zwd Gütersloh (mhh). Bei der sozialen Gerechtigkeit belegt Deutschland im Vergleich mit anderen Industrieländern nur einen Platz im Mittelmaß. Die am 3. Januar von der Bertelsmann Stiftung vorgestellte „Gerechtigkeitsstudie“ zeigt, dass die Defizite insbesondere beim Bildungszugang und der Armutsvermeidung liegen. Nach Ansicht des DGB stellen die Ergebnisse dem reichen Deutschland ein Armutszeugnis aus.
Im Vergleich der 31 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegt Deutschland mit Platz 15 deutlich hinter den nordeuropäischen Spitzenreitern aus Island, Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland. Unter die Lupe genommen wurden die Politikfelder Armutsvermeidung, Bildungszugang, Arbeitsmarkt, sozialer Zusammenhalt und Gleichheit sowie Generationengerechtigkeit.
Die Ungleichverteilung der Einkommen ist hierzulande in den letzten zwei Jahrzehnten so stark gestiegen wie in kaum einem anderen OECD-Mitgliedsland. Auch die Einkommensarmut habe zugenommen, heißt es von Seiten der Bertelsmann Stiftung. Als „besorgniserregend“ bewertet die Stiftung insbesondere das Phänomen der Kinderarmut, welches aus der wachsenden Einkommensarmut resultiere. Rund jedes neunte Kind lebt der Studie zufolge unterhalb der Armutsgrenze. Vielerorts mangele es daher an den Grundvoraussetzungen sozialer Gerechtigkeit, denn unter den Bedingungen von Armut seien soziale Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben kaum möglich. Zum Vergleich: Neben den sozial gerechteren nordeuropäischen Staaten weisen auch Länder wie Ungarn (Rang 8) und Tschechien (Rang 13) eine geringere Kinderarmut auf als Deutschland (Rang 14).
Eine noch niedrigere Platzierung – nämlich Rang 22 – bekommt die Bundesrepublik für die soziale Gerechtigkeit innerhalb des Bildungswesens. Die Studie belegt einmal mehr: Der Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen hängt besonders in Deutschland stark mit ihrem jeweiligen sozioökonomischen Hintergrund zusammen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder aus einem sozial schwachen Umfeld durch Bildung befähigt werden, am gesellschaftlichen Wohlstand teilzuhaben, sei in Deutschland geringer als in vielen anderen OECD-Staaten, geht aus der Studie hervor. Außerdem seien die Investitionen in frühkindliche Bildung – laut Studie einem der Schlüsselfelder zur Gewährleistung gleicher Lebenschancen – weiterhin stark ausbaufähig.
DGB: Defizite müssten im Paket angegangen werden
Die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie seien ein Armutszeugnis für das reiche Deutschland, erklärte Annelie Buntenbach aus dem Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Die in der Studie benannten Hauptdefizite bei der Armutsvermeidung, der Bildung und der Integration von Arbeitslosen hängen nach Einschätzung Buntenbachs eng zusammen und müssten deshalb im Paket angegangen werden. Die Diskussion um die „beschämende Mini-Erhöhung der Hartz IV-Regelsätze“ zeige jedoch, dass genau das Gegenteil passiere. „Statt wirksamer und nachhaltiger Investitionen in die Köpfe unserer Kinder plant die Bundesregierung ein viel zu klein geratenes Bildungspäckchen für Kinder im Hartz IV-Bezug“, kritisierte Buntenbach.
Auch der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Gunter Thielen, betonte bei der Vorstellung der Studie in Gütersloh die Notwendigkeit zum Handeln. „In einer zukunftsfähigen Sozialen Marktwirtschaft dürfen wir uns nicht damit zufrieden geben, dass rund jedes neunte Kind in armen Verhältnissen aufwächst, Bildungschancen stark von sozialer Herkunft abhängen und vergleichsweise viele Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen bleiben". Der internationale Vergleich zeigt nach Ansicht Thielens eindeutig, dass sich soziale Gerechtigkeit und marktwirtschaftliche Leistungsfähigkeit keineswegs gegenseitig ausschließen.
