DEUTSCHER BUCHPREIS : Shortlist: Nur eine Frau in der engeren Auswahl

19. September 2016 // zwd Frankfurt a. M. (yh).

  • Zahl der nominierten Autorinnen in den letzten zehn Jahren gering
  • Deutsche Literaturpreise werden meistens an Männer verliehen

  • Die Shortlist für den Deutschen Buchpreis ist veröffentlicht worden: Unter den sechs verbleibenden FinalistInnen ist mit Eva Schmidt nur noch eine Frau für den wichtigsten Deutschen Literaturpreis des Jahres nominiert. Dies spiegelt allerdings nur den bereits geringen Frauenanteil auf der am 23. August veröffentlichten Longlist der Nominierten wider – hier waren nur fünf von 20 AutorInnen weiblich.

    Insgesamt führt der Deutsche Buchpreis damit eine traurige Tradition fort: In den letzten zehn Jahren (seit 2006) waren unter den engsten Nominierungen (der „Shortlist") für den Preis im Durchschnitt nur 30 Prozent Frauen vertreten. In nur drei Jahren (2011, 2013, 2015) teilte sich die Quote von weiblichen und männlichen AutorInnen fifty-fifty auf; in keinem Jahr wurden mehr Frauen als Männer für den Preis nominiert.

    Preis der Leipziger Buchmesse: Nur eine Frau in zehn Jahren

    Mit Blick auf die letztendliche Auszeichnung zum besten Deutschen Roman des Jahres zeichnet sich hingegen ein anderes Bild ab: Trotz der deutlichen Unterrepräsentation von Frauen unter den Nominierten gewannen diese häufiger den Deutschen Buchpreis als ihre männlichen Kollegen. So waren in den letzten zehn Jahren 60 Prozent der BuchpreisgewinnerInnen weiblich. Die qualitative Messlatte für Werke weiblicher Schriftstellerinnen, die für den Preis in Frage kommen, scheint damit höher zu liegen als das bei männlichen Autoren der Fall ist.

    Der hohe Anteil an weiblichen Preisträgerinnen ist allerdings ein Alleinstellungsmerkmal des Deutschen Buchpreises. ExpertInnen kritisieren seit längerem, dass Literaturpreise in Deutschland meistens an Männer verliehen werden. Ein Blick auf die GewinnerInnenliste des Preises der Leipziger Buchmesse beispielsweise kann das bestätigen: Hier hat in den letzten zehn Jahren mit Sibylle Lewitscharoff nur eine einzige Frau die Auszeichnung holen können.

    Jury zufrieden mit ihrer Auswahl: „Breites inhaltliches Spektrum abgedeckt"

    Die sieben Mitglieder der diesjährigen Jury, bestehend aus Thomas Andre, Lena Bopp, Berthold Franke, Susanne Jäggi, Christoph Schröder, Sabine Vogel und Najem Wali, haben insgesamt 178 Titel gesichtet, die im vergangenen Jahr (Oktober 2015 bis September 2016) erschienen sind. Die letztendliche Auswahl spiegele sowohl die unbestrittene Qualität dieses Bücherjahres wider als auch die unterschiedlichen Ansätze, sich der Welt zu nähern und diese zu beschreiben, sagte der Sprecher der Jury des Deutsches Buchpreises, Christoph Schröder. „Von Stille bis Gewalt: Die Romane der diesjährigen Shortlist decken ein breites inhaltliches Spektrum ab, doch sie eint eine starke Bodenhaftung, der unmittelbare Bezug zur beobachteten Realität", so Schröder

    Die Nominierungen für den Deutschen Buchpreis 2016:

    Reinhard Kaiser-Mühlecker: Fremde Seele, dunkler Wald

    Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis

    André Kubiczek: Skizze eines Sommers

    Thomas Melle: Die Welt im Rücken

    Eva Schmidt: Ein langes Jahr

    Philipp Winkler: Hool

    Artikel als E-Mail versenden