10. DBB-BUNDESFRAUENKONGRESS : Sparklausur des Bundeskabinetts darf Elterngeld nicht antasten

3. Juni 2010 // zwd Potsdam (nk).

Gastrednerin Allmendinger: „Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, dass die Politik Rahmenbedingungen für Chancengleichheit schafft“

Im Vorfeld der Sparklausur des schwarz-gelben Bundeskabinetts am 6. und 7. Juni hat die Bundesfrauenvertretung des dbb Beamtenbund und Tarifunion vor Einsparungen beim Elterngeld gewarnt. Das Elterngeld gehöre zu den „Hauptverkehrsrouten der Familienpolitik“, lautete eine der Kernbotschaften von Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb-Bundesfrauenvertretung, die sie auf dem 10. dbb-Bundesfrauenkongress am 4. Juni in Potsdam an rund 400 anwesende Kongressteilnehmerinnen richtete.

Das Elterngeld habe maßgeblich zu mehr Chancengleichheit und damit auch zu mehr Gleichberechtigung beigetragen. Einsparungen führten daher wieder in falsche Richtung zurück, bekäftigte Wildfeuer.

Die neuesten Statistiken belegen, dass seit der Einführung im Jahr 2007 die Zahl der Väter, die Elternzeit in Anspruch nehmen, beachtlich gestiegen ist – von rund 3,5 auf 18 Prozent. Damit erhalten Frauen doppelte Unterstützung bei der Erziehungsarbeit: Sie werden finanziell entlastet und erfahren Unterstützung vom Partner. „Halten wir die Straße gut in Stand. Sie führt in die richtige Richtung. Entwickeln wir das Modell Elterngeld gemeinsam weiter anstatt es kaputt zu sparen“, sagte Wildfeuer in ihrer bilderreichen Rede.

Kritik an gelb-schwarzer Sparpolitik
Scharfe Kritik übte Wildfeuer an den Sparplänen der Bundesregierung. Familienministerin Schröder und Finanzminister Schäuble (beide CDU) müssten bedenken, dass die Entlastung der Frau der Gesamtgesellschaft nütze, bevor sie daran gehen, den Koalitionsvertrag zu brechen und das Teilelterngeld auf den „Sankt Nimmerleinstag“ zu verschieben. Gerade in Zeiten der Krise müssten alle Ressourcen gebündelt werden, betonte Wildfeuer. Sie fuhr fort: „Die Wirtschaft braucht die Arbeitskraft der Frauen, vor allem angesichts des demografischen Wandels. Nur wenn wir Familien fördern, können wir langfristig die sozialen Systeme aufrechterhalten“, erklärte die Vorsitzende der dbb-Bundesfrauenvertretung unter Beifall.

Arbeitsmarktintegration von Frauen – eine Frage der Gerechtigkeit
Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) kritisierte hingegen, dass die Frauenfrage zunehmend ökonomisiert werde. Nicht erst die wirtschaftlichen Vorteile machten es notwendig, die Frauen besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sondern die moralische Notwendigkeit. Ihre Untersuchungen zeigten, dass Frauen – anders als stereotypische Frauenbilder suggerieren – genauso wie Männer eine Karriere erreichen und auch Führungspositionen einnehmen wollen. So sei es eine Frage der Gerechtigkeit, dass die Politik Rahmenbedingungen für Chancengleichheit schafft, forderte Allmendinger auf dem dbb-Bundesfrauenkongress.

„Frauen fahren mit dem Heiratsmarkt besser als mit dem Arbeitsmarkt“
Obwohl Frauen erfolgreicher lernen und ihre berufliche oder wissenschaftliche Ausbildung beenden, nehmen sie weit aus seltener als Männer Führungspositionen ein. Im Gegenteil, der Großteil der Frauen besetzt nach wie vor typische Frauenberufe. Dies mache sich auch in den Rentenbezügen von Frauen bemerkbar, so Allmendinger weiter. Ihre Studien belegten, dass überwiegend Witwen von wohlhabenden Männern einen gleichwertigen Rentenbezug erhalten. Laut Allmedinger gelte daher auch heute noch in Deutschland: „Frauen fahren mit dem Heiratsmarkt besser als mit dem Arbeitsmarkt“.

Neue Geschäftsführung der dbb Bundesfrauenvertretung
Bei der Neuwahl der Geschäftsführung wurde Helene Wildfeuer (DSTG) als Vorsitzender mit überwältigender Mehrheit in ihrem Amt bestätigt, neue stellvertretende Vorsitzende ist Jutta Endrusch (VBE). Bei der Wahl der vier Beisitzerinnen wurden Astrid Hollmann (VRFF) und Ute Wiegand-Fleischhacker (dbb hessen) in ihren Ämtern bestätigt, Elke Janßen (GdS) und Elke Stirken (komba) wurden erstmals in die Geschäftsführung gewählt. Die bisherige stellvertretende Vorsitzende Eva Hermanns (komba) und die Beisitzerin Kirsten Lühmann (DPolG) hatten aus persönlichen Gründen auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Sie wurden zu Ehrenmitgliedern der dbb bundesfrauenvertretung ernannt.

Die neue Geschäftsführung der dbb bundesfrauenvertretung wird erstmals nicht mehr vier, sondern fünf Jahre amtieren. Durch eine Satzungsänderung hatten die Delegierten die Zeitspanne zwischen den Bundesfrauenkongressen der auch für die dbb Gewerkschaftstage gültigen, neuen Fünfjahres-Regelung angepasst.

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