Die komplette Studie ist online verfügbar.
Im Vergleich der 31 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegt Deutschland mit Platz 15 deutlich hinter den nordeuropäischen Spitzenreitern aus Island, Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland. Unter die Lupe genommen wurden die Politikfelder Armutsvermeidung, Bildungszugang, Arbeitsmarkt, sozialer Zusammenhalt und Gleichheit sowie Generationengerechtigkeit.
Die Ungleichverteilung der Einkommen ist hierzulande in den letzten zwei Jahrzehnten so stark gestiegen wie in kaum einem anderen OECD-Mitgliedsland. Auch die Einkommensarmut habe zugenommen, heißt es von Seiten der Bertelsmann Stiftung. Als „besorgniserregend“ bewertet die Stiftung insbesondere das Phänomen der Kinderarmut, welches aus der wachsenden Einkommensarmut resultiere. Rund jedes neunte Kind lebt der Studie zufolge unterhalb der Armutsgrenze. Vielerorts mangele es daher an den Grundvoraussetzungen sozialer Gerechtigkeit, denn unter den Bedingungen von Armut seien soziale Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben kaum möglich. Zum Vergleich: Neben den sozial gerechteren nordeuropäischen Staaten weisen auch Länder wie Ungarn (Rang 8) und Tschechien (Rang 13) eine geringere Kinderarmut auf als Deutschland (Rang 14).
Eine noch niedrigere Platzierung – nämlich Rang 22 – bekommt die Bundesrepublik für die soziale Gerechtigkeit innerhalb des Bildungswesens. Die Studie belegt einmal mehr: Der Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen hängt besonders in Deutschland stark mit ihrem jeweiligen sozioökonomischen Hintergrund zusammen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder aus einem sozial schwachen Umfeld durch Bildung befähigt werden, am gesellschaftlichen Wohlstand teilzuhaben, sei in Deutschland geringer als in vielen anderen OECD-Staaten, geht aus der Studie hervor. Außerdem seien die Investitionen in frühkindliche Bildung – laut Studie einem der Schlüsselfelder zur Gewährleistung gleicher Lebenschancen – weiterhin stark ausbaufähig.
DGB: Defizite müssten im Paket angegangen werden
Die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie seien ein Armutszeugnis für das reiche Deutschland, erklärte Annelie Buntenbach aus dem Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Die in der Studie benannten Hauptdefizite bei der Armutsvermeidung, der Bildung und der Integration von Arbeitslosen hängen nach Einschätzung Buntenbachs eng zusammen und müssten deshalb im Paket angegangen werden. Die Diskussion um die „beschämende Mini-Erhöhung der Hartz IV-Regelsätze“ zeige jedoch, dass genau das Gegenteil passiere. „Statt wirksamer und nachhaltiger Investitionen in die Köpfe unserer Kinder plant die Bundesregierung ein viel zu klein geratenes Bildungspäckchen für Kinder im Hartz IV-Bezug“, kritisierte Buntenbach.
Auch der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Gunter Thielen, betonte bei der Vorstellung der Studie in Gütersloh die Notwendigkeit zum Handeln. „In einer zukunftsfähigen Sozialen Marktwirtschaft dürfen wir uns nicht damit zufrieden geben, dass rund jedes neunte Kind in armen Verhältnissen aufwächst, Bildungschancen stark von sozialer Herkunft abhängen und vergleichsweise viele Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen bleiben". Der internationale Vergleich zeigt nach Ansicht Thielens eindeutig, dass sich soziale Gerechtigkeit und marktwirtschaftliche Leistungsfähigkeit keineswegs gegenseitig ausschließen.
Die komplette Studie ist online verfügbar.