düsseldorf. Wenn man die Einkünfte aus gesetzlicher Rente, Betriebsrente und privater Altersvorsorge zusammenrechnet, ergibt sich für das Jahr 2015 ein „Gender Pension Gap“ von 53 Prozent. Der Analyse der WSI-Forscher*innen Dr. Christina Klenner, Dr. Alexandra Wagner und Dr. Peter Sopp zufolge schneiden Frauen bei allen drei Säulen der Alterssicherung schlechter ab als Männer. Im Westen falle die Lücke mit 58 Prozent sogar deutlich größer aus als im Osten mit 28 Prozent.

Als Erklärung für die Rentenlücke verweisen die Autor*innen auf die traditionelle Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern: Berufstätige Frauen nehmen häufiger Auszeiten für die Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen, arbeiten öfter in Teilzeit, werden im Schnitt schlechter bezahlt – und erwerben dementsprechend weniger Rentenansprüche. Während 85 Prozent der männlichen Rentner in den alten Bundesländern auf mindestens 30 Versicherungsjahre kommen, sind es bei den Rentnerinnen nur 45 Prozent. Pro Versicherungsjahr sammeln Frauen im Schnitt nur drei Viertel der Entgeltpunkte der Männer.

WSI-Fakten im Überblick:

Gesetzliche Rente: Die Höhe der gesetzlichen Rente betrug 2015 bei den Männern durchschnittlich 1.154 Euro, bei den Frauen 634 Euro pro Monat – eine Differenz von 45 Prozent.

Betriebliche Altersvorsorge: Hier liegen die Frauen mit 240 Euro knapp 60 Prozent gegenüber den Männern zurück, die auf 593 Euro kommen. Zudem haben nur 7 Prozent der Rentnerinnen überhaupt eigene Ansprüche aus der betrieblichen Altersversorgung, von den männlichen Ruheständlern immerhin 26 Prozent.

Öffentlicher Dienst: Von der Zusatzversorgung profitieren 12 Prozent der Rentnerinnen und 10 Prozent der Rentner. Aber auch hier erhalten die Männer mit im Schnitt 369 Euro deutlich mehr als die Frauen mit 234 Euro.

Private Altersvorsorge: Laufende Leistungen aus der privaten Altersvorsorge beziehen 5 Prozent der Männer und 2 Prozent der Frauen, wobei Letztere mit durchschnittlich 311 Euro deutlich weniger ausgezahlt bekommen als die Männer mit 485 Euro.

Hinterbliebenenrente: Bei den Zahlungen der gesetzlichen Rentenversicherung kommen Witwen im Schnitt auf 660 Euro, Witwer auf 303 Euro.

Im Zeitverlauf, so die Forscher*innen, seien immerhin Fortschritte erkennbar: Der Abstand zu den Alterseinkommen der Männer nehme von Jahr zu Jahr etwas ab. Lag der Gender Pension Gap 1992 noch bei 69 Prozent, sank er bis 2003 um sechs Prozentpunkte auf 63 Prozent und bis 2015 um weitere zehn Prozentpunkte auf 53 Prozent. Die zu erwartende Rentenlücke werde vermutlich niedriger sein, schlussfolgern die Autor*innen. Aus der Analyse der aktuell Erwerbstätigen zwischen 25 und 65 Jahren ergibt sich bei der gesetzlichen Rente dennoch eine Lücke von 24 Prozent.

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