ENTSCHLIESSUNG : HRK will mehr Frauen in Leitungspositionen der Wissenschaft

20. November 2019 // Hannes Reinhardt

Der Anteil von Wissenschaftlerinnen an den – besonders einflussreichen und sichtbaren – Leitungspositionen muss deutlich erhöht werden. Dieses Ziel beschloss die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) auf ihrer Mitgliederversammlung am Dienstag in Hamburg.

HRK-Präsident Prof. Peter-André Alt und Prof.´in Petra Maier. - Bild: zwd
HRK-Präsident Prof. Peter-André Alt und Prof.´in Petra Maier. - Bild: zwd

zwd Hamburg/Berlin. In ihrer Entschließung konstatiert die HRK, dass das Thema Gleichstellung in den letzten Jahren zwar an Akzeptanz in den Hochschulen gewonnen hat und mit gleichstellungspolitischen Maßnahmen auch Erfolge erzielt werden konnten. Die Ergebnisse seien jedoch nach wie vor unbefriedigend: Je einflussreicher Positionen im Wissenschaftssystem sind, desto geringer ist ihr Frauenanteil. „Wir brauchen endlich eine Trendwende. Deshalb hat die HRK nun Vorschläge gemacht, dem großen Beharrungsvermögen des Wissenschaftssystems bei diesem Thema verstärkt entgegenzuwirken“, erklärte Prof.´in Petra Maier, Rektorin der Hochschule Stralsund und Mitglied der Arbeitsgruppe, die den Entwurf des Papiers erarbeitet hatte, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Berlin. Es bedürfe klarer Signale aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft selbst, dass mehr Frauen in Spitzenpositionen erwünscht sind.

Aufgrund ihres geringen Anteils auf höheren Karrierestufen in der Wissenschaft werden Frauen außerdem besonders häufig durch multiple Gremientätigkeiten beansprucht. Die HRK hält es deshalb für notwendig, dass Frauen vor allem einflussreichere Aufgaben übernehmen. „Das bedeutet, dass Frauen Leitungspositionen übertragen werden, und sie nicht – wie es häufig der Fall ist – Aufgaben in zweiter Reihe übernehmen, die in der Regel mit keinem geringeren Aufwand, aber deutlich geringerem Einfluss verbunden sind“, heißt es in der Entschließung. Die Hochschulen sollten Prozesse und Verfahren implementieren, die eine entsprechende Entwicklung unterstützen.

Jenseits der grundsätzlich richtigen und auch effektiven Maßnahmen, die an der individuellen Situation insbesondere von Nachwuchswissenschaftlerinnen ansetzen, müssten verstärkt die Organisationsstrukturen und -kulturen in den Blick genommen werden. Hier bekennt sich die HRK zur zentralen Verantwortung der Hochschulleitungen: „Ihre Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass Gleichstellung als Querschnittaufgabe und substanzieller Teil des Hochschulprofils behandelt wird“, so das HRK-Papier.

Die Mitgliederversammlung warnt in diesem Zusammenhang vor der Gefahr, traditionelle Geschlechterstereotypen und Rollenmuster zu verfestigen, indem etwa das Thema Vereinbarkeit von Familie und wissenschaftlicher Karriere ausschließlich Frauen zugeschrieben wird. „Gleichstellung betrifft alle Geschlechter. Dafür müssen wir systematisch sensibilisieren“, betonte Prof.´in Maier.

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