SOZIALMINISTERIUM NRW : Kommunen sollen mehr Angebote für wohnungslose Frauen bereitstellen

12. Juli 2018 // Sibille Heine

Nordrhein-Westfalens Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) möchte wohnungslose Frauen besser unterstützen. Regeln sollen das die zuständigen Kommunen. „Absurd“ nannte die Opposition im Düsseldorfer Landtag diese Forderung.

zwd Düsseldorf. 6.400 Frauen sind in Nordrhein-Westfalen ohne Obdach. Die Zahlen der offiziellen Wohnungslosenstatistik riefen nun das CDU-geführte Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales auf den Plan. Im Rahmen einer Fachveranstaltung des Ministeriums erkannte der zuständige Minister, Karl-Josef Laumann, dass strukturelle Gründe Frauen in die Obdachlosigkeit drängten: „Bei einer Trennung sind Frauen wegen ihrer oft schlechteren Einkommenssituation eher von Wohnungslosigkeit bedroht.“ Frauen, die häusliche Gewalt erlebt haben, seien meist wirtschaftlich nicht abgesichert und verfügten oft über keine sozialen Netze, die sie auffangen könnten, so Laumann.

Laut Landesminister sind die Kommunen gefragt, die in Not geratenen Frauen aufzufangen. Kommunale Stellen, wie Ordnungs- und Sozialämter, Schuldner- und Suchtberatungen, gegebenenfalls Jobcenter und kommunale Fachstellen für Wohnungsnotfallhilfe sollten enger zusammenarbeiten, um Wohnungslosigkeit vorzubeugen.

Starke Kürzungen beim sozialen Wohnungsbau

„Absurd“ nannte Lisa Kapteinat (SPD) diese Forderung im Düsseldorfer Landtag. Ihre Fraktion hatte auch vor dem Hintergrund der stark überlasteten Frauenhäuser in NRW am Mittwoch (11. Juli) eine Aktuelle Stunde zum Thema beantragt. Derweil der Sozialminister mehr Engagement von den Kommunen fordert, kürze seine Amtskollegin Ina Scharrenbach (CDU), Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, die Mittel für den sozialen Wohnungsbau jährlich um 300 Millionen Euro. Damit fehlten bis 2022 insgesamt 1,5 Milliarden Euro für günstigen Wohnraum. Allein 2017 mussten Frauenhäuser in NRW 7.358 Frauen wegen Platzmangel abweisen, so Kapteinat. Frauen, die einen Platz bekommen hatten, könnten häufig die Einrichtungen nur deshalb nicht verlassen, weil sie keine bezahlbare Wohnung fänden. „Fördermittel für die Kommunen kürzen und sich dann auf die Fahnen schreiben, man habe das Problem erkannt, ist zynisch“, monierte Kapteinat vor den Abgeordneten.

Josefine Paul, Landtagsabgeordnete der Grünen, forderte ebenfalls finanzielle Unterstützung vom Land zur Bekämpfung der Wohnungsnot. „Wohnungslosigkeit ist kein persönliches Schicksal, sondern gesamtgesellschaftliche Verantwortung.“ Betroffene Frauen brauchten Schutz vor Gewalt und eine Stärkung ihrer Autonomie. Die Zahl obdachloser Frauen habe seit 2011 um 60 Prozent zugenommen. Die Dunkelziffer liege vermutlich noch höher, so Paul.

Der Wohnungslosenstatistik zufolge waren zum Stichtag im Juni 2016 gut 25.000 Menschen in NRW wohnungslos, davon 6.400 Frauen. Das Land NRW fördert mit dem Aktionsprogramm „Hilfen in Wohnungsnotfällen“ unter anderem Pilotprojekte, Studien und Veranstaltungen in Höhe von einer Million Euro jährlich.

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