FACHGESPRÄCH KMK : Lüften in Klassenzimmern: Für GEW und Eltern noch Fragen offen

25. September 2020 // Ulrike Günther

Wie lässt sich in der kühleren Jahreszeit in der Schule die richtige Raumhygiene gewährleisten? Dieses Problem treibt derzeit Eltern, Lehrkräfte und Gewerkschafter*innen um. Beim Fachgespräch der Kultusministerkonferenz mit Spezialist*innen zum Lüften in Schulen sind aus ihrer Sicht noch eine Reihe Fragen ungelöst geblieben. Sie fordern mehr Unterstützung und einen Zeitplan für die Maßnahmen, um bei kalten Temperaturen Schutz vor Erkrankung sicherzustellen.

In der kühlen Jahreszeit wird Gesundheitsschutz an Schulen schwieriger. - Wikimedia.org / DALIBRI
In der kühlen Jahreszeit wird Gesundheitsschutz an Schulen schwieriger. - Wikimedia.org / DALIBRI

zwd Berlin. Die Erziehungsgewerkschaft GEW, der Bildungsverband VBE und der Bundeselternrat begrüßten in einer Stellungnahme vom Freitag (25. September) zwar, dass die Kultusministerkonferenz (KMK) den fachlich fundierten Rat von Forscher*innen zur Frage des Lüftens von Schulräumen in der kalten Jahreszeit gesucht hat. Beim Fachgespräch am Mittwochabend (23. September) sind nach Ansicht der Vorsitzenden der drei Organisationen, die ebenfalls an der Debatte teilnahmen, jedoch noch „viele Fragen offengeblieben“.

Es habe eine wissenschaftliche Auseinandersetzung darüber gegeben, wie wirksam das Lüften einzuschätzen ist und ob Luftreinigungsgeräte in Klassenräumen ohne hinreichend zu öffnende Fenster die Belastung der Luft mit Viren tatsächlich beeinflussen könnten. Nach Angaben der KMK hatten die anwesenden Fachleute aus den Bereichen Medizin, Hygiene und Aerodynamik mehrerer Universitäten die Auffassung vertreten, dass Lüften die Viruslast in Schulzimmern und das Infektionsrisiko erheblich verringert. Es gehöre daher als unerlässlicher Bestandteil in jeden Gesundheitsschutz- und Hygieneplan.

Umweltamt wird Handreichung zum Lüften erstellen

Laut der Vorsitzenden der GEW Marlis Tepe befürworten die drei Verbände die vom Bundesumweltamt angekündigte Handreichung zum „Lüften in Schulräumen“. Sie betonte jedoch, dass die Schulen „dringend Orientierung und Unterstützung“ bräuchten. Die bisher geltende Regelung, wonach die Klassenräume im 20-Minuten-Rhythmus für 5 Minuten zu lüften sind, stelle bei Regen und Kälte eine „riesige pädagogische Herausforderung“ dar. Der Direktor des Bundesumweltamtes Dr. Heinz-Jörn Moriske hatte während des Fachgespräches in Aussicht gestellt, einen für alle Schulen verfügbaren Leitfaden zu wichtigen Fragen rund ums Lüften, z.B. was „Stoßlüften“ bedeutet oder wann und wie lange man durchlüften sollte, zu erstellen. Die Expert*innen hatten das stoßweise, 3- bis 5-minütige Lüften im Abstand von 20 Minuten empfohlen sowie das sog. Querlüften bzw. Durchzug während der Pausen.

Der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann verlangte ein Anrecht für die Schulen, trotz des dadurch entstehenden Mehraufwandes eine Beurteilung der Gefährdung von den Ämtern einzufordern. Dabei seien auch Konsequenzen zu erwägen, falls eine Schule hinsichtlich der Gefährdungslage nicht zu beurteilen ist. Die drei Verbände erwarteten von der KMK ein rascheres Tempo und einen eindeutigen Zeitplan, nach welchem die Maßnahmen umzusetzen sind. Kosten für möglicherweise erforderliche Umbauten oder das Anschaffen von Geräten dürften nicht ausschlaggebend sein, mahnten sie. Entscheidend sei der umfassende Gesundheitsschutz für Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern.

Fachleute: Luftreinigungsgeräte nur in Ausnahmefällen sinnvoll

Die Präsidentin der KMK und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) unterstrich im Rückblick auf die Sitzung am Donnerstag (24. September), dass man angesichts der bald einsetzenden kühleren Monate über die zu erarbeitende Handreichung nun schnell nachvollziehbare, überall gut umsetzbare Vorgaben bereitstellen müsse. Lüften sei nach Meinung der Fachleute eine „wichtige und wirkungsvolle Maßnahme im Gesamtpaket der Hygienemaßnahmen“, um das Erkrankungsrisiko einzudämmen. Die Sorge mancher Eltern, die Schulzimmer könnten durch häufiges Lüften zu stark auskühlen, entkräftete Hubig durch die Weitergabe der von den Wissenschaftler*innen vermittelten Erkenntnis, dass bei sachgerechtem Lüften die Raumtemperatur nur um 2 bis 3 Grad absinke.

Zur Frage des öffentlich vielfach diskutierten Gebrauches von mobilen Luftreinigungsgeräten einigten sich die Fachleute nach Aussagen der KMK auf die Einschätzung, dass die Geräte nur in Ausnahmefällen und als ergänzendes Mittel, wenn z.B. Räume keine vollständig zu öffnenden Fenster besäßen, sinnvoll einzusetzen seien. Dabei sollten lediglich qualitätsgeprüfte, leise arbeitende Geräte mit einem der Raumgröße angemessenen Volumenstrom Anwendung finden. Die Vorsitzenden von Gewerkschaften und Elternrat wiesen weiterhin auf die in vielen Schulen noch unzureichenden hygienischen Verhältnisse und größere bauliche Mängel hin. Außerdem müssten Fenster, die man bisher nicht öffnen könne, so schnell wie möglich umgebaut werden.

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