DUALE STUDIENGÄNGE : Große Unterschiede zwischen den Bundesländern

18. November 2019 // ticker

Das duale Studium in Deutschland boomt – jedoch nicht in jedem Bundesland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), die erstmals die Entwicklung des dualen Studiums in allen 16 Bundesländern analysiert hat.

Bild: studieren-in-deutschland.org
Bild: studieren-in-deutschland.org

zwd Gütersloh. Die Zahl der Studierenden, die parallel an einer Hochschule und in einem Betrieb lernen, ist zwischen 2005 und 2017 um das Elffache angestiegen. Aktuell sind fast 105.000 Studierende in einem der rund 1.100 dualen Studiengänge an einer deutschen Hochschule eingeschrieben. „Dennoch ist das duale Studium in Deutschland mit einem durchschnittlichen Erstsemesteranteil von aktuell 5,3 Prozent und einem Studierendenanteil von 3,7 Prozent noch keine Massenbewegung, sondern ein sehr exklusives Angebot“, erläuterte Lisa Mordhorst, die gemeinsam mit Sigrun Nickel die Untersuchung durchgeführt hat. Allerdings zeigt ein genauerer Blick auf die einzelnen Bundesländer, dass diese beim dualen Studium zum Teil sehr unterschiedlich aufgestellt sind. So liegt das Saarland mit einer landesbezogenen Erstsemesterquote so weit über dem Bundesdurchschnitt wie kein anderes Bundesland. Hier entscheidet sich ein Drittel aller Studienanfänger*innen für ein duales Studienangebot. Auch Baden-Württemberg (14,3 Prozent), Berlin (7,2 Prozent) und Thüringen (6 Prozent) überschreiten mit ihren Anfänger*innen-Quoten im dualen Studium mehr oder weniger deutlich das statistische Mittel. Alle anderen Bundesländer liegen mit ihrem Wert jeweils unter dem Bundesdurchschnitt.

Bei zahlreichen als „dual“ angebotenen Studiengängen fehlt notwendige enge Verzahnung

Die deutlichen Unterschiede hängen dabei wesentlich mit der unterschiedlichen Angebotsdichte in den einzelnen Bundesländern zusammen, so das CHE. So ist im Saarland jeder dritte Bachelorstudiengang ein duales Angebot. Die größte Auswahl an dualen Bachelorstudiengängen gibt es in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Hier können Studieninteressierte unter bis zu 200 entsprechenden Angeboten wählen. Ein weiterer zentraler Faktor für die Unterschiede beim dualen Studium ist die wirtschaftliche Situation in den Bundesländern. Diese hat Einfluss auf die Zahl der Unternehmen, die in Kooperation mit den Hochschulen ein duales Studium anbieten können. Führend ist hier Baden-Württemberg mit aktuell rund 4.500 Unternehmen, die sich im dualen Studium engagieren. Dagegen sind es in Mecklenburg-Vorpommern oder Bremen nicht einmal 100 Betriebe. „Für Studieninteressierte ist häufig nicht klar, ob Studienangebote zurecht die Bezeichnung ‚dual‘ tragen. Hier haben Hochschulen und Politik eine Verantwortung für mehr Transparenz und Verlässlichkeit zu sorgen“, sagte Sigrun Nickel, Koo-Autorin der Studie und Leiterin Hochschulforschung beim CHE. Nach wie vor gibt es etliche Studienangebote, die das Etikett „dual“ verwenden, obwohl die notwendige enge Verzahnung zwischen hochschulischer und betrieblicher Bildung nicht gegeben ist, so ein Fazit der Studie.

Eine relativ neue Entwicklung ist das Angebot dualer Masterstudiengänge, welches sich an Bachelorabsolvent*innen richtet, die sich parallel zu ihrer Berufstätigkeit weiterqualifizieren möchten. Hier weisen Berlin (37), Baden-Württemberg (33) und Bayern (31) bundesweit die meisten Studienangebote auf.

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