zwd Berlin. Zu diesen besonderen Anforderungen gehört etwa der Umgang mit Kindern mit besonderem Förderbedarf oder mit Kindern, die zu Hause kein oder kaum Deutsch sprechen. In über 40 Prozent der Kindertagesstätten in Deutschland haben mindestens elf Prozent der Kinder einen fremdsprachlichen Hintergrund – das ist der höchste Wert im Vergleich der neun untersuchten Länder.Für die Studie „Providing Quality Early Childhood Education and Care“ wurden etwa 15.000 pädagogische Fachkräfte sowie knapp 3.000 Leitungskräfte in Deutschland, Chile, Dänemark, Island, Israel, Japan, Korea, Norwegen und der Türkei befragt.
Auf Leitungsebene nur 79 Prozent mit akademischem Abschluss
Deutschlands Fachkräfte in der Kinderbetreuung sind vergleichsweise gut für ihre Arbeit ausgebildet, wünschen sich jedoch mehr gesellschaftliche Anerkennung für ihre Arbeit. Unter den Leiter*innen von Kitas und Kindergärten (Ü3, für Kinder über drei Jahren) haben nur 79 Prozent einen Bildungsabschluss auf Fachschul- bzw. Bachelor-Niveau oder darüber und nur ein Drittel von ihnen ist nach eigener Aussage für die Verwaltung und pädagogische Leitung einer Kinderbetreuungseinrichtung speziell ausgebildet worden. Während in Deutschland 97 Prozent der Ü3-Fachkräfte und 95 Prozent der U3-Fachkräfte (für Kinder unter drei Jahren) speziell für die Arbeit mit Kindern ausgebildet sind, ist dieser Anteil in allen anderen untersuchten Ländern geringer – mit 64 Prozent am geringsten in Island. Wer speziell für die Arbeit mit Kindern ausgebildet ist und ein höheres Bildungsniveau hat, wendet laut der Studie eine größere Bandbreite von Methoden an, die die kindliche Entwicklung fördern. Deshalb spielt die Ausbildung, aber auch die Weiterbildung für die Qualität der frühkindlichen Bildung eine wichtige Rolle. „Qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung und Erziehung ist für die Kinder, ihre Familien und die Gesellschaft immens wichtig. Gleichzeitig wussten wir bisher nur wenig über die hier tätigen Fachkräfte und ihre tagtäglichen Erfahrungen“, sagte OECD-Bildungsdirektor Prof. Andreas Schleicher.
Kita-Bereich bleibt Frauendomäne
Gemein ist allen untersuchten Ländern, dass frühkindliche Bildung noch immer eine Frauendomäne ist. Über 95 Prozent der Fachkräfte sind Frauen – diese Zahl gilt auch für Deutschland. Ein ebenfalls länderübergreifendes Merkmal ist die hohe Berufszufriedenheit unter den Fachkräften. In Deutschland sagen 93 Prozent der Ü3-Fachkräfte, sie seien insgesamt zufrieden. Gleichzeitig ist nur rund ein Viertel der deutschen Fachkräfte mit seinem Gehalt zufrieden und nur 36 Prozent der Befragten fühlen sich in ihrer Rolle gesellschaftlich anerkannt. Dass sich die mangelnde Anerkennung auf die Qualität der Betreuung auswirken kann, zeigt ein weiteres Ergebnis der Studie: Diejenigen, die sich in ihrer Rolle anerkannt fühlen, wenden nach eigener Aussage häufiger individuell auf die Kinder zugeschnittene Lern- und Fördermaßnahmen an.
„Dass das Personal an Kitas in keinem anderen Teilnehmerland der Studie in so hohem Maße speziell für die Arbeit mit Kindern ausgebildet ist wie in Deutschland, darf uns stolz machen. Dass sich das Personal an Kitas gleichfalls aber nirgendwo sonst durch die Fülle an administrativen Aufgaben so belastet fühlt wie in Deutschland, – insbesondere auf Leitungsebene –, muss die politisch Verantwortlichen mehr als nachdenklich machen“, kommentierte der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Udo Beckmann der Studienergebnisse der OECD. So fordere der VBE ebenfalls seit langem, den Status der Profession nachhaltig aufzuwerten, die Arbeitsbedingungen an Kitas deutlich zu verbessern und für Entlastung bei administrativen Aufgaben zu sorgen. „Wir brauchen im frühpädagogischen Bereich langfristige und flächendeckende Investitionen, auch um dem massiven Personalmangel entgegenzuwirken“, mahnte Beckmann.