INSM-BILDUNGSMONITOR 2019 : Leistungsfähigkeit der Bildungssysteme: Berlin erhält „rote Laterne“ von Bremen zurück

15. August 2019 // Hannes Reinhardt

Nachdem sie im Vorjahr noch auf Platz 13 geführt worden war, ist die Bundeshauptstadt beim aktuellen Bildungsmonitor der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) wieder auf den letzten Platz zurückgefallen. Den größten Sprung nach vorne machte das Saarland.

zwd Berlin. Die leistungsfähigsten Bildungssysteme haben demnach Sachsen und Bayern gefolgt von Thüringen, dem Saarland, Hamburg und Baden-Württemberg. Gegenüber dem Vorjahr konnte Bayern seine gute Position noch einmal verbessern und auf Platz zwei vorrücken.

Der aktuelle Bildungsmonitor ergab folgendes Ranking:

  1. Sachsen (Vorjahr: Platz 1)
  2. Bayern (3)
  3. Thüringen (2)
  4. Saarland (6)
  5. Hamburg (5)
  6. Baden-Württemberg (4)
  7. Rheinland-Pfalz (9)
  8. Mecklenburg-Vorpommern (7)
  9. Niedersachsen (8)
  10. Hessen (10)
  11. Schleswig-Holstein (10)
  12. Sachsen-Anhalt (12)
  13. Nordrhein-Westfalen (15)
  14. Bremen (16)
  15. Brandenburg (14)
  16. Berlin (13)

Schulabbrecherquote insgesamt gestiegen

In der Mehrzahl der Bundesländer und Handlungsfelder gab es laut des INSM-Bildungsmonitors, die im Auftrag des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) erscheint, derweil keine Fortschritte, sondern steigende Herausforderungen. So stieg die Schulabbrecherquote allein binnen eines Jahres von 5,7 auf 6,3 Prozent an – unter Ausländer*innen sogar von 14,2 auf 18,1 Prozent. Weiter seien in den Handlungsfeldern Integration, Bildungsarmut und Schulqualität die größten Verschlechterungen festzustellen. Während die Bildungspolitik in den letzten Jahren durchaus die Ausgaben erhöht, die Betreuungsrelationen an den Schulen verbessert und die Förderinfrastruktur gestärkt habe, reichten die Anstrengungen unterm Strich nicht aus, um die Teilhabechancen der jungen Menschen zu sichern, erklärte die INSM. Sie empfiehlt der Politik daher die Förderung der Durchlässigkeit des Bildungssystems sowie die Sicherung von Teilhabechancen. Nach Einschätzung der Initiative wären hierzu eine Stärkung der Sprachförderung an Kitas, der weitere Ausbau an Ganztagsschulen, eine nach Sozialindex differenzierte Bildungsfinanzierung und mehr Vergleichsarbeiten an Schulen mit darauf aufbauenden Förderangeboten sinnvoll. Um die digitale Grundbildung zu sichern, sollte zudem der Digitalpakt Schule zügig umgesetzt, die digitale Infrastruktur dauerhaft sichergestellt und ein Ideenwettbewerb um die besten digitalen Lehrmethoden entfacht werden. Ferner seien bestehende soziale Unterschiede bei der ökonomischen Bildung zu verringern und eine ökonomische Grundbildung bundesweit sicherzustellen. Lehrkräfte sollten in den Bereichen Integration, Digitalisierung und ökonomische Bildung entsprechend qualifiziert werden.

Brandenburg wirft Studie „erneut unzutreffende Aussagen“ vor

„Aktuell werden von Staat und Privat in Deutschland gut neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und Forschung ausgegeben – diese Marke sollte auf zehn Prozent steigen“, sagte Studienleiter Prof. Axel Plünnecke vom IW. Durch mehr gezielte Ausgaben in Forschung und Bildung könnten Wirtschaftswachstum und Teilhabe gestärkt und dadurch der Wohlstand langfristig gesichert werden.

Das Bildungsministerium Brandenburgs wies die schlechte Platzierung des Landes zurück und warf dem aktuellen Bildungsmonitor der INSM „erneut unzutreffenden Aussagen“ vor. So würden darin „ältere und bereits bekannte Ergebnisse internationaler, nationaler und länderspezifischer Schulleistungsstudien sowie Daten aus dem Hochschulbereich oder der beruflichen Bildung unzulässig miteinander vermischt, zumal länderspezifische Rahmenbedingungen keine Beachtung finden.“ So werde für Brandenburg etwa ein fehlender Fremdsprachenunterricht in der Grundschule dargestellt. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Fremdsprachenunterricht in der Grundschule sei – gemessen am Bundesdurchschnitt – mit 50,6 Prozent nur unterdurchschnittlich. „Tatsache hingegen ist: Der Fremdsprachenunterricht ist im Land Brandenburg Teil der Stundentafel in der Grundschule und wird verpflichtend für alle Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Insofern liegt der Anteil der Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 3-6 mit Fremdsprachenunterricht in der Grundschule bei 100 Prozent“, betonte das Ministerium. Es messe daher weder den im Bildungsmonitor genannten Erfolgen noch den behaupteten Schwächen größere Bedeutung zu. Für die Entwicklung der Qualität der Schulen im Vergleich der Bundesländer hätten die Studien des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in Berlin eine höhere Relevanz. „Dort hat Brandenburg in den letzten Jahren gut abgeschnitten.“

Die Lobbyorganisation INSM wird nach eigenen Angaben von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie finanziert.

Artikel als E-Mail versenden