STUDIE : Gymnasiast*innen schneiden nach G8-Reform bei PISA-Test besser ab

29. März 2018 // ticker

Infolge der G8-Schulreform erreichen Schüler*innen in der neunten Klasse am Gymnasium bessere Ergebnisse bei den PISA-Tests. Das gilt insbesondere für leistungsstarke Schüler*innen, während leistungsschwächere kaum oder gar nicht profitieren. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF).

zwd Berlin/Frankfurt am Main. Dass sich die leistungsschwächeren G8-Schüler*innen in den PISA-Tests kaum verbessern, liege an der konkreten Ausgestaltung der G8-Reform, teilten die Institute mit. Die zusätzliche Unterrichtszeit – im Durchschnitt der Bundesländer jeweils rund zwei Stunden pro Woche in den Klassen 5 bis 9 – diene nicht der Wiederholung und Vertiefung, sondern dem Vorziehen von Inhalten, weil am Ende der Schulzeit ein Schuljahr wegfällt. Damit kommen die leistungsstärkeren SchülerInnen offenbar eher zurecht. Folglich verbesserten sie sich unter G8 in den PISA-Kompetenzbereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften deutlich stärker als leistungsschwächere Schüler*innen. Diese scheinen eher Probleme mit der längeren wöchentlichen Unterrichtszeit und dem zeitlich nach vorne verlagerten Lernstoff zu haben. „Der Kompetenzvorsprung in der neunten Klasse reicht offenbar nicht aus, um das wegfallende 13. Schuljahr vollständig zu kompensieren“, erklärte Jan Marcus, Bildungsökonom am DIW und Juniorprofessor an der Universität Hamburg. Die Abiturnoten haben sich durch die G8-Reform jedoch leicht verschlechtert.

Keine Veränderung im PISA-Ranking

Eine Empfehlung zur Abkehr von der achtjährigen Gymnasialschulzeit leiten die Autor*innen aus ihrer Untersuchung keinesfalls ab, zumal die Reform nicht dazu geführt habe, dass infolge der G8-Reform sozioökonomische Merkmale wie der Bildungsabschluss der Eltern eine größere Rolle spielen. „Die Debatte um die reine Länge der Gymnasialschulzeit greift zu kurz, stattdessen sollten vielmehr die Unterrichtsinhalte und die Unterrichtsqualität im Fokus der Debatte stehen“, sagte Studienautor und DIW-Bildungsökonom Mathias Huebener. Die entscheidende Frage sei, wie die Zeit in der Schule am besten genutzt werden könne. Auf dieser Basis sollten gezielte Anpassungen des Lehrplans und der Unterrichtsgestaltung erfolgen, um Schüler*innen entsprechend ihrer Bedürfnisse zu fördern

Im PISA-Ranking lag Deutschland im Jahr 2012 mit 514 Punkten hinter Finnland, Kanada, Polen und Belgien an fünfter Stelle. Berücksichtigt man, dass rund ein Drittel aller Neuntklässler*innen in Deutschland auf ein Gymnasium geht, entspricht der G8-Effekt auf den PISA-Wert für Deutschland insgesamt einem Anstieg um zwei Punkte. Somit hatte die G8-Reform keinen Einfluss auf die Platzierung Deutschlands in der Rangliste. Für die Studie hatten die Bildungsforscher*innen PISA-Daten zu mehr als 33.000 Gymnasiast*innen der neunten Jahrgangsstufe analysiert.

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