EVALUIERUNG DES BIKO-MODELLPROJEKTS : Großer Bedarf an kostenlosen Verhütungsmitteln

10. September 2019 // Julia Trippo

Die Auswertung des Modellprojektes „biko“ - Beratung, Information und Kostenübernahme bei Verhütung bestätigt: für Frauen mit geringem Einkommen besteht ein großer Bedarf für die Kostenübernahme verschreibungspflichtiger Verhütungsmittel, da sie sich diese oft nicht leisten können. Der Beratungsverein pro familia fordert eine bundesweite, gesetzliche Lösung.

Verhütungsmittel - Bild: santemedia
Verhütungsmittel - Bild: santemedia

zwd Berlin. Es brauche einen rechtlichen Anspruch auf die Kostenübernahme ärztlich verordneter Verhütungsmittel, forderte Dörte Frank-Boegner, Vorsitzende des pro familia Bundesverbands am Dienstag auf einer Fachtagung im Bundesfrauenministerium (BMFSFJ), wo die Ergebnisse des „biko“-Projektes in Berlin vorgestellt wurden. Die Evaluation des Modellprojektes habe laut pro familia aufgezeigt, dass es – sogar trotz sehr exklusiven Vorschriften, die nicht-verschreibungspflichtige Kontrazeptiva und Männer aus dem Projektrahmen ausschlossen – deutliche Defizite in der Versorgung gibt. Deshalb solle die Bundesregierung Verhütung als Grundbedingung für sexuelle und reproduktive Gesundheit anerkennen und allen Menschen jeden Geschlechts niedrigschwellig zur Verfügung stellen.

Das vom BMFSFJ geförderte Projekt „biko“ führte in der dreijährigen Laufzeit in sieben deutschen Städten über 4700 Beratungsgespräche zu Verhütungsmethoden durch und übernahm für knapp 4500 Frauen die Kosten. Als häufigste Kontrazeptiva wählten die teilnehmenden Frauen Kupfer- und Hormonspirale und die Anti-Baby-Pille. Das Angebot wurde hauptsächlich von Frauen mit Transferleistungsbezug, Geringverdienerinnen und Studentinnen oder jungen Frauen in der Ausbildung genutzt.

Kein Budget für Verhütung

Für Arbeitslosengeld II – Empfängerinnen stehen beispielsweise monatlich nur 16,11 Euro insgesamt für Gesundheitspflege zu. Das beinhaltet eine Vielzahl an Produkten, beispielsweise Pflaster, Kopfschmerztabletten, Menstruationsprodukte und auch Kontrazeptiva. Dieses Budget reiche gerade mal „für eine Packung Kondome“, wenn auf alles andere verzichtet werde, so Caren Marks, parlamentarische Staatssekretärin im BMFSFJ und Bundestagsabgeordnete der SPD-Fraktion. Für die Sozialdemokratin steht fest: „Verhütung darf keine Frage des Geldbeutels sein.“

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