CORONA-HILFEN SCHULEN : Koalitionsregierung will digitale Bildungsoffensive starten

26. August 2020 // Ulrike Günther

Die Corona-Krise dauert noch an, die ungünstigen Folgen für viele Lebensbereiche will die Koalition aus Union und SPD durch fortgesetzte Hilfsmaßnahmen eindämmen. Im Bereich des Lehrens und Lernens ist eine „digitale Bildungsoffensive“ geplant, mit 500 Millionen Euro für die Digitalausstattung von Lehrkräften, einem Bildungsportal und Kompetenzzentren. Die Erziehungsgewerkschaft GEW begrüßt zwar die Entscheidung, sieht jedoch mögliche Probleme bei der Umsetzung voraus.

Die Bildungsoffensive soll die Digitalisierung an Schulen voranbringen. - Bild:Pikist
Die Bildungsoffensive soll die Digitalisierung an Schulen voranbringen. - Bild:Pikist

zwd Berlin. Auf der Sitzung des Koalitionsausschusses am 25. August einigten sich Union und SPD u.a. auf umfangreiche Förderhilfen, welche die nachteiligen Folgen der Krise auf den Bereich von Schule und Erwachsenenbildung abfedern sollen. Wie aus dem von der SPD-Bundestagsfraktion veröffentlichten Papier mit den Ergebnissen des Koalitionstreffens hervorgeht, planen die Regierungspartner, aus den Mitteln des EU-Aufbaufonds eine „digitale Bildungsoffensive“ zu finanzieren.

Online-Bildungsportal soll qualitätvolle Lehrinhalte bereitstellen

Dazu gehört die mit Förderhilfen in Höhe von 500 Millionen Euro angesetzte Ausstattung von Lehrer*innen mit digitalen Geräten ebenso wie der Aufbau eines bundesweiten Online-Bildungsportals. Es soll in einem geschützten, qualitätsgesicherten Raum hochwertige Lehrinhalte anbieten und für alle Bildungsbereiche - von der schulischen über die berufliche bis zur Weiterbildung – zugänglich sein.

Darüber hinaus soll das Online-Portal zum Durchführen von Unterricht oder Konferenzen und für Kommunikation, Prüfungen oder Prüfungsnachweise dienen. Auf der Bildungsplattform werden offene Standards gelten, und ein Gateway soll vorhandene Cloud- und Lernmanagementsysteme vernetzen. Außerdem hat die Koalition vorgesehen, sog. Bildungskompetenzzentren zu gründen. Ihre Aufgabe wird es sein, wissenschaftliche, praktische und methodisch-didaktische Kompetenzen zu verbinden und bereitzustellen sowie Schulen bei Medienplanung, Schul- und Personalentwicklung zu unterstützen.

GEW: Fachkräfte in Umsetzung der Bildungsoffensive einbeziehen

Die GEW begrüßt zwar die angekündigten Hilfen. Mit den Fördermaßnahmen seien „viele Defizite, die in der Corona-Krise sichtbar geworden sind, zu beseitigen“, hob die Vorsitzende der GEW Marlis Tepe anlässlich der Bekanntgabe der Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen hervor. Tepe sieht jedoch Schwierigkeiten bei der tatsächlichen Umsetzung der Pläne voraus. Weder die Digitalgeräte für die Lehrkräfte noch das Online-Portal würden ohne weiteres Eingang in den Schulalltag finden. Die digitale Bildungsplattform zu entwickeln, hält die GEW-Vorsitzende für ein technisch äußerst anspruchsvolles Projekt, welches andererseits „Global Players“ der IT-Technik, wie Microsoft, kein Vordringen in die Schulen erlauben dürfe.

Tepe forderte, die Hochschulen an dem Vorhaben zur digitalen Ausstattung zu beteiligen. Die GEW werde sich dafür einsetzen, dass man die Fachkenntnisse von Expert*innen aus Forschung und Schule in die Umsetzung der geplanten Maßnahmen einbeziehen werde. „Jetzt rächt sich, dass die Länder die Einrichtung eines Nationalen Bildungsrates blockiert haben“, erklärte Tepe. Sie lobte auch über die in Aussicht genommene Bildungsoffensive hinausgehende, vom Koalitionsausschuss vereinbarte Maßnahmen, wie den für erwerbstätige Elternpaare um fünf bzw. für Alleinerziehende um zehn Tage erweiterten Anspruch auf Kinderkrankengeld. Für den Fall erneut geschlossener Kitas und Schulen würden diese Regelungen mehr Freiräume schaffen. Sie kritisierte aber, dass die Entschädigung für Erwerbsausfälle von Eltern, die ihre Kinder allein betreuen müssten, auf 67 Prozent des monatlichen Nettogehaltes bzw. 2.016 Euro beschränkt worden sei.

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