zwd Berlin. Mit knapp 44.700 Beratungen verzeichnete das bundesweite Telefonangebot gegen Gewalt an Frauen einen neuen Höchststand bei der Menge der Gespräche mit Hilfesuchenden und somit einen Zuwachs von 6,5 Prozent gegenüber 2018. Über 24.600 selbst von Gewalt betroffene Frauen wandten sich mit ihrem Problem bzw. ihrem traumatischen Erlebnis an die qualifizierten Fachkräfte der Einrichtung. Die überwiegende Mehrheit von ihnen (ca. 23.200 Personen) haben Gewalt im häuslich-familiären Umfeld oder sexualisierte Gewalt erfahren.
Über 22.300 Anrufer*innen wurden an andere, Hilfe oder Schutz bietende Institutionen weitervermittelt, darunter zwei Drittel an Beratungsstellen für Frauen und Mädchen und über 20 Prozent an Frauenhäuser. Doch auch fast 9.500 Fachleute und die Gewaltopfer unterstützende Personen ließen sich 2019 über das Hilfetelefon beraten.
Giffey: Hilfe für gewaltbetroffene Frauen in Corona-Zeiten gewährleisten
Die Daten für 2019 zeigten erneut, „„wie wichtig diese erste Anlaufstelle für die Betroffenen ist“, hob Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) die Bedeutung des Hilfetelefons hervor. Sie unterstrich die herausragende Rolle, die das Beratungsangebot als möglicher „Rettungsanker“ hat, als „erste Hilfe“ für die Frauen, „um der Gewalt zu entgehen“. Während der Corona-Krise ist laut Giffey die Nachfrage nach den Beratungen per Telefon, Chat oder E-Mail noch gewachsen. Daher sei es „umso wichtiger (…), dass die Erreichbarkeit des Hilfetelefons rund um die Uhr auch in diesen schwierigen Zeiten aufrechterhalten werden kann“, so die Familienministerin.
Vertrauliche Beratung als "erster Schritt" aus der Gewaltsituation
Über 3.500 Beratungen (7,8 Prozent) fanden 2019 in einer Fremdsprache statt oder wurden von Dolmetscher*innen übersetzt, knapp ein Drittel mehr als im Jahr zuvor. Die am häufigsten dabei verwendeten Sprachen waren Arabisch, Persisch oder Russisch. Der deutliche Zuwachs an fremdsprachig betreuten Fällen zeige, wie wichtig „ein niedrigschwelliges anonymes Beratungsangebot“ für Personen mit Migrationshintergrund sei, betonte die Präsidentin des Bundesamtes für Familie Edith Kürten.
Vertrauensvoll in der Herkunftssprache mit einer Fachkraft über die bedrückenden Erlebnisse zu reden, sei „für viele Betroffene oftmals der erste Schritt aus der Gewalt“, erklärte Kürten. Seit der Gründung des Hilfetelefons 2013 nutzten fast 470.000 Menschen die Kontaktstelle für Anfragen. Knapp die Hälfte davon (ca. 230.000 Personen) nahmen das Beratungsangebot der Sozialpädagog*innen, Sozialarbeiter*innen und Psycholog*innen in Anspruch, das für gewaltbetroffene Frauen, in deren sozialem Umfeld lebende sowie im beruflichen Alltag mit Gewalt gegen Frauen konfrontierte Personen ganzjährig 24 Stunden am Tag zur Verfügung steht.