NEUBEWERTUNG EINER STUDIE : Hormontherapie besser als ihr Ruf

25. August 2017 //

​Eine frühe Hormontherapie in der Menopause behandelt nicht nur deren Symptome effektiv, sondern wirkt sich auch günstig auf das Herz-Kreislauf-System und die Todesrate von Frauen aus. Darauf haben Expert*innen der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologen (DGE) im Vorfeld des von ihr initiierten 2. Deutschen Hormontages am 16. September hingewiesen.

Bild: Fotolia / absolutimages
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zwd Berlin (ticker). Bei vielen Frauen gebe es Ängste bezüglich der Hormontherapie. Zurückzuführen seien diese auf Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2002 der Women's Health Initiative (WHI), erklärten die Expert*innen. Medienberichte hatten damals die Daten aufgegriffen und die Botschaft verbreitet, Hormontherapie in den Wechseljahren sei gefährlich. Das Lebensalter, Dauer und Dosierung der Hormontherapie und körperliche Verfassung spielten aber eine wichtigere Rolle.

„Nicht bedacht wurde bei der Interpretation der Daten, dass das Durchschnittsalter der Frauen in dieser Studie mit 63 Jahren sehr viel höher lag, als bei Frauen im üblichen menopausalen Alter, also um die 50. Zudem waren die Teilnehmerinnen im Durchschnitt fettleibig und hatten Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und erhöhten Blutdruck: Sie waren nicht gesund“, sagte Cornelia Jaursch-Hancke, leitende Ärztin des Fachbereichs Endokrinologie/Diabetologie an der DKD HELIOS Klinik in Wiesbaden.

Untersucht wurde im Jahr 2002, welche Auswirkungen eine Hormontherapie auf die Gesundheit der Frauen habe. Nach Angaben der DGE nahmen an der WHI-Studie,insgesamt 16.000 Frauen teil. Eine Hälfte erhielt eine Hormontherapie, die andere nicht. Wegen einer erhöhten Rate an Brustkrebs, Thrombosen, Schlaganfall und Herzinfarkten in der Studiengruppe, die Hormone erhalten hatte, sei die Studie nach fünf Jahren abgebrochen worden, berichteten die DGE-Expert*innen.

Die Verordnung von Hormonen ist nach ihrer Feststellung nach der Publikation der Studie um 80 Prozent zurückgegangen. Dafür sei der Verbrauch von Antidepressiva, Schlafmitteln sowie einer Fülle nicht zugelassener alternativer Substanzen in die Höhe geschnellt. Symptome wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Schlafstörungen, Depressionen, wiederkehrende Harnwegsinfekte ließen sich aber, wie Jaursch-Hancke betonte, oft sehr gut mit einer Hormontherapie behandeln.

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